Hünengräber des GC Sylt sind Kulturdenkmäler
Der Grabhügel an Bahn 3 ist auf den ersten Blick ein eher unscheinbarer, wenn auch großer Haufen mit Gras und Gestrüpp. Hügel wie diese gibt es im Gelände zwischen Wenningstedt und Braderup reichlich. Während des Zweiten Weltkrieges nutzte man einen davon zum Beispiel als Peilstation. Der Golfer registriert die seltsamen Hügel, ohne wirklich zu wissen, was darunter steckt. Vier dieser Kulturdenkmäler sind auf dem Gelände des Golf-Club Sylt zu finden.
Entfernen oder gar wegschieben ist keine Option. Tatsächlich sind die Hügelformationen nämlich Grabhügel aus der Bronze- und Wikingerzeit, von denen auf der Insel Sylt insgesamt 530 Stück bekannt sind. Dazu kommen noch 50 Megalithgräber aus der Jungsteinzeit. Auf der Nordseeinsel kümmert sich der Verein Sölring Foriining um die Thematik.
Teil eines archäologischen Lehrpfades
Im Golf Club Sylt plant man, die Hünengräber in Zukunft mit Informationsschildern zu versehen, um auch die Golfer über ihre historische Bedeutung zu informieren. Schon jetzt existiert unter dem Begriff Hünen.kul Tour ein archäologischer Lehrpfad auf Sylt, auf dem Wanderern und Radfahrern innerhalb von drei Touren mit insgesamt 38 Informationstafeln die Vor- und Frühgeschichte der Insel erläutert wird.
Dabei tragen nahezu alle Grabhügel Namen, die ihren Ursprung oft in der Sylter Sagenwelt haben. In diesen spielen die Gräber eine wesentliche Rolle, weil bei ihrer Entstehung die Bedeutung der Hügel als Grab nicht klar war. Der Raisihoog zum Beispiel, am Ende der Bahn 3 gelegen, ist mit der Sage um den Zwergenkönig Finn verbunden, der in dem Hügel seine Wohnung gehabt haben soll. Ansonsten finden sich auf dem Golf-Gelände noch Lünghoog, Buatskenhoog und Tilderinghoog.
Tatsächlich handelt es sich zum Beispiel bei Raisihoog laut Denkmalliste, in den er 1971 eingetragen wurde, um ein „besonders gut erhaltenes Exemplar einer epocheübergreifenden Bestattungsstätte. Ob als Teil einer Nekropoloe in Form einer Hügelgruppe oder als singulär errichteter Hügel ist er ein reichhaltiges Bodenarchiv und prägt nachhaltig die ihn umgebende Landschaft und ist somit schützens- und erhaltenswert.“
Mehr Information für die Golfer
Für Greenkeeper Thomas Schweikert bedeutet das: Der Grabhügel muss zwar nicht laufend gepflegt, aber doch immer wieder von Buschwerk und zu vielen Pflanzen bereinigt werden. Ein Abtragen von Teilen des Hügels ist nicht erlaubt. Vielmehr geht es darum, dafür zu sorgen, dass auch die Golfer den historischen Wert der Grabanlagen erkennen, in denen während der Bronzezeit Verstorbene in Steinkisten oder Baumsärgen beigesetzt wurden. Später wurden auch Urnen in den Hügeln vergraben.
Detailwissen zu den vier Hünengräbern soll es im Falle des GC Sylt geben, wenn auch die derzeit laufenden Umbauarbeiten auf der Golfanlage abgeschlossen sind. Bis dahin dürfte sich der eine oder andere Golfer weiterhin über die seltsam unförmigen Hügel wundern, die von der Form mit den üblichen Dünen auf der Insel nichts zu tun haben. Ein Kulturdenkmal auf Golfplätzen ist schließlich auch nicht die Regel.