Knickpflege ist Landschaftspflege
Blühende Schlehen, Weißdorn und Holunder – im Frühjahr und Sommer tobt das Leben in den Sträuchern, die jenseits der Spielbahnen der Golfanlage Escheburg eine kleine Straße vom Golfplatz abtrennen. Die Sträucher sind Teil eines Knicks – und Knicks gibt es, wohin man blickt auf den Golfanlagen Schleswig-Holsteins. Sucht man nach einem wesentlichen Unterschied zwischen dem nördlichsten Golfverband Deutschlands und all‘ den anderen, so kommt man automatisch bei den Knicks an.
Rund 45.000 Kilometer Knicks finden sich in Schleswig-Holstein. In der Mehrzahl wurden sie vor gut 200 Jahren im Zuge der Aufteilung von Flurstücken angelegt. Damals üblich war das Knicken und Verflechten der gepflanzten Sträucher und Gehölze, die auf diese Weise einen Zaunersatz ergaben, der für Weidetiere undurchdringbar war.
Auf dem Golfplatz werden Knicks gepflegt
Auf nahezu jeder der Golfanlagen in Schleswig-Holstein ist die sogenannte Knickpflege inzwischen Teil des Standardprogramms. In regelmäßigen Abständen müssen die Knicks auf den Stock, also stark abgeschnitten werden. Große Gehölzmengen entstehen, wenn entweder Greenkeeper, freiwillige Golfer oder auch Fachfirmen die Knicks fachgerecht stutzen. Im Mittelholsteinischen Golf-Club Aukrug häckselt man das Holz inzwischen und bringt es unter Baumflächen aus. Das tut dem Boden gut und spart den Transport zu einer anderen Entsorgungsstätte.
7000 Arten als Inventar
Knickpflege bedeutet Artenschutz
Damit leisten die Golfanlagen einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz im Norden. Knicks nämlich gelten als besonders artenreich und vielfältig. Der Biologische Atlas von Schleswig-Holstein schätzt das Arteninventar von Knicks auf zirka 7000 Arten, wobei man demnach pro Kilometer Knick rund 1600 bis 1800 Arten vorfindet. Die meisten davon sind Insekten. Allerdings sind darunter auch zahlreiche Kleintiere, die Knicks als Rückzugsräume nutzen. Das gilt für Rebhühner, Wildkaninchen, Igel und Mäuse, aber auch für zahlreiche Vogelarten wie Dorngrasmücken, Amseln, Buchfink oder Neuntöter, die hier gerne nisten.
Dabei profitieren die Golfplätze in mehrerlei Hinsicht von den Knicks, die ihre Grundstücke umgeben: Zum einen sind die Knicks ein Medium zur Steigerung der Artenvielfalt, zum anderen bieten sie aber auch die oft optische Abtrennung von Spielbahnen und neben dem Sichtschutz auch einen Sicherheitswall für durchfliegende Bälle. Hinzu kommt, dass sich Knicks meist sehr positiv auf das Mikroklima auswirken, weil sie als Windschutz fungieren und damit auch das Austrocknen von Böden verhindern.
Knickpflege hilft der Ökobilanz
Letztlich ist die aufwändige Knickpflege aber auch ein Aspekt, der Golfanlagen im Umgang mit den Naturschutzbehörden in der Regel positiv zugute kommt. Ökopunkte, die sich in der Ökobilanz der Golfanlagen positiv niederschlagen, werden auch für die konstante Knickpflege ausgegeben. In Escheburg, dem Club mit den meisten Knicks in ganz Deutschland, kann man auf eben diese Ökobilanz dann auch zurückgreifen, wenn man andere neue Projekte realisieren will, für die man ebenfalls eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde benötigt. Für Gunther Hardt, Leiter des Arbeitskreises Biodiversität beim Deutschen Golf Verband, sind „Knicks deshalb super“. Knickpflege bedeutet Landschaftspflege auf dem Golfplatz, lautet sein Resümée. Angesichts von derzeit 63 Golfanlagen in Schleswig-Holstein ist deren Beitrag damit nicht zu unterschätzen.