Die Fledermaus ist das Vorzeigemodell: „60 Prozent aller gelisteten Fledermäuse in Frankreich, wurden auf Golfplätzen gefunden“, sagt Maximilien Lambert, verantwortlich für das Thema Nachhaltigkeit beim Französischen Golfverband. Ein Stückchen Stolz klingt in diesem Satz mit, und er legt nach: „Wir müssen diese Themen einfach noch stärker kommunizieren.“ Tatsächlich sind die Zahlen, die das französische Golf for Biodiversity Program (PGB) liefert, überzeugend: 67445 Artendaten und 16173 Lebensraumdaten hat man seit 2010 auf den teilnehmenden Golfanlagen aufgenommen.
Starker politischer Rückhalt im Verband
Seit 2020 steigt die Kurve stark an. Zwei Gründe sind dafür ausschlaggebend. „Immer mehr Golfanlagen ist durch die Diskussionen in der Öffentlichkeit klar geworden, wie hoch der Druck ist und wie nah der Klimawandel mit seinen Auswirkungen rückt“, erklärt Lambert. Der französische Golfverband selbst fördert das Biodiversitäts-Programm inzwischen stark, die Abteilung für Umweltthemen wurde deutlich verstärkt, zahlreiche Informationsprogramme für Clubs gestartet. „Wir erwarten eigentlich, dass unsere Clubs an PGB teilnehmen“, macht der Lambert klar. Letztlich ist das Engagement des Verbandes auch durch die Überzeugung des Präsidiums bedingt, das unter anderem 2021 eine Partnerschaftsvereinbarung über vier Jahre mit dem französischen Amt für Biodiversität abschloss. „Unsere Golfplätze sind und werden morgen noch mehr Aktivposten zum Schutz der Artenvielfalt sein“, gibt Pascal Grizot, Präsident des Französischen Golfverbandes die Leitlinien vor.
Kooperation mit Naturschutzgruppe Pflicht
Eine Verpflichtung, die so mancher Anlage deshalb nicht leicht fällt, weil sie mit hohen Kosten und viel Aufwand verbunden ist. 3000 bis 6000 Euro muss man allein für das Einstiegslevel in Bronze ausgeben, für Silber sollte man 8000 bis 12000 Euro einkalkulieren. „Wir haben hier ein sehr ambitioniertes Programm, das wir zusammen mit dem Nationalmuseum für Naturgeschichte aufgestellt haben,“ erläutert Lambert die Gründe. Für die Naturkundeexperten war vor der Kooperation klar: Das Biodiversitäts-Programm der Golfer läuft inklusive Monitoring und Reporting ab. Die Teilnahme am Programm ist für Clubs nur möglich, wenn die Golfanlage mit einem örtlichen Naturschutzverband eine Vereinbarung unterschrieben hat, die das Monitoring übernimmt. Die gesammelten Daten werden dann in das Nationale Inventar des Naturerbes (INPN) in Frankreich integriert. Diese Diagnose ist unerlässlich, um an den jeweiligen Standort angepasste Handlungsempfehlungen zu definieren. Zwei Jahre Arbeit bis zum Bronze-Zeichen sind sicher.
Abschreckend wirken die hoch gesteckten Ziele offenbar nicht: 29 % der 687 Golfanlagen hatten sich Ende 2023 für das Biodiversitätsprogramm verpflichtet. Die beiden großen Golfbetreiber Ugolf und Bluegreen, die für mehr als 100 Golfanlagen in Frankreich stehen, stehen hinter dem Programm.
Gold-Abzeichen als echtes Ziel
Im Zeitalter der inflationären Vergabe von Zertifikaten, auch im Golf, steht das Gold-Abzeichen, das sich als Vorreiter nun die Anlagen von Terre Blanche und La Rochelle erarbeitet haben, heraus. Vier weitere Anlagen haben sich in diesem Jahr um diese Auszeichnung beworben, abgeschlossen ist die Zertifizierung noch nicht.
In Terre Blanche, eine der französischen Vorzeige-Golfanlagen mit 36 Löchern in der Provence, kümmert sich inzwischen eine eigene Biodiversitäts-Arbeitsgruppe um die Förderung der Artenvielfalt. Die fachliche Begleitung erfolgt seit Jahren durch ein Unternehmen von Umweltexperten. Rund um das Thema Golf & Biodiversität ist ein Programm mit Workshops, Führungen für Kinder und Erwachsene und Kommunikationsschwerpunkten entstanden.
Fledermäuse gibt es natürlich auch in Terre Blanche, die sich gerne Zuflucht in den Dächern und Gemäuern alter Schuppen suchen. Wirklich stolz ist das Biodiversitäts-Team aber auf die Hermansschildkröte und die Cistude-Schildkröte, die man mit etwas Glück auf der Anlage beobachten kann. Die beiden Schildkrötenarten sind nur noch sehr vereinzelt regional zu finden, fühlen sich zwischen Golfern und Urlauber aber offenbar wohl. Wieder zwei Arten mehr, die sich im nationalen Naturregister finden – entdeckt auf Golfplätzen. Wo sonst?