Jetzt legt der Maulwurf richtig los
„Stollengräber aus Leidenschaft“ nannte die Deutsche Wildtier Stiftung 2020 den Maulwurf. Damals war er Tier des Jahres.
Die Begeisterung für den Maulwurf auf Golfplätzen hält sich in Grenzen. Schließlich sind die frisch aufgeworfenen Hügel Erde auf Abschlägen und Fairways bei so manchem Golfer eher ein Grund für Entsetzen. Vor allem im Januar, Februar, wenn der kleine Maulwurf mit seiner spitzen Schnauze und den breiten Schaufeln während der vergangenen Monate so richtig losgelegt hat. Mit viel Glück ist er bei seinen Stollenarbeiten ins Rough ausgewichen, wo er niemand stört.
Maulwurf beweist aktives Bodenleben
„Maulwürfe finden wir auf Golfplätzen vor allem auf nährstoffreichen Böden“, erklärt Gunther Hardt, der beim Deutschen Golf Verband das Programm Golf und Natur mitbetreut. „Er kommt meistens im Herbst und ist dann über den Winter aktiv, bis die Vegetationszeit startet.“ Die Forderung vieler Golfer, dem Maulwurf, der sich vor allem von Regenwürmern, Insekten, Larven und Schnecken ernährt, per Falle beizukommen, wehrt Hardt nachdrücklich ab. „Grundsätzlich beweist das Vorkommen des Maulwurfes erst einmal, dass das Bodenleben intakt ist.“ Und: Sobald die Greenkeeper mit den Mäharbeiten auf Fairways und Grüns beginnen, ist der Maulwurf ohnehin meist stark gestört und irritiert – er sucht sich ein anderes Betätigungsfeld.
Wirklich wirksam, so die Einschätzung von Bernd Walther von Erminea in Deutschland, dessen Firma sich auf die Beratung und Lösungssuche bei Problemfällen wie etwa mit dem Maulwurf spezialisiert hat, ist dieser Ansatz allerdings langfristig nicht. „Der Maulwurf weicht in einen anderen Bereich seines Gangsystems aus, wenn es laut wird, bei Nacht ist er dann aber auch wieder zurück.“ Der Einsatz von Mährobotern, der nach Ansicht einiger Golfanlagen hier positive Ergebnisse bringe, könne noch nicht als nachhaltige Lösung gegen Maulwürfe verifiziert werden.
Strenge Regeln für den Fang
Ein Irrglaube ist, dass der europäische Maulwurf zu den bedrohten Arten zählt. Er wird zwar in der Roten Liste geführt, ist aber ungefährdet, sein Bestand wird sogar als „häufig“ angegeben. Trotzdem gilt: Das Fangen, Verletzen und Töten des Tieres ist nach der Bundesartenschutzverordnung nicht erlaubt. Nur mit Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde ist unter der Voraussetzung, dass dafür eine sogenannte sachkundige Person im Umgang und im Umgang von Wirbeltieren herangezogen wird, das Fangen lebender Maulwürfe mit bestimmen Fallen möglich. Auch mit Maulwurfsgittern, die das Graben des Ganges nicht verhindern, wohl aber das Aufwerfen von Hügeln, wird manchmal geworben – wobei hier klar ist: Auf der riesigen Fläche eines Golfplatzes sind die Gitter kaum anwendbar.
Sandiger Boden und weniger Wasser
Was bleibt, um einerseits den Maulwurf zu schützen und andererseits die Top-Qualität von Abschlägen und Fairways nicht zu gefährden: Die Lösung ist ein nährstoffärmerer Lebensraum, in dem sich der Maulwurf schlichtweg nicht so wohl fühlt. Für Golfanlagen in der Regel ohnehin ein passender Ansatz, weil ein Boden mit mehr Sand, weniger Humus und damit weniger Regenwürmern im Boden auch der Qualität des Platzes und der Ressourcenschonung zu Gute kommt. Schließlich geht damit in der Regel auch ein Beregnungsmanagement einher, das weniger Wasserverbrauch vorsieht.
In solch‘ einem Fall verzieht sich der Maulwurf dann gerne in einen Lebensraum, der deutlich mehr Futter zu bieten hat. Eine Lösung also, die zweifellos Geduld sowie ein langfristiges Pflege- und Wasserkonzept erfordert, mit der man aber zwei Klappen schlägt: Die Maulwurfshügel verschwinden und die Qualität der Spielflächen steigt obendrein.