Wieviel ist die Linde eigentlich wert, die früher am ersten Tee stand? Und all‘ die anderen Bäume, die der Golfplatz des Wittelsbacher Golfclubs Rohrenfeld in einem extremen, zwölfminütigen Unwetter am 23. Juni 2025 verloren hat? Korbinian Kofler, Geschäftsführer der Anlage, die aufgrund ihrer Historie als ehemaliges Jagdrevier des bayerischen Hochadels durch einen außergewöhnlichen Baumbestand besticht, stellt sich diese Frage inzwischen nahezu täglich. Im Rahmen des Gewitters wurden mehr als 80 Großbäume sowie zahlreiche kleinere Bäume, Büsche und Heckenbereiche beschädigt. Drei Monate nach dem großen Unwetter hat Kofler inzwischen einen Überblick, was Schäden und Kosten anbelangt.
„350 Tonnen Hackschnitzel sind bei den Aufräumarbeiten angefallen“, resümiert der Geschäftsführer, der den Schaden auf etwa 150.000 Euro ohne die Neuanschaffung von Bäumen berechnet. „Die Baumpfleger, die sonst zweimal im Jahr zu uns kommen, waren eineinhalb Wochen damit beschäftigt die Bäume zu sichten und dann zuzuschneiden oder zu fällen. Dazu kamen fünf Leute vom Maschinenring.“ Vom benachbarten Gut lieh sich der Golfclub einen Traktor mit Anhänger.
125 Mitglieder waren außerdem eine Woche lang jeweils ab 15 Uhr im Einsatz, um den 18-Löcher-Platz wieder in einen spielbaren Zustand zu verwandeln. „Zwei Mitglieder hatten erfreulicherweise einen Kettensägenschein und konnten bei den Bäumen eingreifen“, erinnert sich Kofler, der vom Engagement der Mitgliedschaft begeistert ist. „Das ganze Aufsammeln von kleinen Ästen zum Beispiel hätten wir sonst nicht geschafft.“
Der Schadensfall bei solch‘ einem Unwetter, so seine Erfahrung, reicht weit über die sichtbaren Baumschäden hinweg. „Die Steuerung der Beregnungsanlage wurde durch die Überspannung beschädigt und fiel erst einmal aus.“ Nach dem Unwetter aber wurde es sehr heiß, so dass die fehlende Beregnung der Platzqualität schadete. Auch die Heizungssteuerung im Gästehaus ging kaputt.
Mit einer All-Gefahren-Versicherung war die bayerische Golfanlage erst einmal auch gegen Sturmschäden abgesichert. Kofler fügt aber auch hinzu: „Wir sind bei allen Aufräumarbeiten natürlich erst einmal in Vorleistung gegangen.“ Erst nach der Dokumentation und der Begutachtung durch die Versicherung erhält die Golfanlage dann einen Betrag x zurück.
Wie wahrscheinlich ist ein extremes Unwetter wie jenes im Wittelsbacher GC? Führende Rück- und Erstversicherer wie die Munich Re sehen seit Jahren steigende versicherte Schäden durch sogenannte „sekundäre“ Naturgefahren – dazu zählen in Europa vor allem Stürme und Gewitter mit Hagel. Während Sturm und Hagel 2023 in Deutschland innerhalb der Sachversicherungen 2023 mit 2,7 Milliarden Schadenssummer die teuerste Einzelsparte waren, dominierten 2024 die Schäden durch Überschwemmungen.
Golfanlagen mit Baumbestand sind immer häufiger von extremen Unwettern betroffen. Die Folgeschäden setzen sich aus Aufräumarbeiten, Platzschließungen mit Greenfeeausfall, womöglich unzufriedenen Mitgliedern sowie der Neuanpflanzung von Bäumen zusammen. Robert Paas, Versicherungsexperte für Golfanlagen, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es Sinn macht ins Kleingedruckte einer Versicherung zu blicken, falls die Golfanlage überhaupt über solch‘ eine verfügt. „Manchmal steht da dann eben zum Beispiel, dass nur ein Setzling mit 1,20 Meter Höhe oder 80 Zentimeter Stammumfang ersetzt wird oder dass Bäume, die weiter innerhalb eines Waldes stehen und nicht direkt im Blickumfeld sind, gar nicht versichert sind.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass man fünfstellige Beträge für uralte Großbäume erhalte, ist seiner Ansicht nach jedenfalls gering.
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Im Wittelsbacher Golfclub plant man inzwischen die Neuanpflanzungen auf dem Gelände. Kein einfaches Thema, weil die neuen Bäume auch dem Klimawandel standhalten sollten. Auch das Grundwasser in der Gegend in der Gegend sinkt zunehmend weiter ab. Einmal abgesehen von Stürmen sind schließlich auch Dürreperioden ein Problem. Aber Kofler kann der Krise auch noch einen positiven Aspekt abgewinnen: „In gewisser Weise ist es ja auch eine Chance sowohl optisch wie auch strategisch punktuell etwas am Platz zu verbessern.“