Eine Runde mit Uferschnepfe und Austernfischer
„Das hier ist sehr spannend und sehr speziell.“ Harro Müller ist Ornithologe, und der Golfplatz des GC Büsum Dithmarschen hat es ihm besonders angetan. „Ich glaube nicht, dass es irgendwo in Deutschland einen Golfplatz gibt, der ein ähnlich hohes Brutvogelaufkommen hat wie dieser.“ Von rund 40 Brutvogelarten geht Müller aus, darunter sind zahlreiche Arten, die auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft sind wie der Kuckuck, das Blaukehlchen, Uferschnepfe oder Austernfischer. Ihr Vorkommen hat sich – das zeigen Zählungen der vergangenen Jahren – auf der Golfanlage sogar erhöht.
Dabei, so könnte man meinen, ist das Naturschutzgebiet Wöhrdener Loch, das direkt im Anschluss der Golfanlage liegt, der noch weit bessere Standort. Ganz ohne Häuser und ohne den Spielbetrieb auf einem Golfplatz. Tatsächlich aber fühlen sich die Vögel auf der Golfanlage deshalb besonders wohl, weil es hier an Jägern wie dem Fuchs, Marder oder Marderhund fehlt. Die finden die Golfer eher störend.
Das Vogelaufkommen in der Umgebung des 18-Löcher-Platzes ist von Haus aus hoch. Der Dithmarscher Speicherkoog, geschaffen durch die komplette Eindeichung des Küstengeländes im Jahr 1987, wird von Tausenden Zugvögeln im Frühjahr und Herbst angeflogen. Vor der Eindeichung war das Brutvogelaufkommen allerdings erheblich höher, erst nach und nach haben die Brutvögel seitdem begonnen, sich das Gebiet zurückzuerobern.
Auch die Tatsache, dass unterhalb des Deiches immer das nährstoffreiche Wasser aus der See einsickert, führt dazu, dass sich zum Beispiel das Salzkraut, eine wichtige Pflanze beim Küstenschutz, entwickelt hat. Aus den Restprielen, die auf der abgetrennten Seite des Deiches blieben, sind zum Teil wertvolle Gewässer entstanden. „30.000 bis 35.000 Wattvögel im September oder Oktober sind hier durchaus üblich“, erklärt Müller.
Der Golfplatz spielt dabei aus seiner Sicht durchaus eine nicht unwesentliche Rolle. „Die Vögel profitieren von der kleinstrukturierten Landschaft.“ Hier gibt es Hecken, Gebüsch, Röhrichte, dazu ein kleines Erlenwäldchen. „Das ökologische System ist bewahrt worden“, erklärt der Ornithologe. „Durch Nistkasten-Aktionen und die großzügigen Wiesen- und Staudengelände ist der Lebensraum hier ziemlich ideal.“
Gerade die scheuen Vögel wie die Uferschnepfe, so Müllers Einschätzung, hätten außerdem in den vergangenen Jahren realisiert, dass sie auf der Golfanlage von den Sportlern nicht wirklich bedroht würden. Die Dächer der Unterstände werden häufig von Brutpaaren genützt, sogar in den Bunkern hat das eine oder andere Vogelpaar schon einen Brutversuch gestartet – das dann allerdings erfolglos.
Die Golfanlage selbst, die auch an der Zertifizierungsmaßnahme Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes teilnimmt, fördert das Vogelaufkommen so weit es geht. Die Roughs und Ausgleichsflächen werden erst sehr spät im Sommer gemähd, die wiederholte Anlage neuer Wiesen hat in den vergangenen Jahren für verbesserte Lebensräume gesorgt.
Müller empfiehlt den Ausflug zum GC Büsum-Dithmarschen in Schleswig-Holstein deshalb nicht nur unter dem Golfaspekt. Ausgerüstet mit einem Fernglas sind hier eben auch ausgiebige Vogelbeobachtungen möglich. Star, Feldsperling, Schilfrohrsänger – auf und neben den Fairways ist die Vielfalt groß.
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