Frankreich setzt bei Wasserfrage auf die Transformation
Als Emmanuel Macron am 30. März 2023 Frankreichs neuen Wasserplan verkündete, war dies für Frankreichs Golfanlagen ein neuer Höhepunkt in einem Umstellungsprozess, der seit Jahren im Gange ist: Wer Wasser im sechsstelligen Bereich auf seiner Golfanlage verbrauchen will, stellt in den heißen und trockenen Regionen besser um – wiederaufbereitetes Brauchwasser ist das Nass der Zukunft.
Der Wandel kommt schneller als gedacht
Die strikten Beschränkungen bei der Bewässerung von französischen Golfanlagen kamen schon 2022 für Maximilien Lambert, Leiter des Bereiches Umwelt und ökologische Transformation bei der Fédération francaise de golf nicht überraschend. „Wenn man sich auf die rein wissenschaftlichen Unterlagen konzentriert, ist die Sachlage sehr klar“, erklärt er nüchtern. Die Niederschläge in Frankreich werden langfristig betrachtet weniger. „Es mag sein, dass all‘ dies schneller kommt, als mancher dachte“, fügt er hinzu. Fest steht: Wie bereits im vergangenen Jahr ist auch jetzt diversen Golfanlagen, zum Beispiel in den östlichen Pyrenäen die Entnahme von Wasser verboten, außer es handelt sich um wiederaufbereitetes Wasser.
Der französische Golfverband propagiert seit Jahren eine Umstellung der Wasserversorgung. Bereits in den Jahren 2006 bis 2010 untersuchte der Verband die Beregnungsstrukturen auf den Golfplätzen, 2013 legte man eine weitere Studie nach, 2021 aktualisierte man noch einmal. Das Ergebnis sind Daten, die Klarheit über die Verwendung von Wasser in der Golfszene ermöglichen. Für Lambert sind diese Zahlen wesentlich, weil sie in der zum Teil aufgehitzten öffentlichen Diskussion um die Beregnung von Golfanlagen Klarheit schaffen können.
Acht Prozent aller Golfanlagen in Frankreich, so Lambert, beregneten noch mit Trinkwasser. Unabhängig davon, dass dies eine sehr teure Lösung sei, sei sie vor allem in der Öffentlichkeit schwer zu rechtfertigen. Mit Hilfe einer speziellen App für Greenkeeper sammelt der Verband Verbrauchsdaten aus dem Greenkeeping, die im Idealfall monatlich oder sogar wöchentlich aktualisiert werden. Wöchentlich wird in einem Newsletter das Thema Wasserverbrauch auf dem Golfplatz angesprochen. „Wir drängen die Betreiber von Golfplätzen darauf, ihr Wassermanagement zu ändern“, erklärt er. Der eine oder andere reagiere darauf, der eine oder andere negiere das Thema.
Tatsächlich aber versuchen immer mehr Golfanlagen ihren Betrieb auf die Verwendung von Brauchwasser umzustellen. Rund 30 Golfplätzen ist dies bereits gelungen, eines der jüngsten Beispiele ist der Platz von Cannes-Mandelieu in Süd-Frankreich, der für seine 27 Löcher nach Angaben von planetegolf.com rund 230.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr benötigt. Der Golfplatz wird ab 2023 durch die Brauchwasseranlage Aquaviva bedient, die nach Angaben des Betreibers SUEZ obendrein Co2-neutral arbeitet. Nur 1,3 Prozent des Gesamtausstoßes der Anlage an aufbereitetem Abwasser gehen an den Golfplatz. Die ganze Region profitiert von der neuen Wasserversorgung.
Schwierige Genehmigung
Cannes-Mandelieu ist nur eine von zahlreichen Golfanlagen, die eine Versorgung mit Brauchwasser anstreben oder erreicht haben. Als Hinderungsgrund erweist sich dabei in Frankreich aber immer wieder die schwierige Genehmigungslage, die zahlreiche Projekte in der Umsetzung verlängert. Die Ausbringung von aufbereitetem Brauchwasser ist derzeit zum Beispiel an eine Windgeschwindigkeit von maximal 15 km/h gekoppelt, ein Wert, der zum Beispiel in der Bretagne meist überschritten wird. Auch die Testphase von in der Regel sechs Monaten ist vielen Golfplatzbetreibern angesichts der Dringlichkeit des Problems bekannt.
Im Moment profitieren all‘ jene Anlagen, die sich schon vor Jahren um eine neue Art von Beregnung gekümmert haben. So wie der Golfclub von Saint-Maxime zum Beispiel, der bereits 2006 auf Brauchwasser umstellte und dabei von der Kommune laut einem Artikel von Golf Planète unterstützt wurde. Bei Dürrephasen müssen die Einwohner des Ortes immer wieder mit Wasserbeschränkungen leben. Der Golfplatz mit etwa 60 Hektar Größe dagegen darf weiterhin mit Brauchwasser bewässern. Rund 300.000 m³ benötigt er im Jahr.
In Disneyland wird mit Brauchwasser beregnet
Als prominentes Beispiel für die Verwendung von Brauchwasser gilt aber auch der Golfplatz von Disneyland Pairs (Foto oben). In dem Vergnügungspark sorgt bereits seit 2013 eine Wasseraufbereitungsanlage dafür, dass Abwässer aus dem Resort wieder verwendet werden. Seit 2018 kann es auch für die Beregnung des Golfplatzes verwendet werden, weil die Phosphor-Anteile im Wasser gesteuert werden können.
Die Bemühungen der Golfplätze, die Beregnung mit Brauchwasser zu steigern, wird nicht nur vom französischen Golfverband unterstützt, sondern passt auch in den Wasser-Plan, den Präsident Emmanuel Macron am 30. März verkündete. Bis 2030 sollen mindestens zehn Prozent des Abwassers wiederverwendet werden. Laut Macron sind es derzeit weniger als ein Prozent. Zum Vergleich: In Israel wurden bereits 2015 mehr als 75 Prozent aller Abwässer gesäubert und als Grauwasser in der Landwirtschaft zur Bewässerung der Plantagen und Felder genutzt.
Die Umstellung ist teuer und braucht Zeit
„Dieser Prozeß dauert lange und er ist teuer“, stellt Maximilien Lambert nüchtern fest. „Das geht nicht schnell.“ Genehmigungen müssen erteilt, Finanzierungen aufgestellt werden. „Wir versuchen auf den Druck der Öffentlichkeit zu antworten“, erklärt er. „Im vergangenen Jahr während der Dürre wurde der französischen Golfindustrie immer wieder vorgeworfen, eine Industrie ohne Verantwortungsbewusstsein zu sein.“ Ein Vorwurf, dem der Verband mit ständiger Information seiner Mitglieder, laufender Datenerhebung entgegentreten will. Einfach ist all‘ das nicht. Es braucht seine Zeit. Aber Maximilien Lambert weiß. Der Prozess ist unumgänglich.