Biodiversitäts-Offensive des DGV wird forciert
Der Aufruf ist deutlich: „Jetzt ist der Zeitpunkt, dass sich der Golfbereich mit seinen riesigen Flächen als tragender Partner im Umwelt- und Naturschutz einbringt und damit gesellschaftspolitische Verantwortung zeigt.“ Marc Biber, Abteilungsleiter Umwelt & Platzpflege beim Deutschen Golf Verband, machte im Rahmen des heutigen DGV-Online-Hearings klar, dass die weitere Entwicklung der deutschen Golfanlagen wesentlich vom Engagement jeder einzelnen Anlage im Bereich Natur- und Umweltschutz abhängt.
Die Gründe sind dabei für Biber klar: Zunehmende Regularien bei der Platzpflege und der Klimawandel stellen Golfplätze vor die Herausforderung, eine hohe Spielqualität zu erreichen und gleichzeitig den Anforderungen, die etwa durch steigenden Wassermangel entstehen, zu begegnen. Wichtig sei dies letztendlich auch für einen Imagewandel des Golfsports in der Bevölkerung und bei den Behörden.
Der Deutsche Golf Verband hat deshalb 2020 eine Biodiversitätsoffensive namens „Lebensraum Golfplatz- wir fördern Artenvielfalt“ gestartet, die Biber durchaus als „Game-Changer“ versteht. Mit Blick auf den EU-Bericht zur Artenvielfalt vom Oktober dieses Jahres verwies Biber im Rahmen des DGV-Online-Hearings auf die Tatsache, dass 39 Prozent der Vögel in Deutschland sowie 63 Prozent der anderen Tiere akut bedroht seien. Der Golfsport habe aufgrund seiner großen Flächen, die sich auf insgesamt 48.000 Hektar in Deutschland erstrecken, die Möglichkeit abseits der Spielbahnen Projekte umzusetzen, die diesem Artensterben entgegenwirken. Schließlich werden nur rund 40 Prozent des Geländes eines Golfplatzes im Schnitt als Spielbahn genützt.
„Unsere Flächen unterliegen keinem Produktionszwang“, verwies Biber auch auf den entscheidenden Unterschied zu den Flächen der Landwirtschaft. Hier finde man vielmehr kleinteilige Lebensräume, die sich für die Entwicklung von mehr Biodiversität hervorragend eigneten.
Das Projekt „Lebensraum Golfplatz – wir fördern Artenvielfal“, das 2019 als Pilotprojekt in Baden-Württemberg mit dem dortigen Umweltministerium (Bild unten links) startete, wird dort inzwischen in zahlreichen Clubs umgesetzt. In Bayern unterzeichnete der Bayerische Golf Verband den „Blühpakt Bayern“ mit dem Bayerischen Umweltministerium (Bild unten rechts), der ebenfalls die Artenvielfalt auf den Golfanlagen steigern soll. Mit den Landesverbänden Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, so Biber sei der Deutsche Golf Verband derzeit in Gesprächen über die Aufnahme des Projektes. Alle anderen Landesgolfverbände wurden ebenfalls bereits kontaktiert.
Daneben gilt das Zertifizierungsmodell „Golf und Natur“, das der Deutsche Golf Verband seit Jahren anbietet, für zahlreiche Golfanlagen als Leitlinie im Hinblick auf Pflegequalität, Umwelt- und Naturschutz sowie Arbeitssicherheit.
Dass am Ende der einzelne Golfplatzbetreiber oder Verein mit seinen Initiativen entscheidend für den weiteren Erfolg der Biodiversitätsoffensive ist, steht für Biber außer Frage: „Ob das Projekt Lebensraum Golfplatz einen wirklichen Imagewandel herbeiführen kann, hängt mit von den Initiativen Ihrer Golfanlage ab.“ Durch die Corona-Pandemie sei die Biodiversitäts-Offensive in Deutschland zwar zeitweise ins Stocken gekommen, die Dringlichkeit des Themas aber sei unverändert.