Golf de Vuissens: Der falsche Platz für Klimaaktivisten
Die Attacke der Aktivisten auf die Golfanlage Vuissens ist Monate her. Es ist ein stilles Örtchen im Kanton Freiburg, keine 300 Menschen leben hier. Die schicken Cafés der Orte am Genfer See, der 5-Sterne-Tourismus von Montreux, Evians-Les-Bains oder Genf – all‘ das ist hier weit, weit weg. Im Clubhaus neben dem Chateau de Vuissens, dessen Historie ins 13. Jahrhundert zurückreicht, nisten die Schwalben in den Löchern, die sich zwischen den dicken Steinen im Mauerwerk gebildet haben. Auf der Terrasse darunter sitzen ein paar Golfer, dazu die Clubmanagerin Ines Lescudier und Romain Lodieu, der Head-Greenkeeper. Der Blick fällt den Hang weit herunter auf den Golfplatz mit seinen 52 Hektar Fläche, die zwischen Äckern liegen.
Es ist ein friedlicher Ort, den sich die Klimaaktivisten für ihren Protest ausgesucht hatten. Die Frage nach dem „Warum“ für ihre Aktion stellt sich, sobald man in Golf de Vuissens angekommen ist. „Wir müssen mehr machen, wir müssen erzählen, was wir hier mit der Natur machen. Wir machen so viel“, hatte Ines Lescudier am Telefon gesagt. All‘ die Vorwürfe, extremer Wasserverbrauch, Sozialkritik, – nein, hier seien sie schlichtweg falsch.
„Ich war ein bisschen erstaunt“, beschreibt Romain Lodieu seine Reaktion auf den Klimaprotest. „Da fehlte die Logik. Wir haben seit 2022 das GEO-Zertifikat, wir haben in den vergangenen drei Jahren unseren Energieverbrauch stark reduziert, unseren Düngerbedarf um 50 Prozent verringert und auf organischen Dünger umgestellt, den Verbrauch von Plastikflaschen und anderem Plastik massiv heruntergefahren, neue Recycling-Behälter gekauft“, zählt er die Maßnahmen für mehr Umweltschutz auf. „Die komplette Einstellung bei der Führung der Anlage hat sich geändert“, fasst Lescudier es zusammen.
Artenreiche Wiesen für mehr Biodiversität
Dann fahren sie raus auf den Platz, zeigen auf all‘ die Wiesenstücke, die sie an den Rändern der Fairways, hinter den Grüns seit 2018 geschaffen haben. Nein, bei 52 Hektar Fläche bleiben keine riesigen Gelände für Extensiv-Flächen, aber dafür funktioniert bei der Anlage dieser artenreichen Wiese das Thema „Regionalität“ perfekt. Den Samen bezieht Lodieu von den Landwirten der Umgebung, nachdem diese ihre Wiesen abgeerntet haben, bringt ihn dann auf seinen Flächen aus.
Schafe zur Beweidung
Die Schafe, die an diesem Tag schläfrig im Schatten auf einem abgezäunten Stück Land neben einer Spielbahn liegen, übernehmen die Mäharbeit. Sie gehören einem Bauer vor Ort, „wir sprechen uns ab, was die Flächen betrifft“, sagt der Greenkeeper. Überhaupt: Die Landwirte hier und der Golfclub, da gibt es keine Berührungsängste. Das elitäre Image, was so manchem Schweizer Golfclub anheftet, trifft auf diese Anlage nicht zu. Seit man 2001 mit dem Bau der Anlage begann, ist Vuissens immer ein Club gewesen, der um Mitglieder und Gäste werben musste. Abseits der großen Schweizer Städte und der klassischen Touristenrouten trifft man hier eher auf jene Spieler, die einen guten Golfplatz, Ruhe und Natur suchen. Das Ambiente mit dem restaurierten Schloss ist bezaubernd, aber definitiv kein Fall für den großen Influencer-Auftritt.
Minimale Beregnung ohne Trinkwasser
Ohne den Golfplatz wäre das Tal voller Felder, die jetzt die Grenzen der Sportanlagen markieren. Womit wir auch beim großen Kritikpunkt der Klimaaktivisten bei ihrem Auftritt in Vuissens wären, dem Wasserverbrauch für die Beregnung der Anlage. In diesem Sommer sind die Fairways grün, der viele Regen im Frühjahr hat dafür gesorgt. 2022, als es kaum regnete, war der Platz braun. Sehr braun. Schon deshalb, weil es hier nur auf zwei Spielbahnen eine Fairwayberegnung gibt und sich das Aussehen des Platzes damit mit dem Wetter verändert. Mal grün, mal braun.
Die Verwendung von Trinkwasser ist hier kein Thema. Die Beregnung der Flächen beschränkt sich auf Grüns und Tees. 12.500 m³ Wasser braucht die Anlage im Schnitt. Damit dürfte sie auch im Schweizer Vergleich im untersten Bereich liegen. Die Probleme vereinzelter anderer Golf-Anlagen, die darüber grübeln, wie sie von der Beregnung mit Trinkwasser herunterkommen und ihren Mitgliedern die Notwendigkeit eines zukunftsweisenden Wassermanagements nahebringen, hat man hier nicht. 2017 hat man alle Sprinkler auf den neuesten Stand gebracht, 2021 eine neue Pumpstation gekauft, die ebenfalls den Bedarf minimiert.
Am tiefsten Punkt der Golfplatzfläche liegen die Versorgungsteiche, in denen sich das Drainagewasser staut, das aus den Hängen und Spielbahnen hierhin abgeführt wird. In diesem Sommer sind sie voll, aber selbst in trockenen Jahren reicht es für die kritischen Bereiche der Grüns und Tees. „Wir wollen die Teiche jetzt noch vernetzen, damit wir die Wasserversorgung weiter optimieren“, erklärt Lescudier das nächste Projekt.
Erst vor kurzem hat sie dies auch dem Fernsehteam von RTS erklärt. Auch diese Journalisten hatte die Protestaktion der Klimaaktivisten nach Vuissens geführt. Das Thema „Wasserverschwender Golfsport“ hat sich in diesem Sommer europaweit in den Medien niedergeschlagen. Der Vorwurf, Trinkwasser zu verschwenden oder zu viel Grundwasser zu verbrauchen – er mag auf vereinzelte Golfanlagen zutreffen. In Golf de Vuissens waren die Klimaaktivisten aber definitiv fehl am Platz.