GC Dachau: Top beim Thema Biodiversität
Größe ist kein Qualitätsmerkmal. Wer einmal eine Golfrunde im GC Dachau gespielt hat, wird dieser Aussage sofort zustimmen. Der 9-Löcher-Platz im Norden Dachaus zieht sich über nur 25 Hektar Fläche durch die flache Auenlandschaft entlang des Flusses Amper. Unverbaut ist die Gegend hier, weil das Gelände als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen ist. Gut zugewachsen sind die Bahnen, die sich durch üppige Hecken und Mischwald ziehen. „Unsere Golfer sind es gewohnt, dass es eng ist“, sagt Präsident Christian Reichl. Bäume sind ein wichtiges strategisches Element. Längst ist gerade der Faktor Natur zu einem Vermarktungsargument der Anlage geworden, die zu den ältesten im Großraum München zählt. Seit 1965 gehört der Golfplatz dem GC Dachau, angelegt aber wurden die ersten Spielbahnen bereits nach dem Zweiten Weltkrieg von amerikanischen Golfidealisten.
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Auch deshalb ist der GC Dachau inzwischen extrem präsent, wenn es um die Teilnahme an Kooperationen und Forschungsprojekten geht, die sich rund um das Thema Ökologie drehen.
GolfLandscapes
Beim internationalen Forschungsprojekt GolfLandscapes, das Ende des Jahres zu Ende geht, wird untersucht, wie Golfplätze zur Biodiversität und ökologischen Multifunktionalität von Landschaften beitragen können. Es analysiert den Artenreichtum und die Vielfalt von Lebensräumen auf Golfanlagen im Vergleich zu ihrer Umgebung und entwickelt Methoden, um Natur- und Landschaftsschutz besser in das Golfplatzmanagement zu integrieren. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Strategien zu erarbeiten, mit denen Golfplätze langfristig als wertvolle Lebensräume und ökologische Trittsteine in Kulturlandschaften fungieren können. Hier wurde auch für den GC Dachau ein Arten-Monitoring erstellt.
Golf Biodivers
Das Projekt GolfBiodivers erforscht, wie sich die Biodiversität auf deutschen Golfplätzen gezielt erfassen und fördern lässt. Es vergleicht die Artenvielfalt auf Golfanlagen mit der ihrer Umgebung, entwickelt praxisnahe Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung und überprüft deren Wirkung wissenschaftlich. Ziel ist es, konkrete Handlungsempfehlungen für Golfclubs zu erstellen, damit diese aktiv zum Schutz und zur Förderung heimischer Artenvielfalt beitragen können. Hier ist der GC Dachau in der sogenannten Phase II involviert und wertet insgesamt einen Hektar Fläche auf.
„Insgesamt sind wir natürlich sehr klein strukturiert und haben keine großen Flächen zur Verfügung“, erläutert Head-Greenkeeper Thomas Kohl. „Aber wir haben jetzt doch noch einige Bereiche gefunden, wo wir jetzt aufgewertete Roughbereiche und Heckensäume angelegt haben.“
Blühpakt Bayern
Mit all‘ diesen Aktivitäten passt der GC Dachau außerdem perfekt zum Blühpakt Bayern. Hier beteiligt sich der Bayerische Golfverband an einer Initiative des Bayerischen Umweltministeriums zur Förderung der Insektenvielfalt und zum Schutz artenreicher Lebensräume.
Die wichtigsten Vorgaben, zu denen der weitgehende Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden und das Mulchen gehört, werden auf der Golfanlage ohnehin berücksichtigt.
„Das Greenkeeping hat sich während der vergangenen Jahre ja enorm verändert“, analysiert Kohl die Lage. „Wir düngen auf dem Golfplatz viel weniger, lassen nach der Mahd das Gras in den Roughs nicht mehr liegen und haben auch den Wasserverbrauch stark reduziert. Mit den genehmigten Wassermengen kommt die Golfanlage auf jeden Fall problemlos aus. Mit einem Wasserverbrauch von rund 10.000 bis 14.000 m³ im Jahre liegt man auch deutlich unter den Wasserverbrauchsempfehlungen des Deutschen Golf Verbandes.
Es ist die insgesamt nachhaltige Ausrichtung, mit der das Greenkeeping des Traditionsclubs überzeugt und welches auch Albrecht Streller, eigentlich ganz normales Golfclubmitglied, veranlasst hat, sich als Koordinator für die Naturprojekte unterstützend einzubringen. „Das Thema hat mich schon immer interessiert und hier finden sich einfach viele Ansatzpunkte“, erklärt er seine Motivation.
Streuobstbäume und Schafbeweidung
Die Pflege der Obstbäume und die Verwertung des Streuobstes sind ein weiteres Projektbeispiel: Nachdem Head-Greenkeeper Kohl gelernter Garten- und Landschaftsbaumeister ist, kann er die Bäume fachgerecht zuschneiden. Die alljährliche Ernte wird vom Restaurantbetrieb genützt, der das Obst einmacht und dann den Gästen anbietet.
Kohls jüngstes Projekt ist eine kleine Schafherde, die inzwischen einen Teil der insgesamt neun Hektar Ausgleichsflächen auf dem Gelände kurz hält. Ein befreundeter Schäfer lässt die Tiere hier weiden. „Das ist ein durchweg positive Projekt“, resümiert der Head-Greenkeeper und Streller stimmt ihm da zu. „Die Mitglieder reagieren alle begeistert auf die Tiere.“ Auf die Biodiversität der Flächen wirkt sich diese Beweidungsform ohnehin sehr positiv aus. Ein Pluspunkt mehr also für eine Golfanlage – die zwar klein ist, beim Thema Förderung der Artenvielfalt aber groß herauskommt.








Foto: Golf Lounge