Srixon Z-Star+e weckt Hoffnung bei Ballproblematik
Der japanische Hersteller Srixon bringt mit dem Modell Srixon Z-STAR+e Bewegung in das schwierige Thema Golfball. Eigentlich passen der Golfball und der Begriff Nachhaltigkeit bis dato nicht zusammen. Aufgrund der vorrangigen Verwendung von Kunststoffen und Gummi, die äußerst resistent gegenüber natürlichen Abbauprozessen sind, verrottet ein Golfball faktisch nicht. Vielmehr kann er über Jahrzehnte im Boden oder Wasser, wie alle anderen Produkte aus synthetischen Materialien, schädliche Chemikalien freisetzen. Golfbälle, die sich zersetzen, sind vereinzelt auf dem Markt, sind aber nicht für Turniere zugelassen und weisen nicht die gleichen Spieleigenschaften auf wie die Marktführer aus den Häusern Titleist, Callaway, Taylor Made oder Srixon.
Verwendung pflanzlicher Biomasse
Der japanische Hersteller Srixon gibt zwar sein neues Modell Srixon Z-Star +e noch nicht für den Verkauf frei, hat dieses aber bereits Ende letzten Jahres erstmalig vorgestellt, so dass über eine baldige Markteinführung spekuliert wird. Hier wird erstmals pflanzliche Biomasse in den Komponenten verwendet. Die Außenschicht des SRIXON Z-STAR+e Golfballs enthält Urethan, das aus Biopolyol aus Mais gewonnen wird. Dieses Material reduziert die Kohlendioxidemissionen während des Herstellungsprozesses im Vergleich zu herkömmlichen Materialien auf Erdölbasis.
Die Veränderungen beruhen auf der 2020 veröffentlichten Nachhaltigkeitsstrategie von Sumitomo Rubber Industries, der Mutterfirma von Srixon. Sie sieht bis 2050 eine 100prozentige Verwendung von nachhaltigem Material bei all‘ ihren Produkten vor. Dazu gehören neben Reifen und anderen Sportgeräten eben auch Golfbälle. Beim Strixon Z-STAR+e Ball, dessen Verpackung bereits zu 100 Prozent aus recyceltem Papier besteht, konnte das verwendete Material noch einmal um 40 Prozent reduziert werden. Erstmals vorgeführt wurde der Ball beim Dunlop Phoenix Turnier im November 2023 auf der Japan Golf Tour, wo er bei einem Showevent auch tatsächlich gespielt wurde.
Damit rückten der Golfball und seine problematische Beziehung zum Thema Umwelt erstmals in größerem Stil ins Licht der Öffentlichkeit. Bis dato wird die Problematik der nahezu ausschließlichen Verwendung synthetischer Materialien und die Schwierigkeit der Plastikentsorgung in der Golfbranche kaum thematisiert. Auf der PGA Merchandise Show in Orlando 2024 fand das Thema Nachhaltigkeit auf den Ständen der Hersteller so gut wie nicht statt.
Wer einen Blick auf die Nachhaltigkeitsberichte der drei führenden Hersteller Acushnet (Titleist), Callaway und Taylor Made wirft, stellt fest, dass zwar Fortschritte bei einer nachhaltigen Produktion gemacht werden, das Plastikproblem des Balles aber nicht durch Innovationen adressiert wird. Vielmehr stehen Wassereinsparung bei der Produktion, die Optimierung der Verpackungsmaterialien sowie logistische Faktoren im Mittelpunkt.
Acushnet (Titleist) verweist unter anderem auf geschlossene Wasserrecyclingsysteme, die täglich Tausende von Litern Wasser einsparen. Die Einbeziehung von Co2-neutralen Verpackungsdienstleistern wurde ebenso in Angriff genommen wie die Integration von recycelten Inhaltsstoffen in die Verpackung.
Callaway verwendet in seinem Werk in Chicopee, Massachusetts, ein Filtersystem, das 95 % des bei der Golfballproduktion verwendeten Wassers wiederverwertet. Die Entfernung von Polybeuteln aus der Verpackung, die Reduktion des Energieverbrauchs und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen werden ebenfalls angegangen.
TaylorMade konzentrierte sich im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht vor allem auf das Thema verantwortungsvolle Beschaffung und Herstellung. Das Unternehmen hat Standards für die Verantwortung der Zulieferer eingeführt, die sich auf Umweltpraktiken und Menschenrechte beziehen.
Eine nachhaltige Verwendung von Golfbällen wird bis dato vor allem durch den Verkauf von gebrauchten oder sogenannten „refurbished“ Bällen erreicht. Mit Tomorrow Golf ist auch ein Produzent am Markt, der recyceltes Material aus dem Kern alter Bälle für neue Modelle verwendet. Tatsache ist aber, dass der Golfmarkt vom Verkauf neuer Bälle beherrscht wird, die über eine Turnierzulassung von R&A und USGA verfügen.
Dabei sind die Umsatzzahlen bei Golfbällen durchaus beeindruckend: Marktführer Titleist gab allein für die ersten neun Monate des Jahres 2023 einen Umsatz von 622 Millionen Dollar an. Callaway, die Nummer 2 im Markt, brachte es 2023 auf 314 Millionen Dollar.
Zu viele verlorene Bälle
Bälle aus synthetischen Materialien werden auch in anderen Sportarten verwendet. Weder beim Tennis, Hockey, Handball oder Volleyball taucht aber jenes Problem auf, das die Lage im Golfsport kompliziert: Die Bälle werden von den Sportlern nicht irgendwo in die freie Natur geschossen und gehen dort verloren. Recycling oder Verbrennung sind dann keine Option mehr. Dieses Problem ist golfspezifisch – und offenbar kaum lösbar. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Golfer in Zukunft keine Bälle mehr verschießen, geht gegen null.