Golfplätze fördern Streuobstwiesen als Lebensraum
Im Frühjahr sind sie ein optisches Highlight: Die Streuobstwiesen auf Golfplätzen wuchern mit Farbtönen vom kräftigen Rosa bis zum schimmernden Weiß. Tatsächlich aber sind die Flächen mit Streuobstbeständen viel mehr als nur eine optische Aufwertung: Streuobstwiesen leisten einen wesentlichen Beitrag zur biologischen Vielfalt und diesen als Lebensraum für unzählige Insektenarten, Vögel und kleine Säugetiere. In vielen Bereichen Deutschlands, darunter auch in Hessen, gelten sie als Teil der Kulturlandschaft, die geschützt werden muss. In Hessen hat man deshalb die hessische Streuobstwiesenstrategie entwickelt. Tatsache nämlich ist: Die Streuobstwiesenbestände gehen deutschlandweit zurück. Deshalb werden sind als gefährdeter Lebensraum in der Roten Liste aufgeführt. Von der UNESCO-Kommission wurde der Streuobstanbau in Deutschland sogar zum Immateriellen Kulturerbe erklärt.
Golfplätze spielen vor diesem Hintergrund eine wesentliche Rolle bei der Förderung der Bestände. Aufgrund ihrer großen, nicht für den Spielbetrieb genutzten Flächen stehen außerhalb der Spielbahnen zahlreiche Bereiche zur Verfügung, die für die Anpflanzung von Streuobst zur Verfügung stehen. Im Rahmen des Projektes Lebensraum Golfplatz des Hessischen Golfverbandes wird auch dieses Projekt zur Förderung der Artenvielfalt von allen Beratern als lohnenswert betont.
Dabei gibt es kaum eine Golfanlage, die nicht längst einen Raum für Streuobst gefunden hat. Im Royal Homburger GC pflanzte man hochstämmige Apfelsorten nach. Im GC Main-Taunus stößt man zwischen den Bahnen 13 und 14 auf alte Obstsorten. Im GC Kassel-Wilhelmshöhe wurden genauso Streuobstwiesen entwickelt, wie im Golfpark Gudensberg. Im GC Neuhof sind die Bestände auf dem „Blauen Platz“ derartig groß, dass man sich inzwischen mit den MainÄppelhaus Lohrberg Streuobstzentrum e.V. zusammengetan hat und bei Pflege und Ernte auch auf deren Expertenwissen setzt.
Besonders wertvoll sind Streuobstwiesen, wenn sich die Golfanlage für die Pflanzung heimischer alter Obstsorten entscheiden, die extra für die Region gezüchtet und angepasst wurden. Nachdem immer mehr Streuobstwiesen verschwinden und der Landwirtschaft oder Baumaßnahmen weichen, wird dadurch auch der Erhalt der Sorten gefördert.
Richtiger Schnitt entscheidend
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Pflege des Streuobstes. Mit der Pflanzung allein ist es nämlich nicht getan. Die Obstbäume müssen in regelmäßigen Zeitabschnitten fachgerecht zugeschnitten werden. Auf einigen der Anlagen übernehmen Greenkeeper diese Arbeit, nachdem sie einen Obstbaumschnittkurs oder eine Einweisung von Fachpersonal erhalten haben. Auf anderen Anlagen führen externe Helfer von Gartenbauvereinen oder Fachbetrieben die Arbeiten durch. Schon der Wurzelschnitt beim Setzen des Baumes entscheidet über dessen spätere Entwicklung. Mit dem ersten Pflegeschnitt wird festgelegt, wie viele Äste der Baum haben soll.
Für Golfanlagen bedeutet damit nicht nur das Setzen, sondern auch das Pflegen der Bäume eine wesentliche Investition an Zeit und Geld. Bedenkt man, dass Golfanlagen mit über 100 Streuobstbäumen keine Seltenheit sind, ist der Aufwand jedes Jahr beträchtlich. Hinzu kommt, dass Streuobstbestände mit mindestens 25 lebenden Bäumen und mindestens 160 Zentimeter Stammhöhe, die auf einer Wiese mit mindestens 1500 Quadratmeter Fläche stehen, inzwischen laut dem „Gesetz zum Schutz der Insektenvielfalt in Deutschland“ als gesetzlich geschütztes Biotop gelten. Damit ist ihre Bedeutung auf den Golfanlagen auch gesetzlich verankert.