Neue Energie im Norden
Es herrscht Aufbruchstimmung, wenn es um das Thema Energie geht: „Wir möchten gerne unsere Stromausgaben senken, und es ist gut für die Umwelt“, erklärt Matthias Fischer, Präsident des GC Hamburg-Ahrensburg, die Beweggründe für die Montage der Photovoltaikanlage. Damit spricht er auch für eine ganze Reihe anderer Golfclubs, die sich zum gleichen Schritt entschlossen haben. Von Husum bis nach Hamburg wird geplant, gerechnet, montiert. Das Thema Photovoltaik beschäftigt die Golfanlagen.
Die Clubvertreter, mit denen man über ihre Projekte spricht, klingen alle ein wenig euphorisch. „Klar, das haben wir“, heißt es bei Ulrike Feilke im GC am Sachsenwald. Bereits seit 2020 liegen die Paneelen mit einer Leistung von 29,92 kWp auf dem Clubhausdach. „Die Entscheidung wurde gefällt, weil wir nachhaltig Strom sparen wollten.“ „Wir sind schon in der Planung und berechnen gerade die Paneelen“, erklärt Heinz-Peter Gloistein vom Mittelholsteinischen GC Aukrug. „Das läuft alles glatt“, lautet auch das positive Fazit von Florian Fleischmann im Golf Club Husumer Bucht. Fest steht: Hoch im Norden Deutschlands, wo in der öffentlichen Stromversorgung die Windkraft als erneuerbare Energie ohnehin eine große Rolle spielt, haben zahlreiche Golfanlagen die Photovoltaik in ihre Energieversorgung eingegliedert.
Vorreiter gab es dabei schon immer: In Golf am Donner Kleve sind Solarpaneelen schon seit Jahren installiert. Im GC Gut Apeldör ließ Inhaber Dieter Worms bereits 2010 eine Photovoltaikanlage installieren, die auf 133 kWp kommt. Der Strom fließt derzeit noch komplett ins öffentliche Stromnetz, weil 2010 für diese Art von Installation ein staatliches Förderprogramm lief. „Aber nach 20 Jahren läuft es aus und dann werde ich meinen eigenen Strom voll nutzen“, erklärt der Betreiber. In den vergangenen Jahren hat er an den Paneelen nichts verändert, nur geputzt wurden sie regelmäßig, um die Effizienz zu erhalten.
Unabhängig wird zunehmend ein wichtiges Ziel
Bei der Neuinstallation von Photovoltaik ist die Lage allerdings gänzlich anders als vor 15 Jahren: Hier geht es den Golfanlagen um die Unabhängigkeit von der staatlichen Stromversorgung und die Deckung des eigenen Strombedarfs. 100.000 KWh brauche man zirka für den kompletten Eigenbedarf, weiß Norbert Prigge, Platzwart des GC Großensee, der sich seit einigen Jahren mit der Thematik beschäftigt. Die Installation der Anlage, die auf eine Leistung von 193,6 kWp kommen wird, ist allerdings noch nicht komplett angeschlossen, weil man in Großensee inzwischen auch die Tücken der neuen Technik kennengelernt hat.
Gemeinnützige Vereine wie Großensee oder auch der GC Ahrensburg dürfen keinen überschüssigen Strom in die Netze einspeisen, um ihre Gemeinnützigkeit nicht zu gefährden. „Der überschüssige Strom verpufft dann“, resümiert Präsident Fischer und versteht an dieser Stelle die deutsche Energiewende nicht mehr. Ähnlich erging es Prigge und seinen Vorstandskollegen. Sie wollen die 800 Quadratmeter Dachfläche auf dem Betriebshof wirklich ausnützen und Strom verkaufen, haben deshalb eine GmbH gegründet und sich lange durch rechtliche Formalitäten gekämpft.
Wer mit Fischer und Prigge spricht, erkennt: Im Zuge der Installation einer Photovoltaikanlage machen ehrenamtliche Vorstandsmitglieder nebenbei eine Art Steuer- und Energiekurs mit. Auch Fragen der Dachstatik tauchen plötzlich auf, die Sanierungsbedürftigkeit von Dächern oder das Thema der Verlegung von richtig dicken Stromleitungen. „Das war deutlich komplizierter als wir gedacht hatten“, zieht Fischer das Resümee. Immerhin: Rund 65.000 kWh produziert die Anlage jetzt.
Wann macht die Speicherung Sinn?
Im GC Büsum Dithmarschen, wo die neue Photovoltaikanlage gerade installiert ist, hat man sich auch mit der Speicherfrage auseinandergesetzt. „Mit 44 kWp decken wir den kompletten Stromverbrauch ab, die Speicherfrage warten wir noch ab. Wir müssen jetzt erst einmal sehen, wie der Verbrauch im ersten Jahr wirklich läuft“, analysiert Clubmanager Ralph Münchow die Lage. Auch hinter der Installation der E-Tankstellen steht für ihn noch ein Fragezeichen. „Das ist als reine Service-Dienstleistung doch eine relativ hohe Investition. Da warten wir noch ab.“
Die Umstellung auf erneuerbare Energie kann auch vergleichsweise kostengünstig erfolgen und bei kleineren Golfanlagen mit weniger Leistung auskommen. Im GC Husumer Bucht kommt man mit 30 kWp Leistung klar. Gastonomie, Proshop, Verwaltung, Caddyhalle – das alles wird mit eigener Energie betrieben. Ein Handwerker aus dem Club installierte die Solaranlage zum Selbstkostenpreis. Die elektrischen Roboter auf der Driving Range und auf den Fairways laufen über zwei kleine Solarstationen auf dem Platz.
Die Photovoltaik rechnet sich, hat auch Ingo Bernien, erster Vizepräsident im GC Gut Grambek festgestellt: „Wir haben einen Jahresverbrauch von 100.000 kWh pro Jahr. Die Kosten hierfür lagen bei ca. 30.000 Euro pro Jahr.“ Nach sieben Jahren ist die neue Energieversorgung rentabel. „Und was mir sehr wichtig ist, wir werden unabhängiger und sind für die Zukunft gut aufgestellt“, schließt er zufrieden. Bei einer Anlagengröße von 99,8 kWp hat man sofort auch noch zwei E-Ladesäulen mit installiert.
Die Unterstützung der Mitglieder ist den Clubs dabei sicher: „Das Abstimmungsergebnis bei der Mitgliederversammlung war nahezu einstimmig“, erinnert sich Fischer zufrieden. Im GC Großensee waren die Anteile bei der Finanzierung der Anlage schnell überzeichnet. „Die Mitglieder finden das gut“, stellt auch Münchow vom GC Büsum-Dithmarschen fest.
Die Energiewende auf den Golfplätzen in Schleswig-Holstein – sie ist in vollem Gange. „Das passt doch zu unserem Sport“, sagt Präsident Fischer noch. „Golf ist schließlich ein Outdoorsport im Grünen.“