Wird die Golfindustrie einen wirklichen Beitrag zur Reduzierung der weltweiten CO₂-Emissionen und der Erreichung der Klimaziele leisten, die zum Beispiel von UN Sports for Climate Action gesetzt worden sind? Darin wird von einem Streben der Sportbranche nach Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 ausgegangen.
Eine positive Antwort auf diese Frage scheint zweifelhaft, wenn man eine Umfrage betrachtet, welche die Organisation Global Sustainable Sport kürzlich veröffentlichte. Sport-Organisationen aus 17 Sportarten und 22 Ländern beantworteten dabei Fragen, die sich auf Projekte und Maßnahmen rund um die Reduzierung von CO₂-Emissionen drehten. Unter den Teilnehmern waren auch mehrere internationale Golf-Organisationen. Eine spezielle Auswertung nur für die Golfbranche wurde nicht vorgenommen, im Hinblick auf die gesamte Sportindustrie, fasste Mike Laflin, CEO von Global Sustainable Sports, die ernüchternden Ergebnisse aber so zusammen:
„ Diese Umfrage zeigt, dass viele Menschen im Sportbereich die dringende Notwendigkeit erkennen, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen. In vielen Fällen wurden Ziele festgelegt, und die Menschen haben sich zu Messungen und Reduzierungen verpflichtet. Die Ergebnisse und Methoden sind jedoch sehr unterschiedlich und verwirrend. Ohne eine klare Führung, zweckgebundene Finanzmittel und glaubwürdige Messungen, insbesondere im Bereich Scope 3 und Zuschauerreisen, wird es der Sportbranche schwerfallen, einen echten Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und zur Erreichung der Ziele für 2030 und 2040 zu leisten.“
Spannend ist diese Einschätzung insofern, als die European Golf Association keine zwei Wochen später eine neue Nachhaltigkeits-Strategie und eine Turfgrass Roadmap ankündigte, die allerdings erst noch von der Generalversammlung final beschlossen werden muss und erst Ende des Jahres veröffentlicht werden soll. Die erste Ankündigung der EGA enthielt bis dato relativ vage formulierte Ziele für beide Dokumente:
Nachhaltigkeitsstrategie – Ziele
- Den Beitrag des Golfsports zu vorrangigen gesellschaftlichen Themen verbessern, indem der Ressourcenverbrauch, die Emissionen und die Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden und gleichzeitig die positive Rolle des Sports für die Natur, das Klima und die Gemeinden gestärkt wird.
- Die Position und das Profil des Golfsports in ganz Europa verbessern, indem Verpflichtungen und Maßnahmen harmonisiert und der Sport in EU-Diskussionen wirksam vertreten wird.
- Eine führende Rolle bei den globalen Nachhaltigkeitsbemühungen übernehmen, indem der europäische Golfsport in die Lage versetzt wird, selbstbewusst als Vorreiter im internationalen Golfsport und im Sport allgemein aufzutreten.
Roadmap für Rasenflächen – Ziele
- Bereitstellung eines priorisierten langfristigen Plans, der als Leitfaden für gemeinsame Maßnahmen dient, um die Bespielbarkeit europäischer Golfplätze in Zukunft sicherzustellen.
- Förderung weiterer Forschung, Ausbildung, Technologieeinsatz, Datenerfassung und Anwendung der Prinzipien und Praktiken des integrierten Rasenmanagements (ITM).
- Beitrag dazu, dass sich der Ansatz des Golfsports zum Rasenmanagement im Einklang mit Vorschriften und anderen potenziellen Ressourcenbeschränkungen weiterentwickelt.
- Bereitstellung eines priorisierten langfristigen Plans, der als Leitfaden für gemeinsame Maßnahmen dient, um die Bespielbarkeit europäischer Golfplätze in Zukunft sicherzustellen.
- Förderung weiterer Forschung, Ausbildung, Technologieeinsatz, Datenerfassung und Anwendung der Prinzipien und Praktiken des integrierten Rasenmanagements (ITM).
Auffallend ist an dieser Stelle, dass die EGA zumindest in dieser ersten Bekanntmachung keinerlei konkrete Klimaziele formuliert und auch keinerlei Aussagen zu einem Emissions-Reporting macht, von einer Verpflichtung zu einer konkreten Reduzierung der Treibhausgase ganz abgesehen. Dies gilt vor allem für die EGA als europäische Dachorganisation selbst, die alljährlich Ausrichter zahlreicher hochrangiger Amateurturniere ist.
Verbände oder Organisationen im Golfsport, die bis dato konkrete Klimaziele formuliert haben, sind selten.
- Die Danish Golf Union formulierte im Juni 2024 die Vision, bis 2050 eine klimaneutrale Golfregion zu sein.
- Swiss Golf hat die Absicht formuliert, bis 2035 das Net-Zero-Ziel zu erreichen.
- Die DP World Tour war 2022 die erste Profitour, die sich verpflichtete, ihre Emissionen bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren und 2040 klimaneutral zu sein.
- In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie 2023 gab LIV Golf an, das Net-Zero-Ziel bis 2040 erreichen zu wollen.
Mit Blick auf die 49 nationalen Verbände, die in der EGA zusammengeschlossen sind und die in den vergangenen Jahren in unterschiedlichen Arbeitsgruppen deren neue Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet haben, war ein gemeinsames Commitment zu einem konkreten Beitrag der Golfbranche zur Reduzierung der CO₂-Emissionen scheinbar nicht möglich.