Die Golfplatz-Architektur passt sich dem Klimawandel an. Das Spielerlebnis wird für den Golfer deshalb keineswegs schlechter, sagt Thomas Himmel, deutscher Golfplatz-Architekt. Von ihm wollten wir wissen: Wie verändert sich das Design von Golfplätzen, um den Herausforderungen von Extremwetter zu begegnen.
Die gute Nachricht zuerst: Für die Herausforderungen des Klimawandels im Golfsport bietet die Golfplatz-Architektur Lösungen. Egal, ob es um Wasserknappheit, Extremregenfälle oder Stürme geht. Zugegeben: Diese Aussage mag nicht für Golfanlagen in außergewöhnlichen Regionen liegen – ob in Zukunft noch Golfanlagen in der Wüste Nevadas gebaut werden, wo sich die Wasserkosten für 18-Löcher-Anlagen schon jetzt häufig im mittleren sechsstelligen Bereich bewegen, sei dahingestellt. Und auch der Golfplatz an der Küste Floridas ist aufgrund des steigenden Meeresspiegels und zunehmender Stürme sicher nicht mehr die erste Wahl, in weiten Teilen des deutschsprachigen Raums aber sind die Herausforderungen durch den Klimawandel lösbar, wenn einige grundsätzliche Elemente beachtet werden.
Trend zu kürzeren Plätzen
Nachdem in den vergangenen zwei Jahrzehnten Plätze immer länger gebaut würden, nimmt dieser Trend nun allmählich ein Ende. Der Grund: Extrem lange Plätze brauchen viele Ressourcen, da geht es um Wasser, Dünger, Sand, aber auch Arbeitskraft. Nachhaltiges Wirtschaften ist für viele Golfanlagen damit nicht mehr möglich. Mehr Finesse bei den Grüns, interessante Grünumfelder und strategisch gut platzierte Einzelhindernisse wie zum Beispiel Bäume können problemlos eine gleich große oder sogar höhere Herausforderung für den Golfer bieten, sind aber deutlich ressourcenschonender.
Wassermanagement
Die Reduzierung der beregneten Flächen ist nur einer der Lösungsansätze beim intelligenten Wassermanagement, das sich aus mehreren Faktoren zusammensetzt. Nach einer genauen Analyse der örtlichen Gegebenheiten und der zu erwartenden Niederschlagssituation in der Zukunft, ergänzt durch die zu erwartende strengere Regulierung von Grundwasser und einem Abrücken von der Verwendung von Trinkwasser zur Beregnung, muss das Wassermanagement für jede Anlage individuell aufgestellt werden. Die Herausnahme von Mäh- und Beregnungsflächen zum Beispiel rund um Abschläge, sorgt für bessere Optik gerade in trockenen Zeiten. Auch in spielabgewandten Zonen erreicht man dadurch Wasserersparnis und eine geringere Arbeitsbelastung bei gleichzeitig ansprechendem Aussehen durch attraktive Gräser oder Wiesen.
Notspeicher für Dürrephasen
Auf den meisten Golfanlagen bietet sich die Anlage von Zwischen- oder Notspeichern an, in denen größere Mengen Wasser für Dürrephasen bevorratet werden. Speicherteiche von mehr als 100.000 m³ Wasser werden inzwischen in Kontinentaleuropa gebaut. Diese können sowohl als optisch weniger attraktive technische Speicher außerhalb der klassischen Spielfläche so angelegt werden, dass sie aufgrund großer Tiefe wenig Verdunstungsfläche haben, andererseits aber auch als ins Spiel integrierte Speicherflächen gestaltet werden. Hier kommt dann außerdem die Vernetzung von mehreren kleineren Teichen infrage, wenn sich ein extrem großer Notfallspeicher optisch und strategisch nicht gut einbinden lässt.
Daneben spielt bei der Neugestaltung von Golfplätzen die Einbindung von Klär- oder Brauchwasser eine immer größere Rolle. Die Nutzung von Brauchwasser aus Wohngebieten, die Wiederaufbereitung von Drainage- und Brauchwasser der eigenen Golfanlage und die Anbindung an Klärwasser erfordert zwar oftmals höhere Anfangsinvestitionen in Technik und ist von der Lage des Golfplatzes abhängig, sorgt aber für Unabhängigkeit bei der Wasserversorgung. Das richtige Golfplatzdesign sorgt hier von Beginn an dafür, dass Drainagewasser auch von Parkplätzen sowie Regenwasser von Dächern optimal eingebunden wird.
Hochwasser
Gleichzeitig spielen Golfplätze der Zukunft aber auch im Rahmen von Überflutungskonzepten bei Überschwemmungen eine Rolle. Golfplätze werden durchaus teilweise als Überflutungsgebiete für kleinere Flüsse und Bäche genützt. Daraus resultiert allerdings, dass das Design der Löcher so angelegt werden muss, dass durch erhöhte Grüns und Abschläge, die richtige Fairwaygestaltung oder unauffällige kleine Dämme im Falle einer Überflutung der Schaden für die Golfanlage möglichst klein gehalten wird.
Starkregen
Gerade beim Thema Starkregen und Überflutung wird die Bunkerkonzeption von Golfanlagen immer mehr zum Thema. Die Gestaltung von Bunkern ist ebenso wie deren Größe und Anzahl für zukunftsfähige Plätze besonders relevant. Die Investition in Stabilisierungsschichten im Bunker, die eine Vermischung von Kies und Sand sowie eine Verstopfung der Drainagen verhindern, ist zwar kostenintensiv, erleichtert aber gerade in Gebieten, die vermehrt von besonders starken Unwettern betroffen sind, die Spielbarkeit und verhindert größere Erosionsschäden.
Auch die Verkleinerung der Bunkerflächen wird auf immer mehr Golfplatzflächen ein Thema, wobei es hier die Rolle des Golfplatzdesigners ist, eine interessante Alternative, sowohl optisch wie spielerisch für Bunker zu finden. Beides ist aber durchaus möglich, so dass teure Bunkerrenovationen nicht die einzige Möglichkeit zum Umgang mit Unwettern sind.
Der Golfer selbst muss also auch in Zukunft nicht auf interessante Golfplätze verzichten und auch für Golfanlagenbetreiber gilt: Egal ob bei Neubau, Erweiterung oder Renovation – mit dem richtigen Konzept lassen sich viele Schwierigkeiten, die mit der Veränderung des Wetters einhergehen zum Großteil in den Griff bekommen. Gute Aussichten für klimaresiliente Golfplätze.