Nässe legt Deutschlands Plätze lahm
Es ist nass, sehr nass auf Deutschlands Golfplätzen. So mancher Golfplatzbetreiber kann die Namen der Tiefs, die seit vergangenen Oktober über das Land kreisen, in Serie herunterbeten. Mal hießen sie Abdul, mal Loki, Yue und Xhemile hat Deutschland gerade hinter sich. Die konkreten Auswirkungen lassen sich einfach zusammenfassen: Tiefnasse, geschlossene oder teilweise geschlossene Plätze in vielen Regionen, dazu reichlich Greenkeeper, die mit Sorge ins Frühjahr blicken.
Vor Ort in Schleswig-Holstein, dort wo man ansonsten auf zahlreichen Plätzen ansonsten ganzjährig golft, waren die Aussagen der Clubsekretariate Mitte Februar klar. „Geschlossen, zu nass“, hieß es im Lübeck-Travemünder Golf-Klub. Gleiches hört man vom GC Ahrensburg, vom GC Kitzeberg, und vielen mehr. „Unsere Niederschlagsmenge hat sich 2023 gegenüber 2022 verdoppelt auf rund 1200 ml zieht der Golf & Naturbeauftragte Nico Nissen das Fazit des vergangenen Jahres und spricht vom Förde-Golf-Club Glücksburg, wo sich vereinzelt Spieler auf die nassen Fairways wagen.
Für Wojciech Listopadzki, Headgreenkeeper im GC Kitzeberg, liegen die Folgen auf der Hand: „Es ist nahezu unmöglich, mit den Maschinen auf die Plätze zu fahren, weil sofort alles kaputt geht“, stellt er mit Blick auf die kleinen Teichlandschaften fest, die sich vor allem im unteren Teil der Anlage gebildet haben und tritt mit den dicken Schuhen auf den Boden. Das Wasser steigt sofort an den Rändern heraus. „Das bedeutet leider auch, dass es kaum möglich ist, erste Frühjahrsarbeiten auf den Grüns zu starten.“ Was bleibt sind Baumschnittarbeiten am Rande von Wegen und Straßen, die ohne Platzbeschädigungen durchgeführt werden können, und andere Arbeiten in den Außenbereichen.
Kommunikation mit dem Golfer wichtig
Klar ist aber auch: „Bei gutem Wetter und milden Temperaturen drängt es die Golfer natürlich auf die Plätze“, stellt der Geschäftstellenleiter des Golfverbandes Schleswig-Holstein, Kolja Hause fest. Dem einen oder anderen Golfer fehle dann womöglich das Verständnis dafür, dass in den vergangenen Wochen offenbar keine oder kaum Platzarbeiten stattgefunden hätten. Die Kommunikation der Golfanlagen per Newsletter oder Social Media an die Golfer sei dann wichtig. Auch ein gut sichtbarer Aushang im Sekretariat könne helfen.
Im GC Münster-Brückhausen hat man diese Art der Krisen-Kommunikation in den vergangenen Monaten längst professionalisiert. „Wir haben seit Oktober eigentlich mehr oder minder kontinuierlich geschlossen“, lässt Platzwart Jürgen Stiegler Mitte Februar wissen. „Wir waren insgesamt fünfmal überflutet, unser Head-Greenkeeper ist längst Fachmann für Überschwemmungen.“ Nun liegt der Club im Münsterland tatsächlich in einem ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet „und verhindert immerhin, dass die Ortschaft hinter uns nicht überschwemmt wird.“ Eine derartig extreme Phase aber hat man nie erlebt. „Wir spielen eine zentrale Rolle in der örtlichen Wasserwirtschaft,“ bekennt sich Stiegler zur wichtigen Rolle der Golfanlage als Ausweichgebiet für den Fluss Angel und die Kleine Angel bei extremen Niederschlagsmengen wie seit dem Herbst der Fall. Auch deshalb sind die Grüns oder Trainingshütten ohnehin schon höher gebaut.
Folgekosten für den Club
Die Clubmitglieder konnten seit Oktober kaum auf den Platz und auch die Kosten für Sand und Aerifizierungsmaßnahmen kommen auf den Club zu. Dass auch die Platzqualität in diesem Sommer nicht optimal sein wird, ist den Clubverantwortlichen längst bewusst. Trotzdem, so ihr Fazit, sei der Rückhalt, in der Mitgliedschaft enorm. „Außerdem erkennen die Leute ja, dass fast alle anderen Clubs in der Umgebung auch geschlossen haben“, stellt Stiegler fest.
Glücklich sind jene Golfanlagen, deren Spielbahnen auf weitgehend sandigem Boden verlaufen. Ja, der eine oder andere Greenfeespieler mehr sei durchaus im Golfclub Gut Grambek vorbeigekommen, stellt Vize-Präsident Ingo Bernien fest. Der Parklandplatz kurz vor der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern wirkt vergleichsweise trocken. Im GC Büsum Dithmarschen konnte man sogar die eine oder andere Wintermitgliedschaft verkaufen. Nein, Geschäfte mit dem Wetterpech der anderen Golfanlagen will eigentlich niemand machen, andererseits aber regieren eben auch in der Golfszene die Gesetze der freien Marktwirtschaft.
Gleichzeitig haben die starken Niederschlagsmengen der vergangenen Monate auch ihre positive Seite: Die Übersichtskarten des Dürremonitors des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung sehen in diesem Jahr deutlich anders aus als zur gleichen Zeit vor 12 und 24 Monaten. Die Durchdringung des Gesamtbodens mit Feuchtigkeit ist fast überall gegeben. Die roten und gelben Zonen, die auf Dürre hindeuten, haben sich auf winzige Flecken reduziert.
Ob das so bleibt, ist ungewiss. Eines nämlich haben die letzten Monate erneut gezeigt. Das Wetter ist zunehmend schwer zu kalkulieren. Sicher ist nur, dass sich Golfer und Golfanlagen auf diese Ungewissheit einstellen müssen.