Waldsee Golf-Resort überzeugt mit Vielfalt der Landschaft
Unspektakulär sind die Ursprungsbilder aus dem Baujahr 1996: Viel weite Ackerfläche, dort wo sich heute die Anfangsbahnen des New Course des Fürstlichen Golf-Resorts Bad Waldsee, Mitglied der Hotels auf dem Golfplatz, befinden. Schließlich eine Kiesgrube – kein hübscher Anblick. Zwei kleine optische Auflockerungen waren damals vor 25 Jahren der einzige Reiz: Ein Buchenwäldchen dort, wo heute die Abschläge 9, 11 und 18 sitzen, und eine kleine Waldstrecke neben der Kiesgruppe.
„Es geht bei Golfplätzen auch um Landschaftsbilder und davon haben wir hier eine gute Mischung“ sagt Prof. Martin Elsäßer heute. Der Dozent der Universität Hohenheim, der Mitglied des Umweltausschusses des Baden-Württembergischen Golfverbandes ist, kennt auf dem New Course, inzwischen jedes Eckchen sehr genau: Die Streuobstwiese direkt neben der Einfahrt. Das Gelände an der Bahn 12, das für ihn „aussieht wie in einem finnischen Wald“. Licht sieht es aus jetzt im März, aber ein paar Wochen noch und die ersten Besonderheiten werden sich zeigen. „Da haben wir auch das Rote Waldvöglein“, meint er, nur eine der 15 Orchideenarten, die auf der Roten Liste stehen und hier auf dem Golfplatz zu finden sind.
Aus der Kiesgrube wurde ein artenreicher Lebensraum
Für Elsäßer ist der Golfplatz ein Phänomen: Die große ausgehobene Kiesgrube mit einem Teil Überschwemmungsgebiet bietet in ihrem Eingangsbereich mit Kieshaufen und Steinen einen extrem kargen, trockenen und heißen Lebensraum. Ein Loch weiter stehen entlang der Uferzonen des Sees zahlreiche Wasserpflanzen; Kröten und Frösche nützen die speziell geschaffenen Übergänge zum Wasser.
„Und schon in ein paar Wochen haben wir dann an anderen Bereichen des Platzes flächendeckend Schlüsselblumen“, resümiert Elsäßer. Die zahlreichen Magerrasenflächen, die beim Bau des Platzes ebenfalls vorgesehen wurden, haben sich prächtig entwickelt.
Am Plan (Himmel Golf Design) ist gut der angelegte Rohboden-Korridor in Gelb zu erkennen, der weite Bereiche des Platzes verbindet
Biodiversität bedeutet für Elsäßer die Vielfalt, wie sie hier auf der Anlage zu sehen und erleben ist. Die Farben und unterschiedlichen Pflanzen werden anhand eines Naturlehrpfades dokumentiert, der inzwischen gerade bei Ausflüglern geschätzt wird. Manchmal, so Elsäßer, müsse man Rote Liste-Arten sogar schon schützen. Der eine oder andere Spaziergänger habe eben auch ein Gartengerät in der Hand, um eine Orchidee auszustechen und mit nach Hause zu nehmen.
Die richtige Kombination aus Sportplatz und Lebensraum
Elsäßer ist selbst ein Golfer, er weiß, dass die Harmonie zwischen den Golfern und den Bemühungen des Projektes „Lebensraum Golfplatz“ die Biodiversität zu erhöhen, geschaffen werden muss. Was in der Praxis bedeutet: Der Platz muss gut spielbar sein, Bälle zu finden sein. Am Ende ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Greenkeeping Voraussetzung.
Mit Michael Schinnenburg hat er einen perfekten Ansprechpartner vor Ort gefunden. Der Head-Greenkeeper ist selbst ein erstklassiger Golfer, hat viel Erfahrung von anderen Anlagen, schätzt obendrein im Waldsee Golf-Resort die Kombination aus Sportplatz und Natur. Einmal abgesehen von den reinen Spielflächen kommen auf den zwei 18-Löcher-Golfplätzen „New und Old Course“ sowie einem 9 Löcher-Kurzplatz acht Hektar Wasser und 16 Hektar Wiesen ins Spiel. Es ist ein Riesen-Gelände, das sich auf insgesamt 250 Hektar Fläche erstreckt. Für die Streuobstwiese allein waren 4,5 Hektar übrig.
Für Schinnenburg besteht die Herausforderung darin, einerseits Top-Platzqualität während der kompletten Spielsaison abzuliefern, andererseits aber auch mit einer möglichst nachhaltigen Pflege auf gute Ergebnisse zu kommen. Die Bereiche am Platz, die nicht im Spiel sind und als Extensivflächen gelten, geht er zusammen mit Elsäßer durch. Vorrang bei den Arbeiten haben Abschläge, Fairways und Grüns, nicht alle der Entbuschungs- oder Pflegearbeiten auf den Extensivflächen sind immer sofort möglich. Auch deshalb steht Elsäßer Anfang März in einem Trockenraumgelände mit Schotter und vereinzelten Kiefern, in dem sich gerade am Boden ebenfalls die ersten Orchideen mit kleinen Blättern melden und denkt über Schafe nach. Das Gras zwischen den Bäumen ist viel zu hoch. „Das hier wäre eigentlich ein perfekter Bereich für Schafe“, meint er. Zum Kurzhalten des Grases sind sie ein idealer Partner, den Greenkeepern nehmen sie eine Menge Arbeit weg. Im Moment aber sind sie hier in Bad Waldsee eben noch eine Idee.
Ins Konzept jedenfalls würden sie passen. Die unterschiedlichen Landschaftsbilder des Golfplatzes sind in der Region und bei Gästen im Hotel längst bekannt. Mountain-Biker, Jogger und Spaziergänger schätzen die natürliche Landschaft auf dem Golfplatz genauso wie die Golfer selbst. Die Vielfalt an Farben und Formen blendet – das mildert auch den Schock über den einen oder anderen mißglückten Schlag erheblich ab.