„Es könnte die Rettung für die Grüns bedeuten.“ Ein Satz, der ein Großprojekt zusammenfasst, bei dem es um 5000 Kubikmeter Wasser und einen Speicherteich im französischen Traditionsclub Golf de Chantilly geht. Die Wassermenge ist übersichtlich, aber hinter der Zahl von 5000 Kubikmetern stehen Grundsatzfragen: Wie hoch ist der Wert von Wasser für eine Golfanlage, wenn es womöglich dessen Existenz sichert? Wieviel Wasser braucht eine hochqualitative Anlage wirklich, um eben diese Qualität zu gewährleisten? Wieviel Mitglieder verliert ein Golfclub, wenn die Qualität sinkt? Am Ende steht also die Frage: Wieviel Wasser braucht es, um das wirtschaftliche Überleben eines Golfclubs in der Zukunft zu sichern?
Langfristige Wasserstrategie
Im Club Golf de Chantilly hat man vor fast zehn Jahren angefangen sich diese Fragen zu stellen. Vielleicht deshalb, weil der damalige Geschäftsführer Rémy Dorbeau als Präsident des Französischen Golfverbandes einen fachkundigen Insider-Blick auf die zunehmenden Verschärfungen der Wasserentnahmebestimmungen in Frankreich hatte und auch die Auswirkungen des Klimawandels auf das Thema Greenkeeping gut beurteilen konnte.
Inzwischen steht sein Nachfolger Inigo Ceballos zusammen mit dem Head-Greenkeeper der Golfanlage Thomas Meunier vor der Baustelle am 17. Loch und blickt auf den Speicherteich, der die 5000 Kubikmeter fassen soll. Am Ende dieses Jahres wird er fertig sein. Es ist der Abschluss einer Vielzahl von Projekten, die sich am Ende zu einer umfassenden Wasserstrategie zusammenfügen.
40.000 Kubikmeter Wasser haben die örtlichen Wasserbehörden Golf de Chantilly zur Entnahme aus dem Grundwasser noch zugestanden. Früher waren es 56.000 m³, aber weil für den Speicherteich staatliche Zuschüsse geflossen ist, wurde die Menge gesenkt. Die Argumentation ist dabei einfach: Wer seine Wasserinfrastruktur verbessert, benötigt weniger Wasser. 42.000 Kubikmeter hat das Greenkeeping-Team 2024 verbraucht. 2025 war ein passables Jahr, was die Regenfälle mit einem Wert von 550 mm betraf. Was die Zukunft im Norden von Paris in Sachen Wetter bringt, wird man sehen. Schon jetzt aber sind die Temperaturen so sehr gestiegen, dass man auf dem Platz Longères Bermudagrass einsäen wird – weil es hitzeverträglich ist und wenig Wasser verlangt.
Integration der Dachentwässerung
Der Speicherteich am 17. Loch liegt am tiefsten Platz des Platzes, ein Teil des Wassers darin, wird vom Clubhausdach kommen. In Golf de Chantilly hat man im Sommer viel Expertise angesammelt, was das Thema Dachentwässerung betrifft. Das Clubhaus ist historisch, stammt aus dem Jahr 1909. “Da gab es extrem viele Überraschungen, als wir angefangen haben mit der Verrohrung zu arbeiten“, erklärt Meunier. Laut Ceballos rechnet man mit einem Ertrag von etwa 5000 m³ Wasser über das Jahr gesehen. Es wird vom Clubhaus über eine Verrohrung in einen natürlichen Filterteich geleitet, der mit mehreren Sandschichten und Schilf in Zukunft dafür sorgen soll, dass von dort aus gereinigtes Wasser in den Speicherteich läuft. Pflanzen, die der Filterung dienen, werden oberhalb der Sandfläche eingesetzt.
Das Dach, der Speicherteich und das Bermudagras auf Longères sind nur drei Teile des Puzzles einer Gesamtstrategie, zu der auch eine komplette Renovierung des Bewässerungssystems auf dem Golfplatz Vineuil gehörte. Die hohe Qualität des 18-Loch-Platzes ist für den Golfclub von entscheidender Bedeutung. Im Jahr 2025 fand hier die Europameisterschaft der Damen statt. Vineuil ist einer der fünf besten Golfplätze Frankreichs und richtet jedes Jahr hochkarätige Turniere aus. Er ist das Herzstück eines Golfclubs, für den Turniersport einen wesentlichen Teil seiner Identität ausmacht.
Fünfundzwanzig der 42 Löcher des Golfplatzes verfügen nun über eine zweireihige Fairway-Bewässerung, 1.300 Sprinkler wurden ersetzt, die Anzahl der Sprinkler auf den Grüns wurde verdoppelt und die Pumpen wurden erneuert. „Das alte Bewässerungssystem war 45 Jahre alt und ineffizient, das Programmiersystem funktionierte nicht gut. Der Wasserfluss war nicht mehr effizient, insbesondere aufgrund der alten Sprinkler und des mangelnden Drucks im System. Nach so langer Zeit sind die Kunststoffrohre spröde geworden“, erinnert sich Meunier. Vor drei Jahren wurde ein weiterer Speicherteich direkt neben der Driving Range renoviert, der nun das gesamte Abwasser aus diesem Bereich sammelt. Die Begrünung wurde in Zusammenarbeit mit Naturschutzfachleuten geplant, so dass der Teich inzwischen auch ein Hotspot für Libellen ist.
All diese Maßnahmen haben den Golfclub, einen klassischen Mitgliederclub, in den letzten Jahren um die drei Millionen Euro gekostet. Staatliche Subventionen, Spenden und eine Sonderabgabe waren notwendig. Ein Großteil der Arbeiten wurde vom Greenkeeping-Team selbst durchgeführt.
Die Geschäftsführung und der Vorstand brauchten zwei Jahre, um den Mitgliedern die notwendigen Informationen zu vermitteln. „Wir haben mehrere Informationsabende veranstaltet, das Projekt vorgestellt und den Mitgliedern mehrere Optionen angeboten“, erklärt der Head- Greenkeeper. Der Prozess war nicht einfach, aber er hat funktioniert.
Sollte sich die Wassersituation verschlechtern, erwägt der Club Pläne, die gesamte Zufahrtsstraße und die Parkplätze zu entwässern. Das Thema Wassereinsparung und Wasserentnahme ist noch nicht vollständig geklärt. Aber es ist klar, dass die Verantwortlichen die Herausforderung der Wasserknappheit angenommen haben und mit viel Detailgenauigkeit darauf reagieren.
Am Tag unseres Treffens betrachtet Meunier die Bunkerränder, die hellgrün leuchten. Nachdem sich während der Saison viel Sand an den Bunkerfronten angesammelt hat, bürsten er und sein Team diese Ränder ab und säen sie anschließend mit Fescuegräsern und Koeleria macrantha neu ein. Ein Zusatzstoff sorgt dafür, dass die Samen an den Rändern haften bleiben und Wasser speichern. „Im März wird alles wieder voller Gras sein.“ Während seiner Zeit als Greenkeeper im The National Golf Club in Australien, einer privaten 72-Loch-Anlage der Spitzenklasse, hat Meunier „gelernt, was Dürre und Wassermangel wirklich bedeuten“
Wie in Australien muss er auch im Golf de Chantilly den Golfern die bestmöglichen Spielflächen bieten. Während er all dies erklärt, blickt er auf das vordere Grün des 16. Lochs und lacht zufrieden. „Mit dem neuen Bewässerungssystem habe ich hier jetzt eine viel bessere Grasbedeckung.“ Merken das die Golfer? „Nein, die meisten wahrscheinlich nicht, aber es zählt der Gesamteindruck.“
Die mehr als zehn Jahre dauernde Projektphase zum Thema Wasser wird mit der Befüllung des Speicherbeckens zum Jahreswechsel vorläufig abgeschlossen sein. Das Thema Wassermanagement allerdings wird den Golfclub begleiten. Inzwischen aber spürt man Zuversicht und eine gewisse Selbstsicherheit bei der Clubleitung: Das Thema hat man im Griff – und das ist auch mitentscheidend für die wirtschaftliche Zukunft des Clubs.









