Wasser sparen rund ums Clubhaus
„Wir gießen nicht, brauchen wir nicht mehr.“ Das Statement von Norbert Prigge, Platzwart des GC Großensee in der Nähe von Hamburg ist kurz und knapp. Es beschreibt ein Thema, das so ziemlich jede Golfanlage in Europa betrifft: Die Blumenbeete rund ums Clubhaus. Mal hübsch mit Rosen bepflanzt, mal aufwändig mit Blumen besetzt. „Also der Greenkeeper fing immer montags am einen Ende an und hatte sich dann am Ende der Woche durchgearbeitet, mit täglichem Gießen und Pflegearbeiten“, erinnert sich Jörg Pfenningschmidt. Er ist Spezialist für Naturgartendesign, Staudenspezialist, hat 2018 den Deutschen Gartenbuchpreis gewonnen – und er hat 12.000 Zwiebeln im Kiesbeet vor dem Clubhaus des GC Großensee verbuddelt. Dazu noch einmal 3000 im Sandbeet daneben. „Wir haben alles einmal gegossen und seitdem nie wieder“, fügt Prigge an. Das war vor fünf Jahren.
Der Club hat ein Wasserproblem wie so viele andere Golfanlagen auch. Man geht auf der 27-Löcher-Anlage sehr sorgsam mit jedem Tropfen um, insofern war das Beet vor dem Clubhaus nicht nur eine Arbeitsbelastung sondern auch ein unerwünschter Wasserverbraucher. Zur Orientierung: Für ein 250 Quadratmeter großes Gartenbeet im Raum Hamburg rechnet man bei normalen Temperaturen 20 Liter pro Woche und Quadratmeter. Bei 20 Wochen Gießphase von April bis August kommt man immerhin auf 100.000 Liter Wasser. Im Golf Club Großensee finden sich inzwischen zwei Beete vor dem Clubhaus – der Verbrauch wäre also wahrscheinlich doppelt so hoch gewesen. Bei 35 Grad und mehr, wie sie in diesem Sommer gemessen werden, ist der Verbrauch noch erheblich höher.
Komplette Umstellung auf Trockenstauden
Pfenningschmidt hat die Sachlage vor fünf Jahren komplett geändert: „Wir haben uns für Stauden entschieden, die große Trockenheit und einen vergleichsweise nährstoffarmen Bodenstandort verkraften. Der Boden der bestehenden Fläche wurde nicht abgetragen. Stattdessen haben wir alten, unbrauchbaren Bunkersand verwendet und zirka 20 Zentimeter hoch aufgebracht.“ So entstand das Sandbeet an einer Fläche, die davor aus relativ unattraktivem gemähten Rasen bestand. Das bereits bestehende Beet wurde ähnlich errichtet. Auf den bestehenden Oberboden kamen kleine Kieselsteine und Mulch.
Einmal gießen und das war’s. Die Pflanzen, so Pfenningschmidt suchen sich das Wasser tief unten im Boden, entwickeln lange Wurzeln. Durch den Mulch in der Oberschicht versickert Regenwasser langsam, Erosionen werden verhindert. Unkräuter gehen zwischen den Kiesel- und Sandsteinchen sofort ein. Die Arbeitsbelastung ist nahezu null, der Wasserbedarf ebenfalls. Und: Die Beete sind auch optisch ein Hit.
Zwei Jahre Entwicklungszeit
Allerdings, so schränken Prigge und auch Pfenningschmidt, ist Geduld gefragt. „Am Anfang sieht das erst einmal aus wie ein Hundefriedhof“, gesteht Pfenningschmidt zu. „Das war dann nicht einfach in der Argumentation. Da gab es reichlich Golfer, die ihre Rosen vermisst haben.“ Ja, gesteht auch Prigge zu, Überzeugungsarbeit am Mitglied habe man die ersten zwei Jahre durchaus leisten müssen. Inzwischen sei die Mitgliedschaft allerdings rundum begeistert. Wer auf die Vielfalt der Pflanzen in unterschiedlichsten Grün- und Blautönen blickt, weiß warum.
Geht es um die Kosten, so sind 85 Euro pro Quadratmeter mit Pflanzplanung, Lieferung sowie Einbau von Gehölzen und Zwiebeln ein Richtwert. „Billig war das nicht“, erinnert sich Norbert Prigge. „Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ Die Dürrephase kann den Pflanzen im Beet auf jeden Fall nichts anhaben. Das Sand- und das Kiesbeet sind trockenresistent. Perfekt gerüstet für den Klimawandel.