FEGGA: Golfszene muss proaktiv Pestizide reduzieren
Die Ansage war klar: „FEGGA steht einer deutlich geringeren Abhängigkeit von PPP’s positiv gegenüber. FEGGA ist nicht gegen Regulierung, nicht gegen eine drastische Reduzierung – aber gegen ein komplettes Verbot.“ So formuliert Joel Nunes, Präsident der europäischen Greenkeepervereinigung FEGGA die aktuelle Haltung des Verbandes beim Thema Pestizideinsatz.
Letzteres treibt den Berufsverband der Greenkeeper um – viel mehr als jeder normale Golfer glauben mag. Schließlich hat der Golfer selbst mit dem Thema Pestizide auf dem Golfplatz kaum Berührung. Für die Verantwortlichen in Europas Greenkeepervereinigung aber ist das Thema wichtig, weil die Zukunft der chemischen Mittel und damit die Zukunft der Schädlings-, Krankheits- und Unkräuterbekämpfung unsicher ist.
Nächster EU-Gesetzentwurf 2025?
Tatsache nämlich ist: Im Bereich der EU ist nachwievor unklar, inwiefern Golfanlagen in Zukunft bei der Bekämpfung von Unkraut oder Schädlingen auf wirksame Mittel zurückgreifen können. Nachdem sich das EU-Parlament im November 2023 auf keinen Entschluss einigen konnte, wurde der ursprüngliche Gesetzesentwurf am 6. Februar 2024 zurückgezogen. Nun wird für das erste Quartal 2025 ein neuer sogenannter SUR-Entwurf erwartet, wobei SUR die Abkürzung für Sustainable Use Regulation ist.
Wie reagiert die Golfbranche auf diese Phase der Unsicherheit? Zurücklehnen und weitermachen wie bisher sei keine Strategie, erläutert Martin Nilsson, für die FEGGA auf EU-Ebene bei der European Golf Association (EGA), für die Thematik zuständig. Vielmehr hält er es für wesentlich, dass alle Golfanlagen mit ihren Verantwortlichen und Greenkeepern bereits jetzt eine mittelfristige Strategie für den Golfplatz erarbeiten.
Eine Herangehensweise, die auch Niels Dokkuma als Nachhaltigkeitsberater der EGA im März beim Jahresmeeting der FEGGA in Madrid unterstützte. Der Niederländer, der in den vergangenen Jahren für die EGA die Verhandlungen mit der EU zum Thema führte, sieht keine Alternative zu einer „80prozentigen Reduktion der chemischen Pestizide bis 2030 basierend auf dem Durchschnitt von 2015 bis 2017 als Ausgangspunkt.“
Aus seiner Sicht benötigt die Golfbranche schnellere Innovationen, wenn es um die Anwendungen von biologischen Mitteln mit geringem gesundheitlichen Risiko und anderen Alternativen zu chemischen Pestiziden geht. Um schneller agieren zu können, so Dokkuma, müsse die Golfbranche das Monitoring und Reporting von Daten einführen, die Definitionen und Richtlinien für das sogenannte Integrierte Pestmanagement der Zukunft festlegen, verstärkt Zusammenarbeit mit anderen Verbänden suchen, das eigene Wissen erweitern und die Kommunikation des Themas verbessern.
Frankreich arbeitet nach neuen Maßgaben
Dass weder Dokkuma noch die FEGGA Verantwortlichen Nunes und Nilsson dabei auf Panikmache aus sind, sondern vielmehr vor allem das Bewusstsein bei den Golfanlagen für die Notwendigkeit einer Strategieänderung klar machen wollen, macht auch ein Blick nach Frankreich deutlich. Dort hat die Regierung der Golfszene eine rigorose Begrenzung des Pestizideinsatzes verordnet und diese zusammen mit neuen Regeln zum Wasserverbrauch und dem Schutz der Biodiversität zum 1. Januar 2024 eingeführt. Erst im Zuge der Bauernproteste zu Beginn des Jahres wurde die Pestizidverordnung wieder pausiert.
„Für uns ist es in den Verhandlungen mit der Regierung besser, wenn wir sagen können, dass wir bereits nach den neuen Regularien gearbeitet haben“, erklärt Rémy Dorbeau als Präsident des französischen Greenkeeperverbandes. Er ist gleichzeitig auch der Direktor der renommierten Golfanlage Chantilly bei Paris. In Frankreich setzt man deshalb „auf größtmögliche Transparenz“ und hat deshalb bereits im vergangenen Jahr die Verbrauchsdaten bei den Golfanlagen gesammelt. Mehrjahresprogramme zur Entwicklung neuer Greenkeeping-Methoden und Erforschung neuer Mittel wurden aufgelegt. Die Reduktion der Pflanzenschutzmittel hatte Ende 2023 im Schnitt inzwischen bereits einen Wert von 70 Prozent erreicht. Der Aufwand, was zum Beispiel die extrem genaue Ausbringung von Mitteln auf Kleinstflächen und die Datenerfassung dazu angehe, so Dorbeau, sei aber zweifellos enorm.
Golfszene muss proaktiv handeln
Ob das, was im Greenkeeping in Frankreich bereits Alltag ist, in Zukunft auch alle anderen Golfverbände der EU ereilt, ist derzeit unklar. Sicher ist für die FEGGA allerdings eines: Um die Golfszene bei den Verhandlungen um das komplette Verbot des Einsatzes von Pestiziden in eine bessere Ausgangsposition zu bringen, muss die Branche in Vorleistung gehen und demonstrieren, dass sie bereit ist, von bisherigen Methoden abzuweichen.