Golf Lounge Hamburg: In kleinen Schritten konstant nachhaltiger
„Wir versuchen, in Baby-Steps da ranzugehen“ – Max Stechmann, Geschäftsführer der Golf Lounge in Hamburg-Moorfleet, ist vorsichtig, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Er weiß, das Thema ist komplex. Wer laut tönt, kassiert schnell den Vorwurf des Greenwashings.
Aber auf der anderen Seite ist da das Eigeninteresse am Thema Nachhaltigkeit, das er mit Peter Merck, Gründer der Golf Lounge, teilt. „Wir versuchen hier auf jeden Fall auch etwas Positives für die Umwelt zu machen, “ fasst Stechmann ihre Motivation zusammen. Klar, an erster Stelle ist die Golf Lounge eine Golf- und Event-Fläche, aber während des normalen Wirtschaftsbetriebs will man das Thema Nachhaltigkeit mitdenken, auf möglichst unkomplizierte Art und Weise. Und weil Merck und Stechmann nicht ohne Grund in der deutschen Golfszene eher als Macher denn als Bedenkenträger gelten, haben sie auf der zirka 34 Hektar großen Golfanlage in Hamburg-Moorfleet nach und nach die ersten Nachhaltigkeits-Projekte eingeführt. Baby-Steps wie gesagt. Aber kleiner Fortschritt ist bekanntlich besser als Stillstand.
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Außerdem: Wo könnte das Thema Nachhaltigkeit besser implementiert werden als hier, auf dem ehemaligen Unternehmens-Gelände von Böhringer Ingelheim, wo insbesondere Pflanzenschutzmittel hergestellt wurden, ein Umweltskandal aufgedeckt wurde und schließlich 1984 die Schließung des Werks erfolgte. Auch 40 Jahre danach ist diese Vorgeschichte noch ab und an ein Thema: „Wir mussten vom Beginn unseres Umzugs hierhin regelmäßig Boden- und Wasserproben abliefern“, stellt Stechmann den Zusammenhang zu den vorherigen Nutzern des Geländes her. Die Proben waren immer völlig in Ordnung. Längst ist die Stadt Hamburg stolz auf den erfolgreich renaturierten angrenzenden Moorfleeter Kanal, der mit den Grünflächen des Golfplatzes dazu beigetragen hat, dass hier direkt im Anschluss an die Autobahn durchaus ein Gefühl von einer grünen Oase entsteht.
Vom CoffeeTee bis zum Solarstrom
Wer als Betreiber eines großen Event-, Freizeit- und Sport-Geländes – denn genau das ist die Golf Lounge Hamburg eigentlich – in kleinen Schritten umweltbewusster arbeiten will, steht vor einer Fülle von Optionen. In Moorfleet kommt der Golfer zum ersten Mal an der Rezeption mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung. Die kleinen, braunen CoffeeTees der dänischen Firma GreenUp gelten derzeit als das Premium-Produkt im Segment der nachhaltigen Tees. Sie sind ein paar Cent teurer im Anschaffungspreis als Bambustees aus China, aber der Lieferweg aus Dänemark ist kurz und die Tees sind qualitativ erstklassig. Viele Pluspunkte – der Golf Lounge sind sie auch einen höheren Anschaffungspreis wert.
„Wir arbeiten auch in der Gastronomie vor allem mit regionalen und lokalen Lieferanten zusammen“, erklärt Stechmann das Konzept. Nein, hier gibt es kein aufwändiges CO2-Reporting, wohl aber das Bewusstsein dafür, dass lange Lieferwege den CO₂-Ausstoß jeder Golfanlage schnell in die Höhe treiben. Schon deshalb ist die Entscheidung für den regionalen Einkauf sinnvoll.
Praktisch betrachtet versucht die Golf Lounge ohnehin seit Jahren auch an der Kompensation dieser CO₂-Emissionen zu arbeiten. Ein Euro von jedem Greenfee fließt in ein Baumprojekt, das man zusammen mit den Golfanlagen Apeldör und Red Golf Quickborn sowie der Organisation Plant My Tree betreibt. „Die Bäume werden hier in Deutschland in der Nähe von Itzehoe gepflanzt, wir könnten eigentlich auch hinfahren und sie uns ansehen“, resümiert Stechmann zufrieden.
Platz für Biodiversität ist auch auf kleiner Fläche
Auf den 34 Hektar Fläche in Moorfleet sind die Möglichkeiten zum Pflanzen und Renaturieren eigentlich begrenzt, schließlich finden sich 15 Golfbahnen, eine riesige Driving Range, die große Gastronomie und der Putting-Course auf dem Gelände. Dass trotzdem noch viel Raum geblieben ist, für eine naturnahe Nutzung von Roughbereichen, überrascht. Obwohl die Zielgruppe der Kunden eher im Bereich Einsteiger oder hohe Handicaps liegt, hat man hier keine Angst vor Roughflächen, die vereinzelt auch vor den Abschlägen stehen. „Unser Konzept ist an Skiresorts angepasst“, erklärt Stechmann. „Wer die schwarze Piste nimmt, muss eben auch 90 Meter bis zur ersten rettenden Graskante schaffen.“ Auf dem roten Einsteigerplatz kommen die Roughbereiche weniger stark ins Spiel, aber auch hier leistet man sich viel natürliche Vegetation, Obstbäume und Hecken. Die Devise ist klar: Biodiversität geht auch auf kleinem Raum.
Dabei gehört zu dem Versuch, den Anlagenbetrieb umweltbewusster zu gestalten, auch der eine oder andere Rückschlag: Der Kauf der wirklich teuren nachhaltigen Poloshirts für alle Angestellten gehörte dazu. Nach dem ersten Waschen waren sie völlig aus der Form. Beim nächsten Mal wird man wohl die Marke wechseln.
Ob der Kunde der Golf Lounge deren Engagement für die Umwelt registriert, womöglich sogar honoriert, kann der Geschäftsführer nicht sagen. „Wir müssten da sicherlich mehr in die Kommunikation gehen“, lautet seine Analyse. Aber egal, ob Feedback oder nicht, dem Engagement tut das einmal erst keinen Abbruch. Das Thema Nachhaltigkeit läuft weiter mit – in Baby-Steps, das aber sehr kontinuierlich.








Foto: Cornell University