GC An der Pinnau setzt auf nachhaltige Veränderung
Es wird spannend. Alexander Schütt, Platzobmann des GC An der Pinnau in Quickborn, setzt auf ein Stück mehr Digitalisierung im Greenkeeping seines Heimatclubs. Die Einführung der Greenkeeping-Software Punctus bedeutet für den Traditionsverein, der bereits seit 2017 die Zertifizierung in Gold des Programms Golf & Natur hat, einen Schritt hin zu mehr Professionalisierung. „Mit der Inbetriebnahme der neuen Software werfen wir einen Blick auf sehr viele kleine Dinge und sehen uns an, wie wirksam sie am Ende sind. Es geht hier um zahlreiche, kleine Prozesse, die die Arbeit erleichtern.“ Schütt ist gespannt, wie sich die Änderung in vielen Bereichen des Greenkeepings auswirken wird. Am Ende geht es ihm um Optimierung der Arbeitsprozesse, um die Möglichkeit von Zeit- und Kosteneinsparungen und letztlich auch die Anhebung der Qualität.
„Für mich bedeutet Qualität, wenn man alles in Einklang bringen kann“, erklärt er seinen Ansatz. Themen wie Natur, Ressourcen, Klima sind ihm nicht fremd. Der ausgebildete Geowissenschaftler befasst sich beruflich am Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg unter anderem mit Themen wie Bodenwasserverfügbarkeit oder Trockenstress bei Bäumen. Insofern lag die Übernahme der Aufgabe als Platzwart nahe, als man An der Pinnau eine neue Vorstandschaft wählte.
Jedes Detail wird hinterfragt
„Seit Ende August letzten Jahres beschäftigen wir uns im Club mit vielen Veränderungen,“ erklärt die neu gewählte Präsidentin Brigitta Wurnig. „Wir haben in den ersten drei Monaten ganz viele Steine umgedreht.“ Zielsetzung ist auf der einen Seite eine noch höhere Mitgliederzufriedenheit, andererseits aber auch die Gewinnung von Neumitgliedern.
Das Thema Golf & Natur spielt dabei eine wesentliche Rolle. Schütt mangelt es nicht an Ideen: Im Moment denkt er zum Beispiel über den Einsatz von Schafen nach, um die Bewirtschaftung der Extensivflächen zu optimieren. Er könnte sich eine Renaturierung der Pinnau zumindest in dem Bereich vorstellen, der entlang der Golfplatzflächen liegt. Die Vernetzung von Biotopen ist aus seiner Sicht ausbaufähig, vor allem aber geht es ihm auch um eine Verbesserung der Kommunikation.
„Die Information über die Maßnahmen ist entscheidend, weil wir nur dann Verständnis schaffen,“ erklärt er. Schließlich mangelt es dem Verein ja nicht an bereits durchgeführten Projekten: Im vergangenen Jahr wurde mit Hilfe von GPS-Punkten ein Rettungswegeplan der Golfanlage realisiert. Die Ernte auf der Streuobstwiese zugunsten karitativen Zwecken verlief wieder gut. Daneben gelang es, zahlreiche Clubmitglieder für Mitmachaktionen zu begeistern. Die Befreiung der Flachwasserbiotope von Verbuschungen etwa sorgte dafür, dass das Greenkeeping-Team wesentlich entlastet wurde. Solche positiven Ergebnisse, so Schütt, sollen in Zukunft verstärkt kommuniziert werden, um klar zu machen, dass von einer sinnvollen Kombination von Projekten sowohl die Golfer als auch die Natur profitieren.
Mehr Vielfalt bei den Abschlägen
Seine Kollegin Magdalena Overmann setzt als Zweite Vorsitzende auf das gleiche Konzept: Information und Kommunikation sollen dem Club mit seinen rund 1300 Golferinnen und Golfern sinnvolle Neuerungen erleichtern. Ein neues Konzept der Abschlags-Boxen ist dabei ein wesentlicher Aspekt. Gender-free heißt die Losung, die international längst eine große Rolle spielt, auf deutschen Golfanlagen aber bis dato kaum angekommen ist. Es geht darum, über die Vermessung unterschiedlicher Abschläge, jedem Spieler eine Vielzahl von Kurs-Optionen zu geben. Damit werden Frauen nicht mehr auf die roten und blauen Abschläge fixiert, die Herren nicht mehr auf Gelb und Weiß. „Die Farben sind so sehr in den Köpfen verankert,“ resümiert Overmann die bisherige Diskussion des Themas. Sie hat erkannt: Hier eine Änderung einzuführen, ist nicht einfach.
„Wir werden dieses Jahr eine Projektgruppe bilden, die sich mit dem Thema befasst. Das Thema muss vernünftig vorbereitet werden. Grundsätzlich geht es uns aber darum, den Mitgliedern mehr Spaß am Spiel zu ermöglichen und mehr Vielfalt zu bieten.“ Am Ende, so ihre Überzeugung, würden vor allem die zahlreichen Mitglieder, die nicht in Mannschaften spielen, von diesem nachhaltigen Ansatz profitieren.
Einen fixen Zeitpunkt für die Einführung hat sich die Vorstandschaft noch nicht gegeben. Veränderungen, so Wurnig, seien schließlich immer ein Prozess. Ein Verein sei zwar budgettechnisch ein kleines Unternehmen, am Ende gehe es hier aber viel mehr um persönliche Zuwendung als in der Wirtschaft. Sonst, so weiß sie, gerät ein Veränderungs-Prozess ganz schnell ins Stocken.
Fotos: GC An der Pinnau