GC Sylt: Die Natur spielt ständig mit
Wer verstehen will, wie stark die Verflechtung des Golfsports mit den Belangen der Natur auf der Insel Sylt ist, stellt sich am besten auf den dritten Abschlag des Golf-Club Sylt. Von dort aus fällt der Blick auf die Braderuper Heide. Während der Wind, der hier ein fixer Teil des Golfspiels ist, an der Kleidung zerrt, taucht der Blick ein in eine Vielfalt von Farben. Je nach Jahreszeit wechseln sie zwischen Braun-, Lila- und Grüntönen. Die Heide gehört zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen Schleswig-Holsteins. Inzwischen liegen 50 Prozent der noch vorhandenen landesweiten Fläche auf der Insel Sylt. Davon wiederum stellt die Braderuper Heide das größte zusammenhängende Gebiet. Ein kleines Stück davon reicht auf das Gelände der Golfanlage, die mit ihren fast 60 Hektar Fläche auf der einen Seite an dieses Naturschutzgebiet und das folgende Wattenmeer grenzt, auf der anderen Seite aber den Blick in die Kampener Dünen bietet.
Heidepflege ist ein Top-Thema
Kein Wunder also, dass der Betrieb eines Golfplatzes, der 1984 beschlossen wurde und bis heute von einem gemeinnützigen Verein geführt wird, immer wieder auf die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes stößt. „Heidepflege spielt bei uns eine wesentliche Rolle“, erläutert Vorstandsmitglied Rolf-Stephan Hansen und weist auf 1,4 Hektar Fläche Heidefläche hin, die mit dem gerade laufenden Umbau von neun Spielbahnen neu geschaffen werden. Dabei ist die Entwicklung von Heide ein langwieriges Unternehmen, die sich über zehn bis zwölf Jahre hinzieht.
Neben der Entwicklung der Heide spielt im Golf-Club Sylt ein Pflegeprogramm, das den Anforderungen des Klimawandels entspricht, eine wesentliche Rolle. „Gerade, was das Thema Wasser anbelangt, müssen wir uns für die Zukunft aufstellen“, resümiert Hansen, der auf die neue Beregnungstechnik für die Grüns verweist, die eine individuelle und damit deutliche sparsamere Bewässerung der Grünflächen ermöglichen. Grundsätzlich, so Greenkeeper Thomas Schweikert, gehe es angesichts der Sensibilität beim Umgang mit dem Thema Wasser aber vor allem auch darum, diese Ressource einzusparen. „Zum Glück haben wir bereits vor mehr als zehn Jahren begonnen, im Greenkeeping wasserarme Gräser wie Festuca zu fördern.“ Das zahle sich inzwischen aus. Angesichts der Tatsache, dass der ständige Wind ohnehin schnell zu einer Austrocknung der Fairways führt, sind strapazierfähige Sorten auf der Nordseeinsel erste Wahl.
Golf-Destination Sylt stark im Fokus
Mit der Teilnahme am Zertifizierungs-Programm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes haben sich innerhalb des Golfclubs noch einmal neue Perspektiven auf zahlreiche andere Bereiche einer Golfanlage ergeben: „Teilbereiche wie die Ausstattung des Betriebshofes, die genaue Analyse der entnommenen Wassermengen oder die erforderlichen Prüfungen für Personal oder Geräte kommen bei so einer Zertifizierung eben besonders in den Blick“, stellt Hansen fest, der allerdings auch darauf hinweist, dass Golfanlagen auf Sylt ohnehin so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen, dass die Auseinandersetzung mit dem Nachhaltigkeitsgedanken selbstverständlich geworden ist.
„Wir sind eine Golf-Destination geworden“, resümiert er. Durch den starken Inlands-Tourismus während der Corona-Pandemie werden die Golfanlagen des Golf-Verbandes Schleswig-Holstein auf Sylt mehr denn je von Greenfeespielern genützt. Die Kombination aus Natur- und Sporterlebnis spielt dabei eine wesentliche Rolle für die Attraktivität der Anlage. Wenn, wie derzeit der Fall, Umbaumaßnahmen einerseits mehr spielerische Attraktivität und einen höheren Qualitätsstandard schaffen, ist andererseits die Vereinbarkeit mit den Vorgaben der Natur- und Wasserbehörden wesentlich.
Nur an den Golfplatz als Sportstätte zu denken, ist hier kaum möglich. Die Berücksichtigung der direkt angrenzenden Braderuper Heide, von Wind und Wetter ist permanent Teil der Überlegungen. Allerdings ergibt sich erst dadurch am Ende auch der volle Reiz einer Runde Linksgolf auf Sylt.