Deutschlands Golf-Wetter 2023 im Nord-Süd-Vergleich
Häufiges Extremwetter birgt unterschiedliche Herausforderungen für deutsche Golfanlagen, wie ein Nord-Süd-Jahresvergleich zeigt. Golf Sustainable hat mit dem Marine Golf Club Sylt und dem Golf-Club Garmisch-Partenkirchen einen Nord-Süd-Vergleich angestellt und die Herausforderungen der beiden Golfclubs vor den unterschiedlichen Wetterbedingungen im Jahr 2023 anhand von Wetterdaten skizziert.
Der Anstieg der Jahresmitteltemperatur, die immer größer werdende Anzahl heißer Tage, verstärkte Hitzebelastungen in Städten, vermehrte Dürren und sich häufender Starkregen und eine Zunahme der Winterniederschläge: Diese Häufung von Wetterextremen dokumentierte zuletzt der 13. Extremwetterkongress am 27. September 2023 in Hamburg. „In diesem Jahr zeigt sich das Bild des globalen Klimawandels ganz erschreckend in Extremwettersituationen“, sagte jüngst die renommierte Klimaforscherin Annette Menzel in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Genau diese extremen Wetterveränderungen müssen Verantwortliche von Golfanlagen auch beim Betrieb der Plätze nicht selten berücksichtigen.
Niederschlag
Dabei kämpfen die im Süden und im Norden des Bundesrepublik gelegenen Golfclubs mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Im Norden ist die Niederschlagsmenge weitaus geringer als im Süden Deutschlands. Der Marine Golf Club Sylt berichtet von seiner eigenen Wetterstation eine Menge von 708 mm für 2023 (Stand: 20.12.203), was nicht nur unter dem eigenen vieljährigen Jahresdurchschnitt (785 mm) und dem Bundesdurchschnitt (905 mm) liegt, sondern auch weit entfernt von Werten in den Voralpen ist. In Garmisch-Partenkirchen durfte man sich laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 2023 über einen mehr als doppelt so hohen Niederschlagswert als auf der Nordseeinsel freuen (1597 mm).
Beim Golfclub in Sylt war die Niederschlagsmenge 2023 gegenüber dem Rekordtief von 2022 (535 mm) seit Aufzeichnungsbeginn vor 20 Jahren zwar höher. Für die Sylter um Vorstand Roland Grüger ist ein erhöhter Niederschlag aber differenziert zu betrachten. Zum einen trocknet der Boden wegen des starken Windes an der Nordsee ohnehin schnell aus und hier kann Wasser – wie 2023 bei vereinzelten Trockenperioden – durchaus gut benötigt werden. Allerdings erzielt Starkregen auf dem Gelände mit Grüns ohne eingebaute Drainage und einem wasserundurchlässigen Lehmboden oftmals ebenso einen kontraproduktiven Effekt.
In Garmisch-Partenkirchen braucht man sich über einen zu trockenen Platz hingegen sehr selten Gedanken zu machen. Im Gegenteil: Der Golfplatz in Oberau ist Bestandteil des mit viel Grundwasser gesegneten Loisachtales, liegt in einem Landschafts- und Trinkwasserschutzgebiet und nimmt im Rahmen einer Kooperation mit den Stadtwerken München zum Schutz der Ressource Wasser für die bayerische Millionenmetropole einen Vorbildcharakter unter Golfanlagen ein. „Trockenheit ist selten ein Problem, bei uns ist alles satt grün, außer wir haben im Sommer mal sechs oder sieben Wochen keinen Regen“, so Sportwart Christian Fellner.
Starkregen und Überschwemmungen
Hinsichtlich der Ressource Wasser kommt es bei den Werdenfelsern um Vorstandsmitglied Fellner und Headgreenkeeper David Malcolm eher des Öfteren vor, dass es zu viel des Guten ist. Insbesondere bei anhaltendem Regen erreicht den Club, der nur das Areal um das Clubhaus durch einen Damm schützen darf, nicht selten mal Hochwasser von der Loisach. Dann stehen Teile des Platzes unter Wasser, was schon mal zur Sperrung und aufwendigen und kostenintensiven Sanierungen von Bunkern oder anderen Platzeinrichtungen führen kann. 2012 führte ein Hochwasser und ein Muren-Abgang zu einem Schaden von insgesamt 400.000 Euro. 2023 war der Wettergott in Sachen für Garmisch-Partenkirchner Verhältnisse fast schon gnädig. „Wir hatten zweimal Wasser auf dem Platz, einmal kurz vor dem Vatertag, einmal später“, berichtet Fellner.
2022 hatte ein mächtiger Hagelschauer Oberau heimgesucht, da erwischte es auch den Golfplatz, der einige Tage unter den kleinen Einschlägen litt. So stark wie Bad Bayersoien im benachbarten Ammertal in diesem Jahr waren die Schäden aber nicht. Auch von Steinschlag oder Murenabgängen blieb die Anlage verschont.
Auch in Sylt kennt man sich mit Überschwemmungen aus. „Wir haben gelegentlich Hochwasser“, meint Grüger. Ein erhöhter Meerespegel, der bis auf den Golfplatz vordringt, ist generell keine Seltenheit. Überflutungen gehörten auch 2023 zum Alltag, wenngleich diese weit entfernt von den heftigen Starkregen-Schäden in Süddeutschland wie zum Beispiel Anfang August 2023 in Nürnberg lagen.
Sturm/Windböen
Für die Nordfriesen ist die größte Herausforderung der heftig über die Insel hinwegfegende Wind. So war es auch im laufenden Jahr. Windböen, die laut DWD ab einer Geschwindigkeit von über 14 m/s der Warnstufe 1 entsprechen, kamen 2023 zehn Mal und damit häufiger vor als im Vorjahr. Am 11. August fegte zudem laut Aufzeichnungen des Marine Golf Club Sylt eine schwere Sturmböe mit einer Geschwindigkeit von 28,4 m/s über den Platz hinweg. „Wir hatten mehr Sommerstürme als zuvor“, meint Headgreenkeeper André Bockwoldt. Baumäste seien abgebrochen und die Anlage konnte wegen des anhaltenden Windes mehrere Tage nicht beregnet werden.
Temperatur, Hitze und UV-Strahlung
Bei den Temperaturen haben insbesondere in den Sommermonaten die südlichen Plätze in Bayern und Baden-Württemberg die Nase vorne. Gleich 15 heiße Tage (über 30 Grad Celsius Tageshöchsttemperatur) vermeldete der DWD 2023 für Garmisch-Partenkirchen. Laut dem vom DWD, GeoSpere Austria und dem Bundesamt für Metereologie und Klimatologie MeteoSchweiz herausgebrachten Bericht „Alpenklima“ gab es 2023 zu Julibeginn in der Gemeinde an der Zugspitze- auch in höheren Lagen – eine markante Hitzewelle mit einer dreitägigen Periode nördlich der Alpen und im Wallis.
Nach einer Wiederholung im späten August folgte demnach der wärmste September im Alpenraum seit Beginn der Aufzeichnungen. „Bayern wird sich den Klimabedingungen Norditaliens nähern“, prophezeit Klimaforscherin Menzel. Ein Muster, auf das sich wohl auch einige Golfanlagenbetreiber in Süddeutschland fortan einrichten müssen.
Aber auch in Sylt macht man vermehrt Bekanntschaft mit hohen Temperaturen. Wenngleich die durchschnittliche Lufttemperatur auf dem Golfplatz 2023 selten über 20 Grad Celsius lag (nämlich nur dreimal im Juni/Juli), wurde hier im Juni an drei Tagen eine erhöhte UV-Strahlung von über 6 ET0 (mm) gemessen. Mit 1.741 Stunden Sonnenschein, die 2023 an der DWD-Wetterstation List/Sylt gemessen wurden, wird die Insel in Schleswig-Holstein sogar jährlich öfter von der Sonne erstrahlt als Garmisch-Partenkirchen (1.656 Stunden).
Maßnahmen und Austausch
Die Herausforderungen für die Golfplatzbetreiber sind angesichts der Wetterextreme groß. Dementsprechend wurden bereits zahlreiche Maßnahmen getroffen. In Garmisch-Partenkirchen hat man einst beim Platzbau schon auf die Lage im Überschwemmungsgebiet reagiert, besagten Damm errichtet, die Grüns und Abschläge alle erhöht gebaut – und beispielsweise auch das neueste Trainingsgebäude an der Driving Range auf Stelzen errichtet, die Abschlaghütte hat Klappen an der Unterkante, damit das Wasser abfließen kann.
Die Sylter suchen neben den Maßnahmen auf dem eigenen Platz auch den Austausch zu den anderen drei Anlagen auf der Insel, um sich bei Notsituationen unterstützen zu können. „Wir sind dabei, einen Maschinenpool zu gründen“, verrät Grüger. Beim Marine GC Sylt, GC Budersand Sylt, GC Morsum auf Sylt und GC Sylt stehen die Greenkeeper tagtäglich im Austausch. Alleine deshalb, weil sie alle vom Festland auf die Insel zu ihrer Arbeitsstelle täglich an- und abreisen. Auf der Fähre wird sich intensiv und unabhängig vom Arbeitgeber ausgetauscht. „Wir haben keine Geheimnisse voreinander“, bestätigt Bockwoldt.