Erfolg für G&CC Seddiner See bei Deutschlands größtem Steinkauz-Projekt
Peter Koch kennt den Steinkauz. Und er weiß: Was man dem kleinen Kerl hier auf einer Fläche von insgesamt über 6000 Hektar angelegt hat, ist ein fast perfekter Lebensraum – zu dem auch die Golfplätze des G&CC Seddiner See gehören. „Der Steinkauz hat es gerne klein strukturiert“, erzählt Koch vom Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung : viele Hecken, Weidelandschaft, Streuobstwiesen. Er mag Flächen, auf denen andere Tiere leben, ganz einfach, weil es dann Futter und die für ihn so wichtigen Mäuse gibt.
Das Naturschutzgebiet Nuthe-Nieplitz-Niederung mit 6000 Hektar Fläche sieht jetzt wieder so aus – und die Steinkauz-Population, die auf Null gesunken war, hat sich bei der letzten Zählung auf mindestens 36 besetzte Reviere erhöht. „Der Steinkauz hat sich als Brutvogel wieder fest etabliert“, sagt Koch – es war und ist eine aufwändige Prozedur, die deutschlandweit einzigartig ist. Nirgendwo sonst wurde der Vogel des Jahres 1972 so erfolgreich wieder angesiedelt wie hier.
Im G&CC Seddiner See ist man 2014 zu dem Projekt gestoßen. Koch sagt ehrlich, „ich habe mir vorher eigentlich nicht vorstellen können, etwas mit den Golfern zu machen, aber dann habe ich mir das Gelände angesehen und es war doch ganz gut.“ Im Umkehrschluss konnten auch die Golfer bis dato nicht all zuviel mit dem Steinkauz anfangen. Andere Eulen-Arten waren auf dem Gelände bereits heimisch – der Steinkauz aber nicht.
Inzwischen hat sich die Lage gewandelt: Längst hat ein Steinkauz-Paar auf dem Gelände des Golfplatzes ein Revier gefunden und erfolgreich gebrütet. Für die Mitgliedschaft ist das Thema über die Jahre vertraut geworden, schon deshalb, weil sich eine Voliere zur Auswilderung mit einem Brutpaar auf dem Gelände befindet. Die Vögel werden von den Greenkeepern gefüttert. Für das Steinkauz-Projekt des Landschafts-Fördervereins war die Spendenbereitschaft einiger Mitglieder sehr wichtig, weil 2015 und 2016 die Projektförderung teilweise ausfiel. Immerhin 100.000 Euro verschlingt das Projekt mit der kompletten Steinkauz-Betreuung durch den Landschafts-Förderverein jährlich – schon deshalb weil ab September bis zum Sommer täglich alle Volieren mit Futter, meist Eintagsküken, beliefert werden müssen. Bis Ende 2021 läuft die Förderung des Projektes nun noch.
Sein langfristiges Ziel wird Peter Koch dann noch nicht erreicht haben: „100 Steinkauz-Paare hätten wir eigentlich ganz gerne in der Region.“ Um das zu erreichen, bleibt im Moment auch keine Zeit für ähnliche Aktionen: „Mit dem Steinkauz sind wir vollends beschäftigt.“
Das Projekt:
- In einem Naturschutzgroßprojekt wurde von 1992 bis 2004 ein Areal umgewandelt, das bis dahin weitgehend durch intensive Landwirtschaft gekennzeichnet war und Teil des mit den Außenbereichen über 60 km² unfassenden Naturparks Nuthe-Nauplitz ist. Dadurch wird auch die Voraussetzung für die Wiederansiedlung des Steinkauz geschaffen, der in Deutschland auf der Roten Liste steht.
- 2015 werden über Spenden zehn Niströhren auf dem Golfplatzgelände als Nistgelegenheiten aufgestellt. Eine Voliere (Kosten zirka 6000 Euro) wird vom Club errichtet und mit einen Steinkauz-Brutpaar besetzt. Die Vögel werden täglich durch Mitarbeiter des Golfclubs gefüttert.
- 2016/2017: Das erste Steinkauz-Paar hat nicht gebrütet und wird im Spätsommer ausgewildert. Ein neues Brutpaar bezieht die Voliere. Auch dieses hat keinen Bruterfolg, wird erneut ausgewildert.
- 2018: Erstmals hat ein Brutpaar gebrütet und wird im Frühjahr mit dem Jungvogel ausgewildert. Außerdem hat sich in einer der zehn Niströhren aus dem Jahr 2015 ein wildbrütendes Steinkauzpaar niedergelassen. Hier wurde ein Jungvogel beringt
- 2019: Erneut wird ein Steinkauzpaar mit zwei Jungvögeln ausgewildert. Ein wildlebendes Steinkauzpaar hat leider keinen Bruterfolg.
Begleitende Maßnahmen: Um die Nahrungsmittelversorgung für den Steinkauz zu verbessern, wurde 2018 eine brachliegende Fläche auf dem Golfplatz in eine Pferdewiese umgewandelt. Der Steinkauz bevorzugt extensive Weidetierhaltung und mag kurzrasige Flächen und Blühwiesen mit vielen Insekten.
Der Aufwand: Der Golfclub finanzierte die Voliere über Spenden.
Information im Club: Information auf der Website, der Newsletter „Steinkauzpost“ sowie Führungen mit Peter Koch sorgen für die Information der Mitglieder.
Wie zählt man den Steinkauz? Im Frühjahr ist Hauptbalzzeit. Über eine Klangattrappe wird die Steinkauzstimme abgespielt – darauf antwortet der Steinkauz, der sich in der Nähe befindet. Die Tiere werden in eine Karte eingetragen.