Bei der Krautschau Mitte Mai im Freiburger Golfclub kamen die vielen faszinierenden, kleinen Pflanzenarten zwischen Pflasterfugen und Mauerritzen groß raus.
Haben Sie schon mal was von urbaner Biodiversität gehört und können dabei auch die Verbindung zum Golfplatz herstellen? Mit der Aktion #Krautschau Mitte Mai im Freiburger Golfclub lenkte Alexandra-Maria Klein, die als Ökologin die Professur für Naturschutz und Landesökologie an der Universität Freiburg leitet, mit ihrer Doktorandin Anna Klopstock großes Augenmerk auf die über 500 verschiedenen Pflanzenarten zwischen Pflasterfugen und Mauerritzen des Golfplatzes. Insbesondere im Bereich von Clubhaus, Range und Parkplatz wurden Clubmitglieder und Gäste am Tag der offenen Tür in die verborgene Vielfalt der kleinen, feinen Pflanzenwelt entführt.
Mit bunter Kinderkreide ausgestattet und der Flora-Incognita-App auf dem Handy, wurden unzählige kleine Gewächse fotografiert, digital identifiziert und gut lesbar (analog) auf Pflasterstein und Asphalt benannt, so dass viele Golfer im Lauf des sonnigen Frühsommertags über Feldehrenpreis, Hirtentäschelkraut, Rispengras, Gänseblume, Persischer Ehrenpreis, Hohlzahn, Vogelknöterisch, Storchschnabel, Liebesgras, Berufskraut, Gänseblume oder Schmalblättriges Greiskraut „stolperten“.
Kleine Überlebenskünstler
„Die Krautschau wurde zusammen mit Julia Krohmer von Senckenberg ins Leben gerufen und bei der Krautschau geht es darum, den Blick auf das Kleine zu werfen. Also sozusagen auf die Pflanzen, die in den Ritzen sind“, so Anna Klopstock, die gemeinsam mit ihrem Kollegen von der Uni mit dem Rad die wenigen Minuten die Dreisam entlang nach Kirchzarten zum Golfclub kam. „Auf dem Golfplatz machen wir das im Zuge des deutschlandweiten Projekts GolfBiodivers, das von den Universitäten Freiburg, Münster, Kiel und TU München sowie dem Deutschen Golf Verband durchgeführt wird. Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums. Wir werten Golfplätze biodiversitätsfördernd auf. Das heißt, wir erfassen erst einen Istzusand der Anlagen – also in Flora und Fauna -, dann führen wir bestimmte Aufwertungsmaßnahmen durch, wie beispielsweise Blühstreifen, und danach messen wir die Effekte, die diese Aufwertungsmaßnahmen haben.“ Untersucht werden Tiere und Pflanzen: Im Freiburger Golfclub wurden bereits Insekten, Schmetterlinge, Heuschrecken und ähnliches erfasst. „Heute soll mit der Krautschau aber nun Fokus auf die Ritzenpflanzen geworfen werden. Wenn man hier wirklich ganz runter in die Hocke geht, kann man faszinierende kleine Überlebenskünstler sehen, die sich so durchquetschen. Somit also den Blick auf das Kleine werfen.“
Warum das wichtig ist? Selbst dort, wo asphaltierte Straßen an der Tagesordnung sind, sucht sich widerstandsfähiges Grün immer wieder seinen Platz: Moose, Kräuter, Gräser und Blumen breiten sich in Spalten und Straßenfugen, zwischen Pflastersteinen und in Mauerritzen aus und binden dort Staub, Wasser und bieten einer großen Vielfalt an Kleinstlebewesen Lebensraum.
So können Sie mitmachen: Schalten Sie mit dem Code KRA VT5 HAV das Projekt „Krautschau“ in der Flora-Incognita-App frei! Das ist ganz einfach und natürlich kostenlos. Finden und bestimmen Sie Pflanzen vor Ihrer Haustür oder auf Ihrem Golfplatz, und bestätigen Sie die Funde über den grünen Haken in der rechten oberen Ecke. Ordnen Sie anschließend die Beobachtung dem Projekt „Krautschau“ zu.
Buchtipp: Das wächst in Deiner Stadt
Damit Sie die Pflanzen auch möglichst schnell in einem praktischen und überaus ansprechenden Buch wiederfinden können, haben Alexandra-Maria klein und Julia Krohmer sie nach einem bestimmten System einsortiert. 95 Arten sind nach ihrer Wuchsform zu Gruppen zusammengefasst. Damit Sie ganz schnell wissen, in welcher Gruppe Sie sich gerade befinden, stehen entsprechende Symbole im Steckbrief jeweils am Seitenende. Das von der NABU empfohlene A5-Buch umfasst 140 Seiten und ist 2023 beim Kosmos Verlag erschienen (Preis: 14 Euro).