Die Hitze-Prognosen der Meteorologen überschlagen sich. In Frankreich hat der Sommer eigentlich noch nicht begonnen, aber „der Grad an Hitze ist für Juni bemerkenswert“, stellt Matthieu Sore von Méteo-France fest. Das Land steckt seit Donnerstag in einer Hitzewelle, 38 Grad Celsius werden in einigen Regionen am Wochenende erwartet. Gleichzeitig meldet der Wetterdienst der BBC eine Hitzewelle für Teile Englands. Die Region Suffolk machte diese Woche den Anfang. Als Hitzewelle gilt in Großbritannien eine Phase von drei Tagen und mehr mit mehr als 27 Grad. Associated Press berichtet, „extreme Hitze und Schwüle“ werde mehr als 200 Millionen Menschen in Großbritannien betreffen. Gleichzeitig hat die UK Health Secury Agency eine Gesundheitswarnung ausgesprochen und rechnet mit einem Anstieg von Hitzetoten.
Hitze ist laut dem aktuellen Klima-Risiko-Index 2025 weltweit das Klimarisiko Nummer 3, wenn es um wirtschaftliche Folgen und Gefährdungen für Menschen geht, die bis hin zum Todesfall führen. An Position eins werden Dürren, an Position 2 Überflutungen geführt.
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News & Trends rund um das Thema Nachhaltigkeit im Golfsport
Den Golfsport betreffen Hitzewellen im Mark, auch wenn die Konsequenzen dieser Wetterlage vielen Golfern und Golferinnen aber auch Verantwortlichen auf Golfanlagen nicht wirklich bewusst sind.
- Wer aber will schon bei extremer Hitze Golf spielen – vor allem dann, wenn die Golfanlagen in erster Linie auf gehende nicht auf fahrende Golfer ausgerichtet sind? In den Vereinigten Arabischen Emiraten, Arizona oder Kalifornien ist der Golfsport auf Hitze eingestellt, findet ausschließlich mit Carts statt. In England und Schottland, vielen Regionen Frankreichs, aber auch in der D-A-CH Region ist dies nicht der Fall.
- Hitze kann zu Überlastung des Kreislaufs führen und in letzter Konsequenz zu Gesundheitsschäden und sogar Todesfällen. Gerade Kinder und vor allem die im Golfsport in hohem Maße vertretene ältere Klientel von 60 Jahren sind deshalb durchaus auch gesundheitlich von extremer Hitze betroffen. .
- Hitze bedeutet Stress für das Gras und zunehmenden Beregnungsbedarf. Das führt zu Druck auf die Wasserversorgung der Golfanlage, zusätzlichen Kosten aber letztendlich auch einer veränderte Optik. Braune statt grüne Fairways sind an sich kein Problem von der Spielqualität. Aber die Frage, inwiefern sie gerade Neugolfer attraktiv finden, die womöglich sattgrüne Fairways erwarten, steht immer im Raum.
- Bei Hitzewellen werden Arbeitsschutzbedingungen in einigen Ländern auch im Greenkeeping zum Thema. Das Personal muss entsprechend eingesetzt werden.
- Die Infrastruktur muss zur Hitze passen. In heißen Regionen der USA, in Asien oder Südamerika sind die Clubhäuser für heiße Tage gebaut. In England, Österreich oder Deutschland aber sind Gebäude meist nicht klimatisiert und generell von der Architektur nicht auf Hitzewellen ausgerichtet. Eine Siegerehrung im Club zum Beispiel wird da dann schnell unerfreulich heiß.
Ein Verlust an Attraktivität des Sports ist eines der größten Risiken, das für die Golfindustrie mit Hitzewellen einhergeht. Weniger Greenfeespieler an extrem heißen Tagen, weniger Umsatz im Proshop und in der Gastronomie. Weniger Neugolfer, die sich zu dem Sport hingezogen fühlen. All‘ dies wirkt sich letztendlich negativ auf die gesamte Wirtschaftlichkeit der Anlage aus.
Welche Länder sind am stärksten betroffen?
Extrem-Wetter betrifft die Länder dieser Erde in unterschiedlichem Ausmaß, wie der aktuelle Klima-Risiko-Index 2025 zeigt. Dabei sind keineswegs nur Entwicklungsländer von hohen wirtschaftlichen Verlusten oder Todesfällen betroffen, sondern durchaus auch hoch entwickelte Staaten. Allen voran ist Italien zu nennen, das es für das letzte bilanzierte Jahr 2022 sogar unter die Top 3 schaffte. Es war der heißeste Sommer aller Zeiten. In Rom wurden am 28. Juni 2022 40,8 Grad gemessen. In der Po-Region und später in der Toskana kam es zu Dürre-Warnungen.
Nein, Daten über den Zusammenhang zwischen extremer Hitze und nachlassendem Golfgeschäft gibt es in der Golfindustrie nicht. Wie auch, bisher hat die Golfindustrie vielfach von der Sonne profitiert. Spaniens und Portugals Tourismusgeschäft basiert in allererster Linie auf der Tatsache, dass Sonne und höhere Temperaturen Besucher aus Nordeuropa dorthin zogen.
Golfanlagen in Florida und Arizona leben seit Jahrzehnten hervorragend von all‘ jenen Golfern, die in Shorts und T-Shirt statt im Wollpullover auf die Runde gehen wollen. Hitze war stets ein positiver Faktor, nie ein Problem.
Extremwetter bedeutet ein neues Verständnis von Hitze
Die Einschätzung ändert sich. Auch im Tourismus wird extreme Hitze zunehmend als Problem verstanden, weil sie häufig mit Waldbrandrisiko, Evakuierungen und gesundheitlichen Problemen verbunden ist.
Ein Blick auf die Rangliste jener Nationen, die zwischen 1993 und 2022 generell am stärksten von Extremwetter betroffen waren, macht klar: Die Golfdestinationen Italien, Spanien, Portugal und Spanien finden sich allesamt unter den Top 15. Aber auch Deutschland auf Rang 48, Großbritannien auf Position 61 oder Frankreich (32), Belgien (18), Japan (69), die Niederlande (86), Österreich (94) und die Schweiz (96) landen unter den Top 100.
Muren und starke Überflutungen haben etwa den Schweizer, den deutschen und österreichischen Golfanlagen im vergangenen Jahr stark zugesetzt. Die heftigen Überflutungen in der Region Valencia haben über Wochen für Negativpresse in den internationalen Medien gesorgt. Auch das wirkt sich nicht positiv auf den Tourismus aus.
Die Kosten steigen
Extremwetter kostet enorm viel Geld und fordert viele Todesopfer. Nicht nur ganze Staaten, sondern eben auch einzelne Industriezweige. Der Klima-Risiko-Index beziffert die wirtschaftlichen Kosten von Extremwetter für die Jahre 1993 bis 2022 weltweit auf 4,2 Billionen US-Dollar. Rund 226.000 Personen sind an Hitzewellen gestorben, egal ob auf Baustellen, in der Landwirtschaft, in Altersheimen und Krankenhäusern – oder eben auch beim Sport.