Das Bild der totalen Zerstörung trägt den Namen „The Funeral – die Beerdigung“. Es stammt von August 2001 und zeigt das zweite Grün des Green Course von Bethpage im US-Bundesstaat New York. Jenem Bethpage, in dem im Herbst 2025 der Ryder Cup, allerdings auf dem Black Course stattfand.
Nein, viel Gras ist auf der Puttfläche nicht mehr zu sehen. Frank Rossi, Associate Professor im Fachbereich Landwirtschaft und Life Sciences an der US-Universität von Cornell, sagt heute über diesen Moment: „Ich hatte meinen Kollegen prophezeit, dass wir mit den Änderungen bei der Verwendung von Pestiziden, Mähhöhen und dem Düngeprogramm Änderungen sehen würden. Diese totalen Ausbrüche hatte ich allerdings nicht erwartet.“
Rossi kennt die Graskrankheit Dollar Spot, die Golfplätze weltweit immer stärker beschäftigt, bis ins Detail. Als die New York State Parks zu Beginn dieses Jahrtausends beschlossen ihren Pestizidverbrauch aus Gesundheitsgründen für die Besucher massiv zu senken, betraf dies auch deren Verwendung auf Golfplätzen. Mit Hilfe eines wissenschaftlichen Begleitprogramms der Cornell Universität unter der Leitung von Frank Rossi führte man das sogenannte Integrated Pest Management ein, das heute zum Beispiel in weiten Teilen Europas Standard ist.
Dabei geht es im Kern darum, dass Grasflächen nicht permanent vorbeugend mit Pestiziden behandelt werden, sondern dass man versucht widerstandsfähige Grüns zu erzeugen, die Krankheiten viel besser Paroli bieten, so dass ohnehin deutlich weniger Chemieeinsatz nötig ist. „Über die Jahre haben wir den kompletten Pestizid-Verbrauch (nicht nur Fungizide, sondern auch Herbizide und Insektizide) um 65 Prozent reduziert“, zieht Rossi rund 25 Jahre später eine positive Bilanz für das Projekt in New York, das vor 25 Jahren bahnbrechend für den amerikanischen Golfmarkt war. Auch in Europa war Integrated Pest Management zu diesem Zeitpunkt noch nicht an der Tagesordnung.
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Einfach war die Umstellung nicht. „Zuerst hat das jeder gehasst“, erinnert sich Rossi an die Anfangszeiten. Bis dahin hatte das Greenkeeping-Team grundsätzlich alle zwei Wochen prophylaktisch Fungizide ausgebracht. Es gab keine Erfahrungswerte oder Vorhersage-Modelle für Dollar Spot, die ahnen ließen, was ohne Chemie-Einsatz passieren würde. Die Golfer wollten einfach nur gute Qualität. Die war allerdings zum Start des Projektes in weiten Teilen erst einmal dahin. Zeitweise mussten auf dem Green Course sogar Grüns aus dem Spiel genommen werden.
Inzwischen hat sich Integrated Pest Management auf allen 23 Golfplätzen des Bethpage State Parks durchgesetzt. Wir wollten von Frank S. Rossi wissen, was die wesentlichen Erkenntnisse und Lernerfahrungen sind, die er in den 25 Jahren mit der Krankheit Dollar Spot machte:
Wie genau haben Sie die Umstellung begonnen?
Frank S. Rossi: Wir haben auf neun Grüns „alternative Kulturmaßnahmen” durchgeführt, von denen viele mit einem Fokus auf Stickstoff, Eisen, Walzen und saisonalem Spiking bessere Ergebnisse erzielten. Die sechs Grüns, die in den ersten beiden Jahren keine Pestizide erhielten, wurden jedoch im Juli/August zuerst von Dollar Spot, dann von Pythium und Braunfleckigkeit befallen. Sie wurden bis zum nächsten Frühjahr geschlossen und aufgrund der Nichtbenutzbarkeit von drei bis vier Grüns gab es Einnahmenverluste durch Preisnachlässe.
Welches war für Sie persönlich die größte Lernerfahrung?
Frank S. Rossi: Dollar Spot ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir das häufigste Problem oft nicht beachten, weil wir „viele“ chemische Lösungen zur Verfügung haben. Wenn man jedoch kein billiges, praktisches und erschwingliches Pestizid zur Verfügung hat, muss man das Problem ganzheitlicher angehen. Wir haben Risikomodelle entwickelt und deren Einsatz gefördert, um den Superintendenten darüber zu informieren, wann der Krankheitsdruck hoch sein wird, und dann anhand des EIQ (Environmental Impact Quotient) die harmloseste Option für die Bekämpfung auszuwählen. Interessanterweise sehen wir jetzt, nach der Veröffentlichung einiger Artikel über Mikrobiome von Rasengräsern (Autor Ming-Yi chou), dass man davon umso mehr verwenden muss, je mehr man gegen Dollar Spot sprüht.
Haben Sie bei der Umstellung des Managements Kosten und Arbeitsstunden aufgezeichnet? Was war preisgünstiger und weniger arbeitsintensiv?
Frank S. Rossi: „Ja, wir haben das überprüft. Routinemäßiger Einsatz von Pestiziden reduziert in vielen Bereichen die Arbeitsleistung, aber man braucht mehr Zeit für den Sprayvorgang. Jetzt, nachdem sich die Grüns ökologisch stabilisiert haben, ist die Pflege in allen Bereichen weniger aufwändig.
Was ist Ihr Tipp für jeden Head-Greenkeeper, der eine Umstellung seiner Herangehensweise an die Vermeidung oder Behandlung von Dollarspot ändern will?
Frank S. Rossi: Schaffen Sie eine gute Wachstumsumgebung. Wenn Sie nicht über die widerstandsfähigsten Sorten oder Arten von Gras verfügen, ist es schwieriger. Ich würde vielleicht einen gewissen Rasenverlust in Kauf nehmen, um durch den Aufbau einer natürlichen Resistenz weniger Spritzmittel einsetzen zu müssen. Beobachten Sie dann die Krankheitsrisikomodelle, um den Druck zu kennen. Bei Dollar Spot würde ich meine Putting Greens während der Hochrisikoperioden 5-7 Mal pro Woche walzen, die Bodenfeuchtigkeit angemessen halten (Dollar Spot mag trockenen Boden und feuchtes Laub) und während der Hochrisikoperioden einige Produkte mit niedrigem EIQ (Environmental Impact Quotient) verwenden und auf jeden Fall Chlorthalnil meiden.
Anmerkung der Redaktion: Die Verwendung von Chlorthalnil, das als gesundheits- und umweltschädlich gilt und lange eines der am meisten eingesetzten Fungizide in der Rasenpflege war, darf in der EU, in Großbritannien und auch in der Schweiz seit 2020 nicht mehr eingesetzt werden. In den USA ist es unter bestimmten Auflagen noch zugelassen.







