Golf-Park Winnerod setzt auf konstante Verbesserung
„Wir fangen immer vorsichtig an und sehen, wohin uns das führt.“ Diesen Satz sagt Cornelia Kraus, im Golf-Park Winnerod zuständig für das Projekt „Lebensraum Golfplatz“, häufiger. Die Tour über den Golfplatz und durch die verschiedenen Gebäude beweist: Solch‘ ein vorsichtiger Start kann erfreuliche Ergebnisse bringen. Das Schild Lebensraum Golfplatz steht hier zu Recht.
Mauersegler und Fledermäuse
Ein zentraler Ort der Förderung der Biodiversität sind dabei die Gebäude selbst. Das alte Hofgut in Ziegelbauweise ist in weiten Teilen renoviert, „aber gerade der Dachbereich in den Hallen für Carts und Elektro-Trolleys ist natürlich für Fledermäuse, Mauersegler und Schwalben wie gemacht“, erklärt Krause mit einem Blick nach oben. Tatsächlich fällt der Blick auf runde Einflugröhren, die von den Club-Verantwortlichen bei der letzten Sanierungsmaßnahme vorgesehen wurden. Hier können die Tiere noch immer in ihre Dachbehausungen gelangen. Dass die Tiere schmutzen, nimmt der Club selbstverständlich hin. Dafür bekommt der Golfer Naturkundeunterricht pur, wenn er den Innenhof des Gebäudeensembles betritt – die Mauersegler tummeln sich in zahlreichen Nestern unterhalb der Dachverstrebungen.
„Lebensraum Golfplatz“ – die Teilnahme am Projekt des Hessischen Golfverbandes ist im Golfpark-Winnerod selbstverständlich, weshalb der Clubsekretär an diesem Tag auch aus einer Kaffeetasse mit aufgedrucktem Logo trinkt und sich die unzähligen Golfer, die am Herrennachmittag teilnehmen, nicht aufregen, während sie ihre Bälle im hohen Rough jenseits der Bahnen suchen. „Die Wiesen haben wir nach und nach ausgeweitet“, erklärt Kraus. „Dabei testen wir gerade die verschiedenen Saatmischungen, bemühen uns aber natürlich, regionalen Samen zu verwenden.“ Die Fairways selbst sind breit genug geblieben, aber entlang der Waldsäume und Hecken entwickeln sich inzwischen schöne Blühstreifen aus mehrjährigem Bestand. „Insgesamt müssen wir uns in diesem Bereich aber noch vortasten“, stellt Kraus fest. Die Balance aus guter Spielbarkeit, Ökologie und Optik ist den Verantwortlichen wichtig.
Als gutes Kommunikationsmittel hat sich zuletzt die Süddeutsche Bienenwoche entpuppt. „Das Feedback der Mitglieder darauf war wirklich sehr gut“, lautet die zufriedene Bilanz. Einfallsreiche Kostüme, gute Laune und viel Verständnis für das Thema Artenvielfalt – das alles habe die Bienenwoche möglich gemacht. Vielen Golfern sei nun auch klar geworden, wie wichtig ein vielfältiges Nahrungsangebot auf der Anlage, geschaffen zum Beispiel durch Blühwiesen, sei.
Dazu tragen auch die über 100 Streuobstbäume bei, die sich auf der Anlage befinden. Teil der Umsetzung von „Lebensraum Golfplatz“ sind auch die zwei Schnittkurse gewesen, die inzwischen für Mitglieder, Nicht-Golfer und Greenkeeper stattgefunden haben. Seitdem sind die Bäume wieder perfekt gepflegt.
Das nächste Projekt des Golfclubs wird die Umsiedlung von Eidechsen betreffen, die aufgrund der Erstellung eines Parkplatzes für Wohnmobile notwendig wird. Mit Blick auf das Geländer hinter der stark ansteigenden Driving Range erklärt Cornelia Kraus: „Aus dem Bereich da hinten können wir sicher noch mehr machen, auch wenn das Gelände jetzt schon ganz hochwertig ist.“ Golf gespielt wird da ohnehin nicht.
Das Herantasten an das Thema Biodiversität hat im Golf-Park Winnerod auch dazu geführt, dass sich entlang von Wegen und in Waldsäumen inzwischen ab und an ein Totholzhaufen oder ein abgestorbener Baum findet. „Die hätten wir ja früher alle abgehackt“, stellt Krause fest. Das ganze Projekt „Lebensraum Golfplatz“ sei eben ein Lernprozess für die Verantwortlichen im Club.
Der sorgsame Umgang mit Ressourcen, der im Zuge von „Lebensraum Golfplatz“ gefördert wird, betrifft auch das Thema Wasser. Hier allerdings ist man im Golf-Park Winnerod ohnehin auf Sparsamkeit getrimmt. „Wenn’s braun ist, ist es braun“ – lautet die Devise. Übersetzt auf die Golfplatzpflege bedeutet dies: Beregnet werden bei Trockenheit ohnehin nur Grüns und Tees. Die Fairways dagegen werden der Witterung überlassen. Die Erfahrungen selbst aus der Trockenphase vor zwei Jahren haben gezeigt, dass sich das Gras bei Einsetzen des Regens schnell wieder entwickelt.
Das Vertrauen auf die eigenen Erfahrungen, ständiges Überprüfen und Ausprobieren – das alles hat den Club weit gebracht. „Wir diskutieren die Sachen immer gemeinsam und dann legen wir los“, lautet das Fazit von Cornelia Kraus. Der Erfolg gibt der Methode Recht.