Alle vier Jahren treffen sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt zur International Turfgrass Research Conference, um Informationen über den Stand der Grasforschung auszutauschen. Wir haben mit Anne Mette Dahl Jensen, Produktentwicklungsmanagerin bei DLF, einem globalen Saatgutunternehmen, das sich mit Rasen befasst, nach der jüngsten Internationalen Rasengras-Forschungskonferenz ITRC2025 in Karuizawa, Japan, über die aktuellen Trends in der Branche gesprochen.
Sie sind gerade von der ITRC zurückgekehrt. Was war Ihrer Meinung nach das dominierende Thema in diesem Jahr?
Dahl Jensen: Das übergeordnete Thema war Nachhaltigkeit und Technologie – insbesondere im Hinblick auf die Züchtung und Pflege von Rasengras.
Was sind die wichtigsten Märkte, die die Rasengrasindustrie heute antreiben?
Dahl-Jensen: Wir unterteilen den Markt im Allgemeinen in zwei Bereiche: den Verbrauchermarkt, zu dem Hausrasen und Privatgärten gehören, und den professionellen Markt, wie Golfplätze, Fußballplätze, Cricketplätze und andere Sportanlagen. Der Verbrauchermarkt ist zwar volumenmäßig größer, aber der professionelle Bereich ist derjenige, auf den sich die meisten Innovationen und Forschungen konzentrieren, insbesondere auf Konferenzen wie dieser.
Wie hat sich der Klimawandel auf die Entwicklung von Rasen auswirkt?
Dahl-Jensen: Er hat die Dinge definitiv komplexer gemacht. Früher hatten wir Zugang zu Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und unbegrenztem Wasser – der Schwerpunkt lag auf der Ästhetik: Dichte, Farbe und Aussehen. Heute, insbesondere in Europa, gelten strenge Vorschriften für den Einsatz von Pestiziden und den Wasserverbrauch. Das bedeutet, dass wir Gräser brauchen, die trockenheitstolerant und krankheitsresistent sind und weniger Input benötigen. All diese Eigenschaften müssen in einer einzigen Pflanze gezüchtet werden – was den Züchtungsprozess erheblich komplizierter macht.
Gibt es Regionen, die mit diesen Herausforderungen leichter zurechtkommen als andere?
Dahl-Jensen: Nicht wirklich. Jede Region hat ihre eigenen Schwierigkeiten. In Japan und Teilen Asiens werden Warmjahresgräser wie Zoysia und Bermuda verwendet, die Hitze und Salzgehalt vertragen, aber dennoch mit Krankheitsproblemen zu kämpfen haben. In Nordeuropa sind wir beim Einsatz von Herbiziden und Fungiziden eingeschränkt, sodass Unkraut und Krankheiten ein großes Problem darstellen. Südeuropa hat mit Übergangszonen zu kämpfen, die zusätzlichen Stress verursachen. Selbst die USA, wo es weniger Einschränkungen gibt, stehen vor Herausforderungen – allerdings oft aus einer anderen Perspektive.
Bei Golfausrüstung dominieren die USA die globalen Trends. Ist das auch bei der Saatgutentwicklung der Fall?
Dahl-Jensen: Nicht in gleichem Maße. Zwar werden viele in den USA gezüchtete Sorten in Regionen wie Südeuropa, den Nahen Osten oder Japan exportiert, aber das ist kein allgemeiner Standard. US-Züchter konzentrieren sich oft auf dunkelgrüne, optisch ansprechende Sorten – und diese sind in bestimmten Regionen aus ästhetischen Gründen beliebt, auch wenn sie agronomisch nicht ideal sind. Tradition und optische Vorlieben spielen bei der Sortenauswahl eine große Rolle.
Was war Ihre wichtigste persönliche Erkenntnis aus der Konferenz?
Dahl-Jensen: Für mich hat sich bestätigt, dass der Weg, den wir in Europa eingeschlagen haben – mit einem stärkeren Fokus auf nachhaltigem Rasen und reduziertem Pestizideinsatz – der richtige ist. Was mich überrascht hat, ist, dass viele internationale Forscher sich immer noch sehr auf die Optimierung des Pestizideinsatzes konzentrieren, anstatt nach Alternativen zu suchen. Es wird immer noch zu wenig Wert auf pestizidfreie Bewirtschaftungsstrategien gelegt.
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Werden die gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden bei diesen Konferenzen jemals diskutiert?
Dahl-Jensen: Kaum. Das Thema Gesundheit ist einfach kein Teil der Mainstream-Diskussion. Vielleicht wurde es in einer Sitzung angeschnitten, aber es steht nicht im Mittelpunkt.
Gab es wichtige Themen im Zusammenhang mit Krankheiten oder Züchtung, die besonders hervorstachen?
Dahl-Jensen: Ja, auf jeden Fall. Eine ganze Sitzung, an der ich teilgenommen habe, befasste sich mit Rasenkrankheiten, und zwei von drei Vorträgen drehten sich um Dollar Spot. Diese Krankheit ist mittlerweile eine der wirtschaftlich schädlichsten Rasenkrankheiten weltweit – wir beobachten sie in den USA, Europa und sogar in den nordischen Ländern. Ein weiteres wichtiges Thema war Wasser – sowohl im Hinblick auf die zunehmende Dürre, Einschränkungen bei der Bewässerung und die sinkende Qualität des Bewässerungswassers. Dies ist weltweit zu einem zentralen Thema geworden und hat seit der letzten Konferenz vor vier Jahren noch an Bedeutung gewonnen.
Haben Sie den Eindruck, dass die Golfbranche mit diesen Entwicklungen Schritt hält?
Dahl-Jensen: Das Bewusstsein wächst. Bei den letzten Konferenzen gab es Seminare speziell für Praktiker, an denen viele Vertreter der Golfbranche teilnahmen. Das Problem ist jedoch, dass wir immer noch nicht über genügend regionsspezifische Forschungsergebnisse verfügen – insbesondere in Europa. Viele US-amerikanische Studien lassen sich nicht direkt auf unsere Bedingungen übertragen, und ihre Anpassung kann irreführend sein. Der Klimawandel schreitet schneller voran, als unsere Forschung mithalten kann.
Wie lange dauert es tatsächlich, eine neue Grassorte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen?
Dahl-Jensen: Von Beginn der Züchtung bis zur Markteinführung dauert es etwa 10 bis 15 Jahre. Deshalb sind Veranstaltungen wie diese Konferenz so wertvoll – sie helfen dabei, die dringendsten Herausforderungen zu identifizieren, damit wir schon heute mit der Züchtung beginnen können, um die Probleme zu lösen, mit denen wir in 10 bis 15 Jahren konfrontiert sein werden.