GC Schloss Braunfels: Intakte Natur ist das größte Kapital
Der erste Blick im Sekretariat des Golf Club Schloss Braunfels fällt auf die Scorekarte: Sie ist aus Graspapier. Genauso wie Notizblöcke, Infobroschüren, eben so ziemlich alles, was ein Golfclub in einer Druckerei in Auftrag gibt. „2020 haben wir damit angefangen“, erzählt der Clubmanager Finn-Lasse Ernst. Projekte zum Thema Umwelt und Natur spielen hier eine wesentliche Rolle.
„Das größte Kapital des Golf Club Schloss Braunfels ist dabei die intakte Natur“, hat Markus Spamer, Präsident des hessischen Traditionsclubs 2021 beim 50jährigen Jubiläum des Vereins resümiert. Will die Golfanlage in einem insgesamt durchaus kompetitiven Umfeld wettbewerbsfähig bleiben, geht an einer nachhaltigen Herangehensweise kein Weg vorbei. Das Gelände gibt diese Richtung vor.
Der 18-Löcher-Platz erstreckt sich auf einem üppigen 76 Hektar großen Grundstück im Speckgürtel Frankfurts. Die Nachweise über die Nutzung reichen zurück bis ins frühe 14. Jahrhundert. Landwirtschaft, Jagd für den Adel, Fischzucht – der Bereich unterhalb der Burg Braunfels wurde vielfach genützt, bevor man schließlich 1970 den Golfclub gründete, das Gelände pachtete, mit Bernhard von Limburger die ersten neun Bahnen plante.
Die Historie ist insofern bedeutend, als sie das heutige Geschehen prägt: Eine Eichenallee als Einfahrt beeindruckt. Riesige Solitärbäume prägen das Gesicht der Spielbahnen. Ein Teil der Clubgebäude sind denkmalgeschützt. Üppige Heckenstrukturen säumen die Fairways. „Baumpflege spielt hier natürlich eine riesige Rolle“, resümiert Ernst. Baum- und Heckenschnitt fällt in Mengen an, soll demnächst zum Beispiel in einer Benjeshecke Verwendung finden. Während der Trockenheit des Jahres 2019 wurden Eichenprozessionsspinner zum Problem. „Trockenheit merken wir hier natürlich schnell an den Bäumen“ lautet das Fazit im Clubmanagement. Auch deshalb hat man deren Zustand ständig im Blick.
Am Ende hängt alles mit allem zusammen: Die Wasserversorgung, die Baumpflege, die Qualität des Platzes. Die Golfanlage ist Teilnehmer des Qualitätsmanagement-Programmes „Golf & Natur“ des Deutschen Golf Verbandes. 2022 wird die Zertifizierung in Gold angestrebt. Gleichzeitig ist man beim „Projekt Lebensraum Golfplatz“ des Hessischen Golfverbandes am Start. In diesem Zug hat der Club auch schon die erste Beratung durch Experten hinter sich. Die Verbesserung der Blühwiesen im Hinblick auf die Förderung der Artenvielfalt war dabei ebenso ein Thema wie die Entwicklung eines Leitbildes, das zur naturnahen Ausrichtung der Golfanlage passt.
Ein wesentliches Projekt für die Anlage bleibt das Wassermanagement. Nachdem man in den vergangenen Jahren immer wieder Wasser extern zukaufen musste, will man 2022 in der Versorgung erstmals autark agieren. Die Versorgung erfolgt durch einen Brunnen und Speicherteich, die man nun baulich optimiert hat. Bei einer Mitgliedschaft von rund 1000 Golfern ist der Platz stark frequentiert, gute Qualität von Fairways und Grüns durchaus wesentlich. Daneben spielt der Greenfeebereich eine wesentliche Rolle.
Baumbestände als optisches Highlight
„Unsere Gäste kommen wegen des Platzes in dieser Natur. Gerade die hundert Jahre alten Baumbestände spielen optisch dabei eine enorme Rolle“, resümiert Finn-Lasse Ernst. Auch deshalb geht es innerhalb der Mitgliedschaft darum, immer wieder Akzeptanz für Investitionen in den Naturbereich zu schaffen.
„Eines unserer Hauptziele ist dabei, Menschen generell für den Golfsport zu begeistern“, so der Clubmanager. Berührungsängste sollen abgebaut werden. Der Golfclub arbeitet mit der Siemensschule aus der Umgebung und der Lebenshilfe zusammen, hat Greifvogelstangen und ein Insektenhotel mit ihnen erstellt. Naturschutzführungen über den Platz sowie die Dokumentation der Maßnahmen runden das Angebot ab. Luft für Verbesserungen, so das Fazit des Managements, gibt es immer: In Sachen Plastikvermeidung will man noch mehr tun. Alpakas sollen angesiedelt werden. Ideen hat man hier viele. Energie für die Umsetzung bringt sowohl ein junges Team im Sekretariat als auch ein dynamischer Vorstand mit. „Wir haben zig Projekte“ – dieser Satz von Clubmanager Ernst trifft auf den GC Schloss Braunfels auf jeden Fall zu.