GC Tuniberg: 90 Hektar Naturoase im Schwarzwald
Das Motto des Golfclub Tuniberg ist klar: „Sport und Natur miteinander zu verbinden, ist für uns eine soziale Verpflichtung, die wir mit Freude umsetzen.“ Steffen Braun, Präsident der Anlage, die sich sehr hübsch auf einem 90 Hektar großen Gelände mit Blick auf die Vogesen erstreckt, setzt dann noch hinzu: „Wir kennen die Themen im Bereich Natur, mit denen die anderen Clubs erst seit ein paar Jahren zu tun haben, seit der Gründung.“
Wasserschutzgebiet bedingt strikte Vorgaben
Tatsächlich liegt der Platz des Golfclubs in einigen Bereichen im Wasserschutzgebiet 1 und 2, keine einfache Voraussetzung für das Greenkeeping. „Da ist ohnehin klar, dass wir in diesen Bereichen pestizidfrei arbeiten müssen“, resümiert Braun. Mit dem Wasserversorger, der für das Trinkwasser der Region sorgt, hat der Club seit Gründung 1987 ein gutes Verhältnis.
Das mag auch daran liegen, dass die Behörden vor Ort längst erkannt haben, dass auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Gelände inzwischen eine Naturoase entstanden ist. Dort, wo früher viel Mais wuchs, erlebt der Golfer inzwischen Natur pur. Während Steffen Braun die verschiedenen Bahnen erklärt, auf Heckenstrukturen und Biotope hinweist, wird klar. Von den 90 Hektar Fläche ist noch nicht einmal ein Drittel wirklich als Spielfläche genützt. Das mag ein Grund dafür sein, dass sich gerade ein Storchenpaar an Bahn 1 ziemlich sicher in seinem Nest fühlt. Tuniberg ist eine der wenigen Golfanlagen in Deutschland, auf denen die Störche auch brüten.
Die große Fläche bedingt, dass das Platzarbeiterteam um Head Greenkeeper Kai Neudecker viele Bereiche der nicht genutzten Bereiche sich selbst überlässt. Ein Idealfall zum Beispiel für die scheuen Rebhühner, die sich hier auf der Anlage gerne aufhalten. Davon hat der Club in den vergangenen Jahren immer mehr angelegt. Nachdem der GC Tuniberg beim Qualitätsmanagementprogramm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes mit Silber zertifiziert ist, stehen Projekte zum Schutz von Umwelt und Natur ganz oben auf der Projektliste.
Pflege von mehr als 500 Obstbäumen
Die Zusammenarbeit mit einem Imker gehört genauso dazu wie der Schutz spezieller Bereiche für Wildbienen. Mit mehr als 500 Obstbäumen ist der Erhalt typischer Sorten hier Programm. Erfreulicherweise hat der Club es auch geschafft, mit der örtlichen Gartenbauschule eine Kooperation einzugehen. Den Schnitt der Obstbäume übernehmen nun deren Schüler.
Die Teilnahme am Projekt „Lebensraum – Wir fördern Artenvielfalt“ des Baden Württembergischen Golfverbandes lag da nahe. „Für uns ist es ja auch wichtig, ein Bewusstsein für die Thematik bei unseren Mitgliedern zu schaffen“, resümiert Braun. Eine schöne Broschüre, in der die einzelnen Naturbereiche auf dem Platz dargestellt werden, ist ein anschaulicher Beitrag zur Thematik, den in dieser hochqualitativen Form kaum ein anderer Club liefern kann.
Insektenhotel setzt Maßstäbe
Ein Insektenhotel ist ein anderes Vorzeigeprojekt des Clubs. Selbst gestaltet vom Greenkeeper erstreckt es sich über zwei mal zwölf Meter in Sichtweite eines Abschlages, sodass die Mitglieder auch einen Eindruck von der Maßnahme für mehr Insektenvielfalt bekommen. Ein paar Meter weiter hängt ein kleines Schildchen mit dem Bienen-Logo von „Lebensraum Golfplatz“ an einem Baum. „Wir haben diverse Habitate auf dem Golfplatz auf diese Weise markiert, damit wir überhaupt Aufmerksamkeit für das Thema schaffen“, erklärt Braun.
Projekt neue Grünflächen
Bei all‘ den Natur- und Umweltprojekten kommt die wichtigste Aktion des vergangenen Jahres fast zu kurz: Die Grüns wurden abgeschält, neu eingesät und sollen nun in diesem Sommer für ein besseres Spielerlebnis sorgen. Angesichts der besonderen Vorgaben der Wasserschutzzonen ist die Pflege der Puttflächen nicht immer einfach. Erstklassige Qualität ohne großen Einsatz von Dünger und Pestizid erreicht man nur mit intensiver mechanischer Pflege und mit dem Schutz des Platzes.
Auch letzteres ist nicht immer einfach: Aufgrund der klimatisch so günstigen Lage wird in Tuniberg auch im Winter reichlich gespielt. „Da müssen wir die Leute dann manchmal schon einbremsen und zurückhalten“, resümiert Braun. Sonst lassen sich hohe Spielqualität und Umweltschutz auf Dauer nicht mehr erreichen.