EuGH rügt BRD: Mehr Schutz für Blühwiesen
Wiesen sind wertvoll. Aber in Deutschland braucht es mehr Anstrengung, um sie zu erhalten. Das ist die Kernaussage eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes vom 14. November, das eine Rüge für die Bundesrepublik Deutschland enthielt. In vielen Regionen mit sogenannten Flachland-Mähwiesen oder Berg-Mähwiesen wird zu viel gedüngt und zu viel gemäht. Die Größe der hochwertigen Flächen nimmt nach Beurteilung des höchsten europäischen Gerichtshofes für Verwaltungsrecht ab. Damit, so der EuGH, verstoße Deutschland gegen EU-Recht. Betroffen von der Thematik sind vor allem landwirtschaftlich genutzte Regionen, wo Grünland intensiv bewirtschaftet wird.
Auf Deutschlands Golfplätzen spielt die Entwicklung hochwertiger Wiesen seit mehreren Jahren eine wichtige Rolle. „Bei den meisten Golfanlagen sehen wir den grundlegenden Willen, die Flächen so zu bewirtschaften, dass sich Artenvielfalt entwickeln kann“, stellt Dr. Gunther Hardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Biodiversität im Deutschen Golf Verband fest. „Natürlich muss für die Entwicklung einer Flachland-Mähwiese auch immer ein magerer, passender Boden vorhanden sein.“
Zwei Beispiele für die hervorragende Entwicklung von Flachland-Mähwiesen finden sich im GC Freiburg in Baden-Württemberg sowie im GC Emstal in Niedersachsen. In beiden Fällen war die Entwicklung von hochwertigen Flachland-Mähwiesen an den Umbau beziehungsweise die Erweiterung des Golfplatzes gebunden, da FFH-Gebiete einbezogen wurden.
Im GC Freiburg erfolgt seit dem Redesign 2019 die systematische Aufwertung von ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen außerhalb des Geländes. Mit Hilfe von Saatgut, das von einer anderen hochwertigen Wiese auf dem Gelände des Golfplatzes entnommen und übertragen wurde, sind auf den ehemals artenarmen Flächen inzwischen bereits ansehnliche Wiesen entstanden. Deren Entwicklung wird regelmäßig von den Naturschutzbehörden vor Ort überprüft, die die Vorgaben bezüglich des Pflegemanagements gemacht haben.
Im GC Emstal ist auf einer Fläche entlang der Ems an den Bahnen 6 und 7 inzwischen eine Flachland-Mähwiese entstanden. Der NABU Lingen konnte hier Arten wie Wiesen-Alant, Heide-Nelke und Echtes Labkraut feststellen, von denen die Heidenelke als besonders schützenswert gilt.
Flachland-Mähwiesen erfordern magere Böden und deshalb eine besondere Pflege. Düngung oder zu häufiges Mähen sind hier tabu. Auch das sogenannte Mulchen, bei dem das abgemähte Gras liegengelassen wird, ist nicht empfehlenswert, weil der Boden dann automatisch wieder Nährstoffe enthält.
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So positiv das Ergebnis im GC Freiburg und im GC Emstal ist, generell ist die Entwicklung von Flachland-Mähwiesen für Golfanlagen nicht einfach. Beim Landesbund für Vogelschutz in Bayern, der im Rahmen des Blühpaktes Bayern mit dem Bayerischen Golfverband und dem Bayerischen Umweltministerium teilnehmende Golfanlagen bei der Entwicklung hochwertiger Flächen berät, stellt man fest, dass es oftmals am passenden Mähgerät fehlt. Der Greenkeeper-Verband Deutschland, der sich vor kurzem in einer Umfrage mit dem Thema Mulchen auseinandersetzte, stellte weitere Hürden fest: Mehr als die Hälfte der Befragten, die auf ihren Wiesen mulchen, wusste nicht „wohin mit dem Material“. Rund 40 Prozent fehlte es an Arbeitskräften.
Aber immerhin, 55,8 Prozent der Greenkeeper gaben an, sie würden das Mähgut abtransportieren. Der Hauptgrund dafür waren bei mehr als 50 Prozent Vorgaben aus der Genehmigung für die Golfanlage. 50 Prozent gaben aber auch an, sie wollten die Biodiversität fördern. Allerdings muss an dieser Stelle einschränkend hinzugefügt werden, dass nur 35 Greenkeeper an der Umfrage teilnahmen und nur 18 sie komplett ausfüllten. Über den weitaus größten Teil der über 700 deutschen Golfplätze gibt es also keine Daten.
Wie ist also eine systematische Verbesserung der Flächen möglich? Hardt verweist an dieser Stelle auf zwei Punkte: „Bei vielen Golfanlagen fehlt das Wissen über ihre Genehmigungsauflagen. Diese müssen zuerst gecheckt werden.“ Golfanlagen, die am Programm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes teilnehmen, tun dies automatisch. „Der zweite Faktor ist sicherlich eine Steigerung des Grundwissens“, stellt Hardt fest. Hier erreiche man derzeit durch Programme wie Lebensraum Golfplatz oder Golf Biodivers ein steigendes Bewusstsein bei Managern, Präsidenten und auch Greenkeepern. Die Einbindung externer Wissenschaftler wie etwa beim Programm Golf Biodivers, die Kooperation mit landesweiten Naturschutzverbänden oder Umweltministerien wie in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen-Bremen und Nordrhein-Westfalen trage ebenfalls dazu bei.
Wie groß das Potential der Golfanlagen bei der Entwicklung artenreicher Wiesen ist, lässt sich anhand einer weiteren Zahl aus der Umfrage des Greenkeeper Verbandes entnehmen: Mehr als ein Drittel der Greenkeeper haben mehr als 20 Hektar Grünland- oder Hardrough-Flächen zur Verfügung. Sie sind nicht im Spielbetrieb. Große Flächen also, mit denen der Golfsport aus Sicht von Hardt beim Thema Biodiversität punkten kann. „Wir müssen das Ganze nur noch nachhaltiger aufsetzen.“