Faktencheck Artenvielfalt mit alarmierendem Ergebnis
Die Steigerung der Artenvielfalt ist eines der Themen, zu dem sich international immer mehr Golfanlagen bekennen. In Deutschland beschäftigen sich derzeit vier Universitäten im Rahmen des Forschungsprojektes Golf Biodivers damit.. Nun haben Wissenschaftler den Faktencheck Artenvielfalt vorgelegt, der als jüngster Bericht zum Thema Biodiversität in Deutschland generell alarmierende Erkenntnisse enthält.
Nur vereinzelt positive Ergebnisse
Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg, die auch am Projekt Golf Biodivers beteiligt ist, äußerte sich in einem Pressegespräch, das anlässlich der Veröffentlichung des Berichts Faktencheck Artenvielfalt stattfand, betroffen. Besonders die Vielzahl an negativen Entwicklungen sei „ziemlich frustrierend“, sagte sie. Trotz einzelner positiver Aspekte zeigte sich Klein „eher schockiert als erfreut“. Auch ihr Kollege Helge Bruelheide, Professor für Geobotanik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, sprach von einem „sehr traurigen Trend“.
Rund 150 Autoren und Autorinnen haben an dem über 1000-seitigen Bericht mitgewirkt und eine umfassende Bestandsaufnahme der Biodiversität in Deutschland vorgenommen. Untersucht wurden die Entwicklungen in verschiedenen Lebensräumen, darunter Agrar- und Offenland, Wälder, Binnengewässer, Auen, Küsten und urbanen Räumen. Die Ergebnisse zeigen: Die Vielfalt der Lebensräume nimmt deutlich ab. Mehr als die Hälfte der Lebensraumtypen in Deutschland befindet sich in einem ökologisch ungünstigen Zustand. Besonders betroffen sind Grünlandflächen wie Wiesen und Weiden, ehemals artenreiche Äcker sowie Moor- und Sumpfgebiete. „Immer noch verschwinden wertvolle Habitate“, so die Wissenschaftler im Bericht.
Ein Drittel Arten stark gefährdet oder schlimmer
In der Folge sind zahlreiche Artenbestände stark zurückgegangen. Von den etwa 72.000 heimischen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten in Deutschland wurden rund 40 Prozent auf ihre Gefährdung hin untersucht und in Roten Listen dokumentiert. Ein Drittel dieser Arten gilt als stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Besonders bedenklich ist die Lage bei Reptilien und Amphibien sowie bei zahlreichen Insektengruppen wie Ameisen, Tagfaltern und Bienen. Die Mooshummel, die Obsthummel und die Deichhummel seien in landwirtschaftlichen Flächen nahezu ausgestorben, so Klein.
Laut dem Bericht haben sich die größten Verluste an biologischer Vielfalt bis 1970 ereignet. Hauptverantwortlich dafür waren Faktoren wie Flächenversiegelung, Monokulturen, Flussbegradigungen, unbehandeltes Abwasser und die großflächige Entwässerung von Auen und Mooren. Seitdem sind die Bestände weiter gesunken, wobei die moderne Landwirtschaft eine wesentliche Rolle spielt. Trotz eines geringeren Einsatzes von Pestiziden ist deren Toxizität gestiegen, was weiterhin eine Belastung für die benachbarten Ökosysteme darstellt.
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Trotz der vielen negativen Entwicklungen gibt es auch Hoffnungsschimmer: Klein und ihre Kollegen sehen Potenzial für eine Erholung der Artenvielfalt in Deutschland. Der Bericht zeigt, dass gezielte Maßnahmen zum Schutz von Lebensräumen und Arten Erfolge zeigen können. Im Rahmen des Projektes Golf Biodivers, das vom Bundesamt für Naturschutz gefördert und vom Deutschen Golf Verband durchgeführt wird, geht man der Frage nach, wie man Extensivbereiche auf Golfplätzen sinnvoll aufwerten kann, so dass die Biodiversität steigt. Dazu gehören zum Beispiel Waldsäume oder Wiesenflächen außerhalb der Spielbahnen.
Der vollständige Bericht ist kostenlos zum Download erhältlich.