Golf und Politik: Partner beim Thema Biodiversität
Beim Thema Biodiversität finden in Deutschland der Golfsport und die Politik zusammen. Seit drei Jahren wächst die Zahl der Kooperationen zwischen Umweltministerien in einzelnen Bundesländern und Golfverbänden. Und so kommt es, dass dieser Tage der hessische Staatssekretär aus dem Umweltministerium Oliver Conz in einem Bruchwaldstück abseits der Spielbahnen des GC Main-Taunus in Wiesbaden steht und auf Vogelstimmen hört. Conz, leidenschaftlicher Ornithologe, ist ein Unterstützer des Programmes Lebensraum Golfplatz, das der Hessische Golf-Verband und der Deutsche Golf Verband zusammen mit dem Hessischen Umweltministerium durchführen. An diesem Tag wird er den GC Main-Taunus für seine Leistungen bei der Förderung der Biodiversität auszeichnen. Auch der Baden-Württembergische Golfverband und der Bayerische Golfverband unterhalten Projekte mit den jeweiligen Umweltministerien, und der Deutsche Golf Verband ist nicht nur beim Projekt Lebensraum Golfplatz engagiert, sondern arbeitet auch mit dem Bundesamt für Naturschutz zusammen.
Die Kooperationen von Politik und Golf sind für die deutsche Golfszene in gewisser Sicht noch immer überraschend. Noch vor 15 Jahren hätten die beiden Parteien wohl kaum zueinander gefunden. Der Golfsport mit seinem einst so elitären Image galt in der Politik lange als Sport, zu dem man sich als Politiker nicht gerne öffentlich bekannte. Schon gar nicht, wenn man politisch nicht eher dem konservativen Lager zugeordnet wurde. Gleichzeitig wurden auch in der Golfszene Vertreter von Naturschutzverbänden oder Umweltparteien oftmals misstrauisch beäugt.
Die Lage aber hat sich gewandelt. „An Anlagen wie hier dem GC Main-Taunus sieht man, welchen Schritt nach vorne wir mit dem Golfsport gemacht haben“, erklärt Alexander Klose, Vorstand für Recht & Services beim Deutschen Golf Verband und Mitglied des Präsidiums. Noch vor zehn Jahren habe das Thema Nachhaltigkeit in der deutschen Golfszene kaum Beachtung gefunden. Die Lage sei nun eine komplett andere: Fragen der klimagerechten Bepflanzung, des Wassermanagements oder von Extremwetter benötigten und erhielten immer mehr Aufmerksamkeit.
Staatssekretär Conz gehört zur Partei der Grünen. Die Qualitäten der Golfanlagen hat er erkannt: Themen wie Biotopvernetzung, große extensive Flächen, Chancen für die Artenvielfalt spielen hier eine Rolle. Conz jedenfalls hat keinerlei Berührungsprobleme mehr, wenn er mit dem Präsidenten des Hessischen Golf-Verbandes Christofer Hattemer über Fragen der CO₂-Bilanzierung, Flächenausgleich, Pestizid-Verbote oder das Wassermanagement diskutiert.
Im GC Main-Taunus, wo sie an diesem Donnerstag vorbei an Wiesen, Feuchtflächen, Bienenhotels gehen, stoßen sie auf eine stadtnahe Golfanlage mit 87 Hektar Größe, errichtet auf dem Gelände einer ehemaligen industriellen Kiesgrube. „Das ist übrigens die Durchschnittsgröße eines Vollerwerbslandwirtes in Hessen“, merkt Conz an. Auch im Bereich der Agrarwirtschaft müsse man versuchen, die Biodiversität zu steigern. Hier auf der Golfanlage ist bei nur 30 Prozent Nutzung des Geländes für wirkliche Spielfläche fast automatisch eine Vielfalt von Lebensräumen entstanden.
Es bleibt die Herausforderung der richtigen Kommunikation. Noch immer kämpfen die Golfanlagen in Deutschland bei vielen Behördenvertretern oder Nicht-Golfern mit der Fehleinschätzung, ausschließlich grün gemähte Fläche aufzuweisen. „Wichtig ist jetzt, dass wir diese Erfolge auch kommunizieren, sowohl in Richtung der Mitglieder, aber auch zu den Gästen oder in Richtung der Nachbarschaft,“ erklärt HGV-Präsident Hattemer denn auch mit Blick auf das Engagement der Golfanlagen. Mehr als 50 Prozent der Golfanlagen nehmen inzwischen bei Lebensraum Golfplatz teil, Tendenz steigend.
Für den Politiker Conz, der bei seinem Spaziergang über die Golfanlage selbst auf den Eisvogel hinweist und das Gezwitscher der Mönchsgrasmücke, lohnt sich das Engagement: „Ich bin mir sicher, dass es für den Sport einzahlt, wenn die Bevölkerung mitbekommt, wieviel Sie für den Naturschutz tun.“