Golf und Wasser: Voraus planen statt abwarten
Es hagelt Fragen. Fragen, die in Deutschland über Jahrzehnte keine Rolle gespielt haben. Im Kern geht es darum, wer in Zukunft wieviel und welches Wasser nutzen darf. In den Worten der deutschen Bundesregierung ausgedrückt, geht es um die nationale Wasserstrategie, die im März verabschiedet wurde. Das ist insofern neu, als es in Deutschland bis dato keine einheitlichen Regelungen zum Thema Wasser gab.
Behörden ändern die Vorgaben
Für Kersten Preussler, Vize-Präsident im GC Odenwald, spiegelt sich diese nationale Vorgabe konkret in Zahlen wider. „Unsere Wasserentnahme ist nun an den Wasserstand der Mümling gekoppelt“, erklärt er die neuesten Vorgaben, die im Fall des GC Odenwald in Darmstadt gefällt werden. Liegt der Wasserstand der Mümling unter 0,5118 Meter, wird die Wasserentnahme gestoppt. 2022 hatte die Mümling ziemlich lange einen Wasserstand unter 0,5118 Meter.
Der Fall des GC Odenwald ist nur ein Beispiel von vielen, die man derzeit innerhalb der deutschen Golfszene finden kann. Die Wasserversorgung von Landwirtschaft, Städten, Haushalten, der Industrie, Sportanlagen wird nun deutschlandweit reguliert. Golfplätze sind da nicht ausgenommen. Die Änderungen sind vielfältig, sie ähneln sich nur in einem: Sie kommen schnell, oft unangekündigt. Sei es, dass Wassergenehmigungen an die Vorgabe des Wassersammelns von Oberflächenwasser gekoppelt werden. Sei es, dass Entnahmemengen an Wasserstände in Fließgewässern gekoppelt werden. Genehmigungen für die Entnahme von Trinkwasser, wie sie zum Beispiel in der Stadt München zum Teil noch bei Golfanlagen, vorlagen, wurden ganz gestoppt.
Gebühr beim Wassercent erhöht sich
In Niedersachsen stufte man die Golfanlagen kurzerhand bei der Wassercent-Gebühr um in den Bereich „Sonstiges“. Während die Golfanlagen vorher eher komfortabel mit Gärtnereien und der Landwirtschaft einsortiert waren, fallen sie nun in den schlechtesten aller Bereiche unter „Sonstiges“. Die Gebühr für einen Kubikmeter Wasser ist damit von 0,014 Euro pro Kubikmeter auf 0,18 Euro pro Kubikmeter gestiegen. Bei einer Entnahme von 20.000 Kubikmeter Wasser im Jahr macht der Unterschied 3320 Euro aus, kein Betrag, der einen Golfclub wirtschaftlich vor Existenznöte stellt. Tatsächlich aber taucht in diesem Umfeld vor allem eine Frage auf: Was passiert, wenn der Wasserpreis womöglich auf 0,5 Euro steigt? 20.000 Kubikmeter würden dann 10.000 Euro kosten. Nicht wenige Golfanlagen in Deutschland benötigen aber deutlich mehr als nur 20.000 Kubikmeter im Jahr.
Die Einführung des sogenannten Wassercents ist nun sogar in Bayern zum Thema geworden, wo Wasser bis dato nach Meinung der Politik in Hülle und Fülle in bester Qualität zur Verfügung stand. Seit 2003, so die Dokumentation des Landesamtes für Umwelt, ist die Grundwasserneubildung aber ins Negative gekippt. Das jährliche Defizit beträgt etwa ein Sechstel.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat nun auch für Bayern ab 2024 die Einführung eines Wassercents angekündigt. „Der ,Wassercent‘ zeigt, wie kostbar unser Wasser ist“, sagte Söder während der Haushaltsberatungen im März. „Es kann nicht sein, dass dieses zum Teil 10.000 Jahre alte Wasser einfach von jedermann umsonst gratis genutzt werden kann – dafür ist es zu kostbar und zu wertvoll.“ Wer, wie viel zahlen wird, ist derzeit unklar. Für die Nutzer von Sportanlagen, dazu zählen zum Beispiel Fußball- und Golfclubs, könnten Gebühren entstehen.
Frage der Zukunftsfähigkeit
Die Botschaft, dass eine schnelle Entwicklung einer Wasserstrategie für Golfanlagen wichtig ist, konnte man auch von Thomas Graner, Vize-Präsident des Bundesamtes für Naturschutz im April bei der Jahreshauptversammlung der Vereinigung The Leading Golf Clubs of Germany hören. „Das Thema Wasser ist zart angekommen. Wir haben die ersten Dürreerfahrungen gemacht“, erklärte Graner. Das Thema werde aber mit hoher Wahrscheinlichkeit an Brisanz gewinnen. Die Zukunftsfähigkeit von Golfanlagen, so seine Einschätzung, hänge auch stark davon ab, wie vorausschauend der einzelne Club im Hinblick auf seine Wasserversorgung agiere.
Golfclubs reagieren mit Baumaßnahmen
Tatsächlich ist in zahlreichen deutschen Golfclubs inzwischen rege Betriebsamkeit im Hinblick auf die Thematik angebrochen. „Gut die Hälfte aller Anfragen, die im Moment mit Baumaßnahmen auf einem Golfplatz zu tun haben, beinhalten auch die Optimierung der Wasserversorgung“, erklärt Thomas Himmel von Himmel Golf Design. „Der Speicherteich des GC Hetzenhof mit einem Fassungsvolumen von 40.000 Kubikmetern ist nur ein Beispiel dafür, wie stark einige Anlagen an einer Wasserautarkie arbeiten.“
Dabei weist der Münchener Golfplatzdesigner auf einige wesentliche Aspekte bei der Neuplanung der Wasserversorgung hin. „Bei Speicherteichen spielt nicht nur das Fassungsvermögen eine Rolle, sondern auch die Verdunstungsfläche, Genehmigungsfähigkeit, die optimale Lage im Gelände und am Ende auch der Umgang mit dem Aushub und die spielstrategische Einbindung.“ Wassermanagement, so Himmel, sei in gewisser Weise eine Art Puzzlespiel: „Hier geht es darum, über die richtige Beregnungsanlage, Drainage- und Sammelsysteme, Rasensorten und Schnittpläne am Ende zu einem Gesamtkonzept zu kommen.“
Regionale Unterschiede
Das gilt auch im Hinblick auf die Entwicklung von möglichen Starkregenfällen. Im Moment nämlich ist unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten noch nicht sicher festzustellen, wie die Niederschläge in Deutschland zukünftig genau aussehen werden. „Wie sich das in Deutschland entwickeln, wird, das ist noch nicht ganz so klar“, erklärte eine der führenden Wasser-Expertinnen des Landes, Prof. Dr. Mariele Evers, Ökohydrologin an der Universität Bonn, vor kurzem im Klima-Podcast des Spiegel. „Vor allem müssen wir sehen, dass wir regionale Unterschiede haben. In einigen Bereichen werden wir mehr Niederschläge sehen, aber in anderen Bereichen – vor allem im Nordosten Deutschlands – haben wir ganz deutliche Rückgänge. Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin werden trockener. Das bedeutet viel weniger Niederschlag und damit auch die Gefahr von Dürren.“
Brauchwasser wird eine Alternative
In der Region Berlin ist diese Botschaft spätestens im letzten Sommer angekommen. Hier präsentierten sich die Golfplätze weitgehend braun und ausgedörrt. Im Märkischen Golf Club Potsdam führt Geschäftsführer Martin Westphal inzwischen ein Pilotprojekt zur Versorgung der Grüns mit Brauchwasser durch. Im Golf – und Country Club Seddiner See plant man die komplette Abkoppelung von der bisherigen Wasserversorgung durch den Seddiner See. Eines hat man in beiden Clubs längst erkannt: So erfreulich viel Regen das Frühjahr 2023 auch gebracht hat – langfristig betrachtet ist dies wohl zumindest in dieser Region die Ausnahme, nicht die Regel.