Exklusivität bedeutet Verpflichtung zur Nachhaltigkeit
„Ich habe das Glück, in einem Golfclub beschäftigt zu sein, in dem man Projekte umsetzen kann.“ John Glendinning sagt diesen Satz am Ende eines längeren Gespräches, in dem er die Vorstellung von dem, was The Wisley Golf Club ist, zurecht rückt. Schließlich ist das Bild, das die breite Londoner Öffentlichkeit von einem der führenden Clubs Großbritanniens hat, relativ schnell erzählt. In dem sehr teuren und sehr exklusiven The Wisley, so kann man auf diversen Golf-Portalen lesen, trifft sich demnach das Who-is-Who der Golfszene. Colin Montgomerie ist der Präsident des Clubs, den British Open-Sieger Francesco Molinari kann man auf der Driving Range beim Training beobachten und hochrangige CEOs beim Lunch im Clubhaus. Leicht versteckt am Ende einer Seitenstraße in den Ausläufern Surreys öffnet sich dem Besucher eine Schranke, die auf das knapp 91 Hektar große Gelände mit zwei Championship-Plätzen führt.
Die Mitgliedschaft trägt das Thema zu 100 Prozent
Die Größe des Geländes, die Exklusivität der Mitgliedschaft, die Nähe zu einer Großstadt, die Raum für Wohnungen und öffentliche Sportstätten braucht – all‘ dies bedeutet für den Golfclub auch Verpflichtung. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis ist Teil des Tagesgeschäfts, weil sich exklusive Privatclubs in London inzwischen sehr häufig mit der Frage konfrontiert sehen, welchen Nutzen sie für die Allgemeinheit haben, beziehungsweise inwieweit sie der Allgemeinheit Ressourcen entziehen. Die Zeitungsberichte, in denen durchaus ernsthaft darüber diskutiert wird, inwieweit private Golfclubs in großem Maße Grundstücke belegen, die auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden könnten oder für den Hausbau nutzbar wären, gehen weder am Führungsteam von The Wisley noch an seinen Mitgliedern ungelesen vorbei. „Unserer Mitgliedschaft ist es durchaus wichtig, wie sie wahrgenommen wird. Sie unterstützt alle Nachhaltigkeits-Projekte zu 100 Prozent und drängt auf die Umsetzung“, stellt Glendinning fest.
Der Geschäftsführer des Golfclubs hat eigentlich Geologie studiert, bevor er auf Umwegen im Golfbusiness landete. Für The Wisley ist er in Zeiten des Klimawandels ein Glücksgriff. Fragen der Energieversorgung, des Wassermanagements und vieler anderer Details rund um das Thema Nachhaltigkeit hat Glendinning erkennbar bereits gründlich recherchiert und zu Ende gedacht. Einige Projekte, die nicht durch die örtlichen Behörden genehmigt werden mussten, sind längst umgesetzt. 50.000 Plastikflaschen im Jahr spart der Clubs durch die Installation von Wasserfontänen ein. Die Einführung des papierlosen Büros ist geschafft und mit Blick auf die Freiflächen vor dem Clubhaus, stellt der Manager fest: „Wir haben die Flächen, die wir intensiv mähen, noch einmal erhöht. 88 Hektar stehen für Fauna & Flora zur Verfügung“. Die Entwicklung der Wiesen und Roughflächen und das Monitoring der Arten wird mit einer externen Beratungsfirma umgesetzt. Seit 2015 hat man auch das GEO Zertifikat.
Solarenergie Teil der Energieversorgung
Beim Thema Energie ist das Management des Clubs zumindest, was das Clubhaus anbelangt, erst einmal an seine Grenzen geraten. „Früher wurde ja komplett anders gebaut, so etwas würde man ja heute nie machen“, lautet das Resümee Glendinnings mit Blick auf die endlos hohen Wände des Clubhauses. Die Energiewende im Clubhaus ist kaum machbar, aber auf diversen Außengebäuden sind die Solarpaneelen schon lange installiert.
Schwierig wird es, wenn es um das Thema Wasser geht – ein Dauerbrenner auch im Londoner Großraum, wo Trockenzeiten in den vergangenen Jahren dazu geführt haben, dass Golfer zum Teil auf gänzlich braune Plätze blickten. „Unsere Mitglieder sind gerne bereit, die Kosten dafür zu tragen, wenn wir uns hier nachhaltiger aufstellen können“, erklärt Glendinning vorab. Monatliche Laboruntersuchungen des Wassers, das die Unbedenklichkeit der Wasserqualität im Hinblick auf Rückstände von Pestiziden oder zu viel Dünger auf dem Golfplatz dokumentiert, sind seit Jahren Standard. Mit dem Ziel eines zukunftsorientierten Wassermanagements befasst sich Glendinning seit Jahren. „Unser Wasserprojekt läuft seit 2016“, stellt er fest. Das Ziel der autarken Versorgung und der Verringerung der Verbrauchsmengen steht ganz oben auf seiner Liste der Nachhaltigkeitsprojekte. Das neue Wasserreservoir mit rund 15.000 m³ Fassungsvermögen reiche eben in Dürrezeiten nicht. Selbst jetzt nicht, wo man die komplette Beregnungsanlage auf einem der beiden Plätze erneuert habe. Sie entspricht nun dem Optimum, was die Beregnungstechnik derzeit hergibt, die Wasserersparnis liegt bei rund 30 Prozent.
Kommunikation ist entscheidend
Außerdem hat die Mitgliedschaft einen Anpassungsprozess hinter sich: Die Bewässerung von Fairways und Grüns wurde reduziert, auch in The Wisley Golf Club spielen die Mitglieder eben nicht mehr auf saftig grünen Fairways, wenn es das Wetter nicht hergibt. Die Genehmigung eines eigenen Brunnens gestaltet sich allerdings schwierig und so hat sich der Club für die Zukunft das Ziel auf die Fahnen geschrieben, das Thema „Wassersparen“ eben von allen erdenklichen Seiten anzugehen.
„Kommunikation ist da entscheidend“, kann Glendinning von seinen Erfahrungen berichten. Es sei den Mitgliedern nicht immer einfach zu vermitteln, warum in einem teuren Privatclub die Fairways nicht immer saftig grün aussehen könnten. Die Erkenntnis, dass das Einsparen von Ressourcen unabhängig von den finanziellen Mitteln eines Golfclubs sei, habe sich inzwischen aber in der Mitgliedschaft von The Wisley gesetzt. Schließlich, so das Fazit Glendinnings, sei dem Club daran gelegen, auch in Zukunft von der Bevölkerung rundherum wohlgelitten zu sein. Dass die Frage, wie Golfclubs mit der Ressource Wasser umgehen, dabei eine wesentliche Rolle spiele, sei inzwischen anerkannter Fakt.