Klimawandel: Golfsport braucht Kommunikation
Der Grund für diesen Artikel ist aufgeregter Protest. Er schallte mir vor kurzem bei einer Mitgliederversammlung in einem Golfclub entgegen, als ich über die Herausforderungen des Klimawandels für Golfanlagen sprach. Ich konnte die Protestierer nicht sehen, weil es in den hinteren Reihen des Raumes ziemlich dunkel war, aber zu überhören waren sie nicht. Unnötig sei dieses Thema, völlig uninteressant. Eine halbe Stunde später, als die Versammlung zu Ende war, kam gut ein Dutzend weiterer Golfer entschuldigend auf mich zu: Für sie war die Thematik interessant.
Die Begegnung war verstörend und lehrreich, weil sie zwei Dinge gezeigt hat:
- Die Politisierung des Themas Nachhaltigkeit, die wir in vielen Ländern in der gesamten Gesellschaft beobachten können, hat längst auch die Golfclubs erreicht.
- Das Thema Kommunikation des Klimawandels ist für Golfanlagen so entscheidend, weil gerade Golfanlagen im Hinblick auf Wetterextreme, Wassernutzung und Energieumstellung auf vielen Ebenen mit den Auswirkungen des Klimawandels zu tun haben.
Wie wichtig ist die Altersstruktur?
Und vielleicht – aber dies ist eine unbewiesene Annahme – tut sich die Golfszene auch mit Hinblick auf ihre Altersstruktur ein wenig härter mit dem Thema als andere Sportarten. Warum? Der Durchschnittsgolfer in den USA ist nach einer Studie der USGA aus dem Jahr 2021 zwischen 60 und 69 Jahre alt und männlich. Mehr als 50 Prozent aller Golfer und Golferinnen in Deutschland waren nach den Statistiken des Deutschen Golf Verbandes 2022 in Deutschland über 55 Jahre alt. Zwei Drittel aller Golfer in Großbritannien sind laut einer Studie von Hillier Hopkins LLc aus dem Jahr 2022 über 50 Jahre alt. Zumindest in diesen drei großen Märkten – und die Annahme liegt nahe, dass es auch in anderen Golfnationen nicht wesentlich anders ist – ist die Mehrheit der Spieler älter.
Wie ältere Menschen auf das Thema Klimawandel oder Nachrichten dazu reagieren, wurde bis dato kaum erforscht. Der Reuters digital news Report 2022 besagt aber zum Beispiel, dass „Befragte unter 35 Jahren in manchen Märkten mit zwei- bis dreifach höherer Wahrscheinlichkeit“ Klimanews verfolgen. Bei Umfragen zum Beispiel zur Einführung einer CO₂-Steuer für mehr Klimaschutz in Deutschland lehnten mehr als die Hälfte der Befragten aus der Generation 55plus die Steuer voll und ganz oder eher ab. Bei einer Umfrage von Golf Sustainable und der Universität der Bundeswehr München im Jahr 2022 stimmten allerdings immerhin 59,14 % der Befragten der Aussage zu „Der Klimawandel ist das zentrale Thema unserer Zeit“. Der Altersdurchschnitt der Befragten lag bei 54,76 Jahren. Das Bild ist also unklar, lässt nur Vermutungen zu.
Klimawandel auch ein psychologisches Thema
Wir wissen nicht wirklich, wie Golfer sich generell bei der Begegnung mit dem Thema Klimawandel fühlen. Wir wissen allerdings, dass der Klimawandel generell längst ein Thema ist, das zahlreiche Psychologen auf wissenschaftlicher Ebene beschäftigt. Sie setzen sich zum Beispiel mit kognitiven Dissonanzen bei der Begegnung mit dem Thema Klimawandel auseinander. Als kognitive Dissonanz beschreibt man dabei den unangenehmen und auf Dauer auch ungesunden Gefühlszustand, der entsteht, wenn Handeln, Wissen und Werte auseinanderklaffen. Fehlende Informiertheit und Auseinandersetzung mit einer Thematik spielen dabei offenbar eine wesentliche Rolle.
In Deutschland stimmten zuletzt 32 % aller Befragten im Rahmen einer Pace-Studie der Universität Erfurt dem Satz zu „Ich bin es leid, vom Klimawandel zu hören.“ Auf der anderen Seite ergab eine Umfrage des Pew Research Centers in 14 Industrienationen 2023, dass 70 % aller Befragten den Klimawandel als große Bedrohung betrachten.
Fazit: Eine Golfanlage, die in den nächsten Jahren auch wirtschaftlich die Aufgaben stemmen und Änderungen durchführen will, die sich aus dem Klimawandel und neuen Gesetzen ergeben, muss ihre Golfer informieren, mitnehmen, ihnen vielleicht auch die Angst vor dem Thema nehmen.
Analyse statt Drama
Die zentrale Herausforderung besteht, auch das ist übrigens ein Ergebnis des Reuters News Reports 2022, wohl darin, „die ganze Thematik in einer Weise zu schildern, die Aufmerksamkeit auf den Grund und die Entscheidungen richtet, die zu Katastrophen führen, nicht die Katastrophen selbst.“ Will heißen: Nicht die dramatische Schilderung der Dürre auf dem Golfplatz ist gefragt, sondern die Analyse der Frage, warum es dazu kommt.
Ganz auf diese Art von Kommunikation zu verzichten, macht es den Mitgliedern zwar zuerst einmal einfach, sich akut nicht mit dem Problem zu beschäftigen, die den Golfanlagen ins Haus stehen. Mittel- und langfristig ist diese Strategie aber eine Sackgasse – am Ende müssen die Mitglieder in den meisten Fällen die Mehrkosten, die Umrüstung im Greenkeeping, in der Energieversorgung oder die Behebung von Schäden durch Wasser oder Dürre bezahlen. Es hilft, wenn sie dann informiert sind.