Biodiversitäts-Lexikon: J wie Jungvogel
Die sichbarsten Jungvögel auf Golfplätzen sind in der Regel kleine Enten oder Gänse. Tatsächlich aber leben auf Golfplätzen deutlich mehr Vogelarten, die zwischen Roughs, Hecken und Baumgruppen brüten. Für viele Vogelarten sind Golfplätze heute unverzichtbare Rückzugsorte geworden. Gerade in intensiv genutzten Agrarlandschaften bieten sie Strukturen, die anderswo fehlen: extensiv gepflegte Wiesen, ungemähte Böschungen, alte Bäume oder kleine Gewässer. Diese Vielfalt macht Golfplätze zu überraschend wertvollen Lebensräumen für Brutvögel – und insbesondere für deren Nachwuchs.
Lebensnotwendigkeiten der Jungvögel
Für Jungvögel ist vor allem eines entscheidend: ein strukturreicher Lebensraum mit ausreichendem Nahrungsangebot und geschütztem Rückzugsraum. In der Nestlingsphase sind Insekten, Spinnen und andere kleine Wirbellose die wichtigste Nahrungsquelle. Deshalb ist ein naturnahes Flächenmanagement auf Golfanlagen – etwa der Verzicht auf Pestizide, insektenfreundliche Bepflanzung und Blühstreifen – von großer Bedeutung. Unmittelbar nach dem Ausfliegen sind Jungvögel zudem auf sichere Deckung angewiesen. Dichtes Buschwerk, hohe Gräser und Totholzbereiche bieten ihnen Schutz vor Fressfeinden wie Katzen oder Greifvögeln.
Auch die Mähpraxis spielt eine Rolle: Wird während der Hauptbrutzeit im Mai und Juni großflächig gemäht, können Gelege zerstört und flügge gewordene Jungtiere verletzt oder gestört werden. Eine angepasste Mähstrategie – gestaffeltes Mähen, Schonstreifen oder erhöhte Schnitthöhen – kann helfen, Verluste zu vermeiden.
Bedeutung für die Biodiversität
Jungvögel sind mehr als der Nachwuchs einzelner Arten – sie stehen für den Fortbestand ganzer Vogelpopulationen. Ihre Anzahl und ihr Überleben sind wichtige Indikatoren für den ökologischen Zustand eines Lebensraums. Golfplätze, die naturnah gestaltet und gepflegt werden, leisten so einen konkreten Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.
Besonders Arten wie Rotkehlchen, Amsel, Zilpzalp oder Gartenrotschwanz profitieren von den Mosaikstrukturen der Golfanlagen. Aber auch gefährdete Arten wie der Neuntöter oder die Heidelerche wurden schon auf extensiv gepflegten Arealen beobachtet. Jede erfolgreiche Brut stärkt die Population – und die Jungvögel von heute sind die Brutvögel von morgen.