Heide auf dem Golfplatz: Schön aber kompliziert
Wiederansiedlung von Heide – das klingt erst einmal logisch und einfach, wenn man über die Nordseeinseln spricht. Schließlich ziert das Bild von üppigen Heideflächen so manche Tourismuswerbung, die Gäste nach Sylt oder andere Inseln an der deutschen Küste lockt. Die Realität sieht anders aus: Heiderenaturierung ist nicht einfach, sie hat ihre Tücken. Im GC Sylt und im GC Föhr hat man reichlich Erfahrung mit der Thematik
Beide Traditionsclubs haben einen Umbau des Golfplatzes hinter sich. Im GC Föhr wurde nach einem ersten Redesign 2015, 2022 ein weiterer Umbau abgeschlossen. Die Vorgaben des landschaftspflegerischen Begleitplanes waren dabei klar: Die 27 Löcher-Anlage sollte deutlich mehr artenreiche Flächen mit inseltypischen Gewächsen erhalten. Magerrasen-Standorte und Heideflächen waren gefragt. Ähnliches galt für den GC Sylt, der den Umbau von zehn Löchern 2024 abschloss. Auch hier sollten Heideflächen angelegt werden, um den landschaftstypischen Charakter des Platzes zu verstärken.
Besonders bei der Wiederherstellung von Heideflächen werden zwei Hauptmethoden eingesetzt: Anpflanzung und Saatgutübertragung. Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile, die je nach Zielsetzung und Standortbedingungen abgewogen werden müssen. Bei der Anpflanzung werden gezielt Heidepflanzen an vorbestimmten Stellen gepflanzt. Die Pflanzen werden meist in Baumschulen vorgezogen und anschließend auf der Fläche verteilt. Der Vorteil liegt darin, dass die Begrünung der Flächen schneller klappt, die Pflanzen nicht so anfällig sind.
„Aber es ist dann eben nicht wirklich echte Heiderenaturierung“, gibt Rolf-Stephan Hansen, Vorstandsmitglied im GC Sylt und Landschaftsarchitekt, zu bedenken. Mit der klassischen Saatgutübertragung werde dagegen die natürliche Regeneration gefördert. Hierbei wird Saatgut von bestehenden Heideflächen geerntet und auf die ausgewählten Flächen übertragen. Dieses Saatgut enthält oft Samen verschiedener Heidearten und Begleitpflanzen, was die genetische Diversität fördert. Die Pflanzen wachsen von Beginn an unter den lokalen Bedingungen und sind auf lange Sicht oft widerstandsfähiger. Allerdings kann die vollständige Entwicklung der Vegetation Jahre bis Jahrzehnte dauern. Umweltfaktoren wie Niederschlag, Temperatur oder Konkurrenz durch andere Pflanzen beeinflussen den Erfolg stark. Für die Keimung ist außerdem oft eine Vorbereitung des Bodens nötig, etwa durch Abplaggen oder Entfernen von Grasnarbe.
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„Nach drei Wochen war leider schon der erste Fremdbewuchs auf den Flächen da“, stellt Rolf-Stephan Hansen rückblickend fest. Zwischen all‘ die Keimlinge aus der Braderuper Heide, die im GC Sylt als Saatgut ausgebracht worden waren, mischten sich Unkräuter, Gräser, Blumen. „Die Heiderenaturierung wird dann sehr schwierig, weil man per Hand dafür sorgen muss, dass der Fremdbewuchs nicht überhandnimmt“, stellt Hansen fest. Im GC Sylt hatte die Heide damit keine Überlebenschancen. Stattdessen wurden die Flächen mit Saatmischungen aus der Region in artenreiche Wiesen umgewandelt, die sich sehr gut entwickelt haben. Nachdem nur Mischungen für mehrjährige Pflanzen verwendet wurden, ist ihr Wert für die Artenvielfalt auf dem Golfgelände sehr hoch.
Im GC Föhr hat die Heideansiedlung zumindest in Teilen besser geklappt. Präsident Ingomar Spieß, selbst Biologe, entfernte allerdings teilweise mit der Hilfe von Mitgliedern die Flächen in mühevoller Kleinarbeit von Fremdbewuchs. Auf einigen Flächen, auf denen sich die Heide nicht durchsetzen konnte, will er 2025 einen weiteren Versuch starten.
Dabei lässt sich auf dem Gelände des GC Föhr auch gut beobachten, wie wichtig die Pflege von Extensivflächen generell ist. Die großen Flächen jenseits von Tees und Grüns, von Golfern oftmals als nicht bearbeitete Naturflächen identifiziert, werden schnell zugewuchert von Pflanzen, die besonders schnellwüchsig oder dominant sind. „Der Ginster muss an vielen Stellen raus“, hat Spieß inzwischen erkannt. Er ist nach seinen Aussagen die Hauptherausforderung für das Greenkeeping-Team. Vor allem im Winter werden reihenweise Ginster-Büsche entfernt, da die Pflanze in einigen Bereichen der Heide oder auch regionalen Gräsern Konkurrenz macht. Auch Traubenkirschen und Jakobskreuzkraut, beides ungeliebte Pflanzen auf den Golfplätzen, versuchen sich zu behaupten.
Im GC Föhr will man beim Thema Heide aber hartnäckig bleiben. 25.000 Quadratmeter Fläche wurden insgesamt mit Heidestreu angelegt, das zum Teil von der Nordseeinsel Amrum, zum Teil aber auch aus der Lüneburger Heide kam. „2023 war ein extrem trockenes Jahr, starker Ostwind hat die Etablierung außerdem erschwert“, erinnert sich Spieß. Ein Golfplatz ist eben Natur, und die ist zunehmend unberechenbar.