Klimabilanz – Herausforderung für Golf-Versandhandel
E-Commerce brummt, das Geschäft läuft auch im Golfbereich wie am Schnürchen. Im Carport des kauffreudigen Kunden stapeln sich die Kartons von Golfbällen, Golfschuhen oder Bags, weshalb die Frage auftaucht: Wie genau halten es die großen Versandhändler im Golfsport eigentlich mit dem Thema Nachhaltigkeit?
Ein Anruf bei all4golf und Golfhouse, die den Golfmarkt in Deutschland dominieren, zeigt: Das Thema ist offenbar wohlbekannt. Die Aussagen klingen dabei ähnlich: Bernhard Linz, Leiter der Kommunikation bei Golf House, erklärt, „das ist ein großes Thema, wir sind dran und haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Bei Tobias Bergenthal, COO bei all4Golf, ist die Aussage inhaltlich identisch: „Grundsätzlich ist das Thema für uns wichtig, wir sind da in der Verantwortung. Aber wir haben noch lange nicht alles erreicht.“ Der Sporthändler Decathlon, der weit weniger Golfwaren anbietet, durch seine Preis-Aggressivität aber auch auf den Markt drängt, widmet der Thematik einen Bereich seines Webauftritts und klärt über die bisherigen Projekte auf.
Unter dem Motto „Ecodesign“ werden die angebotenen Produkte anhand einer Punkteliste auf ihre Umweltauswirkungen untersucht und klassifiziert. Entsprechende Produkte werden markiert. Im Golfbereich schaffen es bis dato allerdings nur ein Baselayer für Herren und eine Golf Bermuda Shorts für Kinder in das Aufgebot.
Wieviel genau ist tatsächlich bei den Unternehmen im Hinblick auf klimafreundlichen Versandhandel schon passiert?
Bei all4golf und Golf House hat man sich zumindest von Plastiktüten als Versandverpackung inzwischen getrennt. Die Papierverpackungen bestehen weitgehend aus recycelter Ware, gleiches gilt für die Kartonagen. „Wir hatten früher sieben Verpackungen, nur beim Driverversand haben wir jetzt noch eine Plastikhülle im Gebrauch“, analysiert Linz die Lage.
Ansonsten allerdings wird klar: Abgesehen von der Tatsache, dass man bei Golf House den Druck des dicken Papierkatalogs reduziert hat und beim Druck der Papierwerbemittel über die Druckerei einen Ausgleich für die Aufforstung von Waldflächen vornimmt, befinden sich beide Unternehmen vor allem in der Planungsphase, was nachhaltigen E-Commerce anbelangt.
Immerhin: Golf House arbeitet mit der Nachhaltigkeitsberatung „Fokus Zukunft“ bereits konkret an einem Konzept. In diesem Jahr, so Linz, wolle man unbedingt Co2-neutral werden. Im Moment aber besteht bei keinem der Anbieter von Golfprodukten für den Kunden die Möglichkeit zum Co2-Ausgleich beim Kauf, beim Versand werden umweltfreundliche Varianten wie GoGreen bei DHL nicht genutzt. „Wir haben das für dieses Jahr auf jeden Fall auf der Agenda“, erklärt Tobias Bergenthal. Man merkt, das Thema brennt den Herren durchaus unter den Fingern.
Kein Wunder, denn nicht nur beim bevh, dem Verband für Versandhandel und E-Commerce, füllt die Thematik mehrere Webpages und beschäftigt eine Kommission. Die Themen sind vielfältig und stehen längst nicht nur bei Versandriesen wie Amazon oder Zalando auf der Agenda, sondern eben auch beim Mittelstand.
Das Thema Plastik bleibt schwierig
Wie geht man mit Retouren und Abfall um? Wird der Kunde auf nachhaltige Produkte hingewiesen? Was tun mit den Plastikverpackungen für die zahllosen Kleidungsstücke, die zum Schutz vor Schmutz immer verpackt werden? Wie lässt es sich vermeiden, dass der Kunde zwei Päckchen erhält, obwohl er mehrere Produkte in nur einer Bestellung aufgegeben hat? Oder wie gleicht man die Emission für Flug- und Autotransport der Ware aus?
Eine nachhaltige Umstellung ist aufwändig, sie kostet Zeit und Geld, erfordert Kreativität. Bei all4golf etwa wird ein retourniertes Kleidungsstück nicht erneut neu in Plastik verpackt, die Versandkartonage wird mehrfach verwendet. Golf House hat sich entschlossen, bei der Frühjahrs-Sommermode erstmalig auf nachhaltige Produkte hinzuweisen und verzichtet gänzlich auf Anzeigenschaltung in Magazinen, die eine Plastikumhüllung haben. Es ist in beiden Fällen, das ist Bergenthal wie Linz wichtig, nur der Anfang. Ende des Jahres, so unisono die Aussage, werde die Bilanz schon deutlich besser ausfallen.
Bergfreunde spielen eine Vorreiterrolle
Dass auch mittelgroße Versandhändler viel bewegen können, zeigt der Blick auf den Online-Shop der Bergfreunde, die rückwirkend bis zum Jahr 2006 Klimaneutralität vorweisen können. Damit setzte der Outdoor-Onlinehändler, der mit ClimatePartner zusammenarbeitet, durchaus Maßstäbe. Die Klimabilanz ist auf der Website abrufbar, Einzelmaßnahmen wie die Verwendung von 100 % Ökostrom am Logistik-Standort, eine Photovoltaik-Anlage für die Verwaltung und neue Kartonfaltmaschinen sind nur einige der Details, die auffallen. „Der Klimawandel ist das Thema unserer Zeit“, erklärt Geschäftsführer Matthias Gebhard seinen Kunden im Image-Video.“ Das ist ein Thema, das uns auch als Bergfreunde nicht kaltlässt.“ Er macht aber auch klar: „Alle Antworten haben wir noch nicht.“ Aber man sucht danach – so wie bei den Kollegen aus der Golfbranche.