GolfBiodivers: Lösungen gegen die Biodiversitätskrise gesucht
Die ersten Insektenhotels stehen, die Grundstücke sind vermessen – für das Projekt GolfBiodivers stehen die Golfanlagen Wulfsmühle und Kitzeberg sowie der Marine Golf Club auf Sylt in den Startlöchern und sind gespannt auf die nächsten Monate der Zusammenarbeit mit der Universität Kiel und dem Team von Prof. Dr. Tim Diekötter.
Die Anmeldung zur großen deutschen Biodiversitätsstudie, die im Sommer 2023 begonnen hat, war für die drei Clubs, die zum Golfverband Schleswig-Holstein gehören, dabei eine Selbstverständlichkeit. Alle drei Golfanlagen sind seit mehreren Jahren beim DGV-Zertifizierungsprogramm Golf & Natur dabei, alle drei engagieren sich bei Natur- und Umweltschutzprojekten. „Wir machen ja ohnehin sehr viel in diesem Bereich, also sind wir sehr gespannt, welchen Input wir jetzt noch bekommen“, resümiert Roland Grüger vom Marine Golf Club auf Sylt. Er erhofft sich von der Zusammenarbeit auch neue Einblicke bei der Bewirtschaftung artenreicher Wiesen. „Wir haben 2021 eine zirka 5.000 Quadratmeter große Fläche wurde tief umgebrochen. Die Einsaat von landschaftsüblichen Blumen hat einen guten Erfolg gebracht. Im Rahmen von Untersuchungen zur Biodiversität wollen wir herausfinden, welche zusätzliche Maßnahmen zu einer größeren Insektenpopulation führen können. Die wachsende Anzahl brütender Schwalben könnten ein gutes Indiz dafür sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Ausgleichsflächen steigern die Biodiversität
Im Golf-Club Kitzeberg und auf der Golfanlage Gut Wulfsmühle ist man ebenfalls gespannt, was die Zusammenarbeit betrifft. „Wir erleben ja in unserem gesamten Umfeld eine Abnahme der Biodiversität. Deshalb sind die Flächen auf dem Golfplatz, die außerhalb der reinen Spielbahnen liegen, für uns auch so wichtig“, stellt Christina Druve als Geschäftsführerin fest. Die Golfanlage, die im erweiterten Speckgürtel von Hamburg liegt, bietet insgesamt rund 35 Hektar Ausgleichsfläche und gilt vor allem auch mit dem renaturierten Bereich der Pinnau als Vorzeigemodell. Mit einem rund zehn Hektar großen Biotopverbund auf dem Golfplatz der vorrangig aus Seen, Teichen und Bachläufen besteht, punktet der GC Wulfsmühle vor allem bei Vögeln wie Austernfischern, Grau- Canada-, Grand- und Nilgänsen sowie Seemöwen und Graureihern, die hier ihren Lebensraum haben.
Beim GC Kitzeberg dagegen spielen weniger Wasserflächen als Bäume, Hecken und kleinere Wiesenbereiche eine Rolle. Auch Streuobstwiesen sind hier in einigen Platzteilen für Vögel und Insekten ein wichtiger Lebensraum. „Uns geht es darum, durch die Teilnahme am Projekt GolfBiodivers auch zu dokumentieren, dass Golfanlagen Teil der Lösung bei der Biodiversitätskrise sind“, stellt Simone Spindler fest, die das Clubsekretariat der Anlage leitet.
Die Universität Kiel hat im Rahmen von GolfBiodivers beim Projektteil 1, der landschaftsökologischen Analyse, die Führungsposition inne. Für die drei Golfanlagen bedeutet das: Zu Beginn dieses Teilprojektes werden zum einen die Landschaft und zum anderen die vorhandenen Lebensräume auf jeweils zwei zirka 50 Hektar großen Grundstücken per Luftbild digitalisiert und dann analysiert. Dabei liegt das eine Grundstück auf der Golfanlage, das andere in der direkt angrenzenden Landschaft. Ausgewertet werden zehn bis 20 unterschiedliche Arten von Lebensräumen, die man in der Wissenschaft als Habitat bezeichnet.
Die Wissenschaftler erfassen anschließend die Ausgangssituation auf beiden Grundstücken und stellen den Bestand fest im Hinblick auf einige wesentliche Arten. Erfasst werden Heuschrecken, Tagfalter, Kleinvögel, Fledermäuse, Wildbienen und andere Blütenbesucher. Dafür wurden bereits auf allen drei Golfanlagen Kescher aufgehängt und besondere Insektenhotels aufgestellt. Vögel und Heuschrecken werden seitdem über akustische Signale erfasst. Im Herbst werden die Ergebnisse dann ausgewertet und festgehalten.