GC Großensee: Goldstandard bei Golf & Natur ist ein Kraftakt
Im Golf Club Großensee trifft man auf Fachmänner: Kartierungen zu Vögeln und Amphibien, Biotoperfassung, Daten zu Wasser, die Dokumentation der zahlreichen Golf & Natur-Maßnahmen, die sich auf einer Golfanlage ergeben, die bereits 2018 beim DGV-Programm „Golf & Natur“ mit der Auszeichnung in Golf zertifiziert wurde. Wer die Anlage besucht, stellt fest, dass man hier sowohl auf Vorstands- wie auf Greenkeepingseite tief in eine nachhaltige Pflege des Platzes eingestiegen ist.
1150 Mitglieder nützen die Anlage im Osten von Hamburg, die zum Golfverband Schleswig-Holstein gehört. 27 Löcher hat der Headgreenkeeper Heiko Tock mit seiner Mannschaft zu versorgen. Hier versucht man tagtäglich einen idealen Kompromiss aus „Top-Qualität und schlanker Pflege“ hinzubekommen. Und der Besucher realisiert auch: Mit den Veränderungen des Klimas in den vergangenen Jahren wachsen die Herausforderungen selbst dann, wenn man wie hier engagiert an die Themen rangeht.
Fairwayberegnung kann Luxus werden
„Wir haben hier unbedingt ein Wasserthema“, stellt Norbert Prigge fest, der seit 2008 als Platzobmann tätig ist. Die genehmigte Wasserentnahmemenge ist mit 25.000 m² für deutsche Verhältnisse am unteren Ende, gleichzeitig haben die Niederschlagsmengen eindeutig nachgelassen. „In diesem Jahr waren wir zur Jahresmitte soweit, dass wir entschieden haben, die Fairways nicht mehr zu beregnen, “ stellt Prigge fest. Ab Mitte Juli wurde der Sommer dann zum Glück vergleichsweise nass.
Trotzdem hat man sich hier auch beim Thema Grassorten längst auf den Versuch eingelassen, mit einer Mischung aus Festuca und Agrostis auf den Grüns zu arbeiten. „Das braucht einfach weniger Wasser“, resümiert Heiko Tock zu den 2018 und 2019 umgebauten Flächen. Auch im Umfeld der Grüns und bei den Vorgrüns testet er gerade auf dem Kurzplatz gerne Grasvarianten aus, die dem Club in Sachen Klimawandel auf Dauer entgegenkommen könnten.
Mit Nematoden gegen Saatkrähen-Schaden
Gleichzeitig läuft auch ein Pilotprojekt mit der Arbeitsgruppe Pflanzenschutz des Deutschen Golf Verbandes zum Einsatz von Nematoden zur Bekämpfung von Egerlingen auf den Fairways. Diese werden von den Saatkrähen herausgepickt, die starke Schäden verursachen. „Insektizide sind ja ohnehin nicht zugelassen“ resümiert der Greenkeeper. „Wir arbeiten auf dieser Anlage ohnehin ganz viel mechanisch.“ Die Schwierigkeiten bleiben trotzdem: „Wir fallen beim Wetter schließlich von einem Extrem ins nächste.“
Dabei überzeugt die Anlage, die auf ehemals landwirtschaftlich genutztem Gelände entstand, inzwischen mit einer Artenvielfalt, die erstaunlich ist. Schon 2016 wies ein Gutachten eines Fachbüros allein 46 Brutvogelarten nach. Darunter waren diverse Rote Liste-Arten wie etwa die Dorngrasmücke, der Eichelhäher oder allein 52 Paare des Buchfinks. „Das Gebiet zeichnet sich durch eine für den relativ kleinen Raum hohe Struktur- und Artenvielfalt aus“, stellten die Gutachter fest. Hinzu kommt, dass man zum Beispiel mit einem extra aufgestellten Storchennest, immer neue Akzente setzt.
Vielfältige Landschaft fördert Biodiversität
Tatsächlich hat sich seit der Entstehung der Anlage Mitte der 80er Jahre eine Landschaft entwickelt, die durch ihre zahlreichen Knicks, viele Bäume, diverse Biotope sowie einen angrenzenden Moorbereich extrem viel Vielfalt bietet. Speziell die Knickpflege, in Schleswig-Holstein auf vielen Anlagen ein Thema, erweist sich dabei als arbeitsintensiv. Die Heckenstrukturen müssen immer wieder heruntergeschnitten werden. In Grossensee nützt man Teile des Schnittguts dann als Totholz für Tiere und Insekten weiter. Wildblumenwiesen hat man angelegt. Die Streuobstbäume, die mit der Gründung der Anlage gepflanzt wurden, haben sich inzwischen großartig entwickelt. Wahrscheinlich auch deshalb, weil man hier auf professionellen Zuschnitt sorgt.
Im Gespräch wird klar: Der Versuch, allen Regularien, allen Ansprüchen auch des Programms „Golf & Natur“ gerecht zu werden, ist für eine Golfanlage mit 27 Löchern und 7,5 Greenkeeperstellen nicht immer einfach: „Inzwischen bringen wir es allein auf 47 Prüfungen von Bauten, Maschinen oder arbeitsrechtlichen Abläufen im Jahr“, stellen die Platzverantwortlichen fest. Mit der Corona-Pandemie sei es dabei zum Teil extrem schwierig gewesen, überhaupt Firmen für diese Abnahmen auf die Anlage zu bewegen.
Allen Herausforderungen zum Trotz bleibt am Ende ein positives Resümee: Der Club läuft, die Finanzen stimmen, die Qualität passt. Der Golfer also ist hier durchwegs zufrieden. Welch‘ ein Kraftakt oftmals hinter dieser Qualität steckt, weiß er allerdings nicht.