Erneut steigende FSME-Zahlen erwartet
Achtung: Wer demnächst auf einem Golfplatz in Deutschland im hohen Gras nach seinem Ball sucht, sollte gewappnet sein: Für 2024 erwarten Experten aufgrund der milden Temperaturen einen Anstieg der FSME-Zahlen, die durch Zeckenbisse entstehen können. Die Zeckengefahr auf Golfplätzen steigt somit auch, insbesondere in den Hochrisikogebieten.
2020 hatte die Zeckengefahr in Deutschland laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) mit 717 gemeldeten FSME-Fällen in Deutschland ihr Rekordjahr. Und auch 2022 war die Gefahr gegenüber dem Vorjahr wieder erheblich angestiegen. In diesem Zwei-Jahre-Turnus scheint sich nun für das laufende Kalenderjahr ein weiterer hoher FSME-Wert anzubahnen. „Wir rechnen damit, dass wir 2024 sehr viele FSME-Fälle in ganz Deutschland wieder sehen werden“, berichtete Ute Mackenstedt zuletzt gegenüber dem Morgenmagazin der ARD. Die Parasitologin der Universität Hohenheim geht dabei von einer Fallzahl zwischen 400 und 700 aus.
Sich ausweitende Hochrisikogebiete
Ein Grund für den Anstieg bildet der Klimawandel mit den einhergehenden milden Temperaturen. Dadurch wird die Zeckensaison laut der international anerkannten Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann, Leiterin des Lehrstuhls für Umweltmedizin an der Universität Augsburg und am Helmholtz-Zentrum München, ausgeweitet. Dem von Traidl-Hoffmann und Co-Autorin Katja Trippel veröffentlichten Buch „Überhitzt“ zufolge hat sich die Saison zwischen 2001 und 2022 in Teilen Deutschlands um bis zu drei Wochen verlängert. Die Zeckendichte insgesamt stieg zudem und Tiere in Mittelgebirgslagen von über 600 Meter Höhe sind mittlerweile keine Seltenheit mehr.
Das Epidemiologische Bulletin (Epid Bull) 9|2023 des RKI weist insbesondere Bayern und Baden-Württemberg weiterhin flächendeckend als die größten FSME-Hochrisikogebiete aus. Aber auch Sachsen, Südhessen, das südöstliche Thüringen sowie Brandenburg sind beim RKI auf der aktuellen Karte der FSME-Risikogebiete in Deutschland mittlerweile mit größeren Flächen betroffen. Vor allem mit Wanderungen von Tieren, welche die Zecken im Stadium der Larve oft als Wirt benutzen, lässt sich laut Experten eine Ausdehnung der Hochrisikogebiet erklären.
Gefahr bei exotischen Arten
In den genannten Hochrisikogebieten wird eine FSME-Impfung dringend empfohlen. Zur Abwehr von Zecken werden sogenannte Repellent-Mittel zum Aufsprühen auf die Haut empfohlen. Mit diesem Mittel sollen Zecken über ihren Geruchssinn nicht mehr zu ihren potenziellen Opfern angelockt werden. Experten raten, sich vor Ausflügen in der Natur mit diesem Mittel bis mindestens Kniehöhe einzusprühen.
Vor allem exotische Zeckenarten wie zum Beispiel die mittlerweile auch in Deutschland verbreitete Tropische Riesenzecke Hyalomma sind dabei bedenklich. Diese aus heiß-trockenen Regionen Afrikas und Asiens stammende Art gilt als gefährlich, weil sie sogenannte Rickettsien-Bakterien überträgt, die das Zecken-Fleckfieber auslösen können. Außerdem ist die tropische Zecke mit gelb geringelten Beinen Überträgerin des gefährlichen Krim-Kongo-Fiebers, gegen das es keine Impfung gibt.