Mit Golfplatz-Design Resilienz bei Extremwetter erhöhen
Veränderung bedeutet neue Chancen: Das gilt auch für das Thema „Klimawandel und Golfplatzarchitektur“, das derzeit viele Golfanlagen, übrigens nicht nur in Deutschland sondern international bewegt. Die Vielzahl der Themen, die Golfanlagenbetreiber wie Golfplatzdesigner dabei gleichermaßen betreffen, ist zweifellos anspruchsvoll. Für Thomas Himmel, als Golfplatz-Designer für den Bau und die Renovation zahlreicher Golfanlagen in Europa verantwortlich, sind die folgenden Themen wesentlich:
- Trockenheit und Wasserreduktionen: Wie gestalten wir Golfplätze so, dass sie einerseits möglichst wenig Wasser benötigen, andererseits aber auch ideale Auffang- und Speichermöglichkeiten bieten? Mit welchen Grassorten säen wir Fairways und Grüns ein oder nach, um diese Prozesse zu unterstützen?
- Extremniederschläge: Wie erreichen wir durch das richtige Design erstklassige Entwässerung, möglichst wenig Erosion und hohe Folgekosten zum Beispiel bei Bunkern oder Wegen?
- Energiesparen und Co2-Abdruck: Je größer die Flächen, die zu mähen, zu rechen, zu düngen oder zu bewässern sind, desto höher der Verbrauch von Energie und desto üppiger der CO₂-Abdruck.
- Kostensteigerung: Egal ob Preise für Sand, Regner oder Rohre. Kostensteigerungen führen dazu, dass Budgets bei Renovierungen und Neubauten angepasst werden müssen. Wie lässt sich dies durch angepasstes Design auffangen?
- Ressource Mensch: Der Arbeitskräftemangel im Golfplatzbereich bleibt ein Problem, zumal die Auswirkungen des Klimawandels gerade im Bereich Extremwetter oft zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten. Wie lässt sich eine Kombination aus weniger Arbeitsstunden bei gleichzeitiger Beibehaltung der Qualität erreichen?
Zahlreiche Entwicklungen im Bereich des Golfplatzdesigns machen dabei Mut – ein zukunftsfähiger und resilienter Golfplatz 2023 sieht zwar definitiv anders aus als ein Top-Golfplatz vor 20 Jahren, er muss aber nicht zwangsweise an Qualität und Attraktivität verlieren.
Finesse statt Länge
Dabei spielt das Thema Golfplatzlänge eine herausragende Rolle. Studien des R&A und der USGA zeigen, dass das Gros der Golfplätze der Zukunft vom bisherigen Trend zum immer längeren Golfplatz abweicht, weil stetig wachsende Flächen die Kosten für Wasser, Dünger und Arbeitskräfte sprengen. Mehr Finesse bei den Grüns, interessante Grünumfelder und strategisch gut platzierte Einzelhindernisse wie zum Beispiel Bäume können problemlos eine gleich große oder sogar höhere Herausforderung bieten, sind aber deutlich ressourcenschonender.
Flächenreduzierung
Flächenreduzierung lautet auch einer der Lösungsansätze beim intelligenten Wassermanagement, das sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt. Nach einer genauen Analyse der örtlichen Gegebenheiten und der zu erwartenden Niederschlagssituation in der Zukunft, ergänzt durch die zu erwartende strengere Regulierung von Grundwasser und einem Abrücken von der Verwendung von Trinkwasser zur Beregnung, muss das Wassermanagement für jede Anlage individuell aufgestellt werden. Die Herausnahme von Mäh- und Beregnungsflächen zum Beispiel rund um Abschläge, sorgt für bessere Optik gerade in trockenen Zeiten. Auch in spielabgewandten Zonen erreicht man dadurch Wasserersparnis und eine geringere Arbeitsbelastung bei gleichzeitig ansprechendem Aussehen durch attraktive Gräser oder Wiesen.
Notspeicher für Dürrephasen
Auf den meisten Golfanlagen bietet sich die Anlage von Zwischen- oder Notspeichern an, in denen größere Mengen Wasser für Dürrephasen bevorratet werden. Speicherteiche von mehr als 100.000 m³ Wasser werden inzwischen in Kontinentaleuropa gebaut. Diese können sowohl als optisch weniger attraktive technische Speicher außerhalb der klassischen Spielfläche so angelegt werden, dass sie aufgrund großer Tiefe wenig Verdunstungsfläche haben, andererseits aber auch als ins Spiel integrierte Speicherflächen gestaltet werden. Hier kommt dann außerdem die Vernetzung von mehreren kleineren Teichen infrage, wenn sich ein extrem großer Notfallspeicher optisch und strategisch nicht gut einbinden lässt.
Brauchwasser schafft Unabhängigkeit
Daneben spielt bei der Neugestaltung von Golfplätzen die Einbindung von Klär- oder Brauchwasser eine immer größere Rolle. Die Nutzung von Brauchwasser aus Wohngebieten, die Wiederaufbereitung von Drainage- und Brauchwasser der eigenen Golfanlage und die Anbindung an Klärwasser erfordert zwar oftmals höhere Anfangsinvestitionen in Technik und ist von der Lage des Golfplatzes abhängig, sorgt aber für Unabhängigkeit bei der Wasserversorgung. Das richtige Golfplatzdesign sorgt hier von Beginn an dafür, dass Drainagewasser auch von Parkplätzen sowie Regenwasser von Dächern optimal eingebunden wird.
Designanpassungen in Hochwassergebieten
Gleichzeitig spielen Golfplätze der Zukunft aber auch im Rahmen von Überflutungskonzepten bei Überschwemmungen eine Rolle. Golfplätze werden durchaus teilweise als Überflutungsgebiete für kleinere Flüsse und Bäche genützt. Daraus resultiert allerdings, dass das Design der Löcher so angelegt werden muss, dass durch erhöhte Grüns und Abschläge, die richtige Fairwaygestaltung oder unauffällige kleine Dämme im Falle einer Überflutung der Schaden für die Golfanlage möglichst klein gehalten wird.
Bei Bunkern an Starkregen denken
Gerade beim Thema Starkregen und Überflutung wird die Bunkerkonzeption von Golfanlagen immer mehr zum Thema. Die Gestaltung von Bunkern ist ebenso wie deren Größe und Anzahl für zukunftsfähige Plätze besonders relevant. Die Investition in Stabilisierungsschichten im Bunker, die eine Vermischung von Kies und Sand sowie eine Verstopfung der Drainagen verhindern, ist zwar kostenintensiv, erleichtert aber gerade in Gebieten, die vermehrt von besonders starken Unwettern betroffen sind, die Spielbarkeit und verhindert größere Erosionsschäden.
Auch die Verkleinerung der Bunkerflächen wird auf immer mehr Golfplatzflächen ein Thema, wobei es hier die Rolle des Golfplatzdesigners ist, eine interessante Alternative, sowohl optisch wie spielerisch für Bunker zu finden. Beides ist aber durchaus möglich, so dass teure Bunkerrenovationen nicht die einzige Möglichkeit zum Umgang mit Unwettern sind.
Wegebau intelligent lösen
Gerade im Bereich der Bunker wird von Club- und Greenkeeperseite auch das Argument der Arbeitsstunden ins Feld geführt. Zunehmende Starkregenfälle führen in vielen Fällen bei Golfanlagen dazu, dass Greenkeeper verstärkt Zeit zur Wiederherstellung benötigen, dies gilt übrigens auch für Wege. Deshalb ist es schon bei der Neuanlage oder Renovation von Wegen oder Bunkern wichtig darauf zu achten, dass diese so angelegt werden, dass ihr Design, ihre Struktur oder die verwendeten Materialien nicht besonders anfällig für Erosionen sind.
Der Golfer selbst muss all‘ diese Änderungen an einer Golfanlage keineswegs negativ empfinden. Ganz im Gegenteil: Gut angelegte Wiesen und Roughbereiche können eine Anlage optisch deutlich attraktiver machen als durchgemähte Flächen, die bei Wasserknappheit oftmals unangenehm eintönig braun wirken. Speicherteiche können sowohl als spielerische Hindernisse dienen wie durch die passende Bepflanzung als Eyecatcher. Kürzere Golfplätze schließlich sind nicht automatisch einfach und uninteressant, wenn sie durch interessante Grün oder Grünumfelder aufgewertet werden.
Resilienz der Golfanlagen herstellen
Die Auswirkungen des Klimawandels sind, so unerfreulich sie derzeit auch für jede einzelne Golfanlage sind, also nicht automatisch nur mit negativen Folgen verbunden. Vielmehr geht es darum, das bestehende Design der Golfanlage einer kritischen Analyse zu unterziehen und die Resilienz der Anlage sowie ihre Zukunftsfähigkeit zu untersuchen. Eine Anpassung kann dann in einzelnen Schritten erfolgen und gleichzeitig mit einer Verbesserung vorhandener Designschwächen verbunden werden. Ein attraktiver Golfplatz, der weniger anfällig für Wetterextreme und ressourcenschonend (und damit auch weniger kostenintensiv) zu unterhalten ist, ist ein positives Ziel, dem sich auch die Mitgliedschaft gerne anschließen wird.