BioBlitz – das ist das Schlagwort, das für ein 24-Stunden-Projekt steht, das Golfer und Nicht-Golfer für das Thema Biodiversität sensibilisieren soll. Darunter versteht man eine zeitlich begrenzte Aktion, bei der Biodiversitäts-Experten gemeinsam mit Interessenten aller Altersklassen ein begrenztes Gelände auf vorhandene Tier- und Pflanzenarten untersuchen. Dabei sollen bewusst Kinder oder Erwachsene angesprochen werden, die keine Experten in Sachen Fauna und Flora sind.
In Carnoustie, dem schottischen Golfclub, der als Austragungsort von The Open internationalen Weltruf genießt, sind Craig Boath, der Superintendent, und Jodie Docherty, Nachhaltigkeits-Managerin, Experten, wenn es um die Durchführung eines Bioblitzes geht. 2024 führten sie zum ersten Mal einen BioBlitz auf der Anlage durch, dieses Jahr folgte die Wiederholung. Dabei profitiert die Golfanlage, die seit Jahren positiv durch ihre verschiedenen Community-Projekte auffällt, von ihren guten Kontakten zu Naturschutzorganisationen, Schulen oder anderen Vereinen.
INSERT_STEADY_NEWSLETTER_SIGNUP_HERE
Abgesehen von erstklassigen Golf-Löchern hat Carnoustie eben viel zu bieten: Der BioBlitz startete mit Delphin-Beobachtung am Meer, beinhaltete Spaziergänge mit Umweltschützern, die Suche nach Motten und Fledermäusen im Dunkeln. Man konnte Libellen beobachten oder Vogelstimmen identifizieren.
Das Ergebnis nach 24 Stunden war beachtlich: 265 verschiedene Arten wurden gelistet. 60 % der 57 Vogelarten gelten in Schottland zumindest als gefährdet. „Dieses Jahr hatten wir 58 Teilnehmer, es wäre klasse, wenn wir diese Zahl verdoppeln könnten“, spricht Docherty über die Zielsetzung des Projektes für die Zukunft. Knapp 60 Teilnehmer, das hört sich für eine erfolgsverwöhnte Golfanlage wie Carnoustie erst einmal nach einer überschaubaren Zahl an.
Tatsächlich aber lernen Organisatoren eines BioBlitzes aber sehr schnell, dass es weit schwieriger ist, Golfer oder Nicht-Golfer, die noch keine Naturschutzexperten sind, einen Tag lang für eine Teilnahme an Fauna- und Flora-Beobachtungen zu begeistern. Termine kommen dazwischen, das Wetter ist schlecht – anders als eine vorab gebuchte und bezahlte Golfrunde ist eine Naturkunde-Exkursion freiwillig und fordert den Organisatoren deshalb viel Engagement ab. Hier geht es nicht um kurzfristige Einnahmen, das schnelle Win-Win-Programm sondern um langfristige Bindung an Carnousties Golfplätze. Die Kundschaft ist nicht der zahlungskräftige Greenfeegast, sondern eher das eigene Clubmitglied oder die Bewohner von Carnoustie.
“Wir versuchen viel mit den Schulen zu machen, erläutert es Jodie Docherty. Sie sind die Zukunft. Die Kinder werden irgendwann hier arbeiten, hier Golf Spielen oder sich für Carnoustie einsetzen.“ Sie sind also jede Mühe wert. Kinder sind auch für Kate Torgersen, Mitinhaberin der australischen Beratungsfirma Environmental Golf Solutions, eine wichtige Zielgruppe: „Wenn man die Aktion für alle Altersklassen öffnet, ermöglicht man verschiedenen Generationen, zum Beispiel Großeltern und Enkeln, gemeinsam etwas zu unternehmen.“
Kosten verursacht der BioBlitz eigentlich kaum. Getränke und Snacks gibt es für zwischendurch, die Plakatwerbung kostet ein paar Pfund. Aber die Experten von den Naturschutzorganisationen, die Fledermäuse, Falter oder Pflanzen erklären, tun dies ehrenamtlich. „Letztes Jahr hatten wir eine Gruppe Mädchen hier, die zuhause unterrichtet werden und zwischen vier und zwölf Jahren alt waren. Die waren so motiviert – das hat richtig Spaß gemacht“, erinnern sich die zwei Organisatoren, die bereits jetzt in der Planung für 2026 sind.
Reporting nicht vergessen
Für Kate Torgersen entfaltet ein BioBlitz seine volle Wirkung erst dann, wenn auch die Aufbereitung des Projekttages nicht vergessen wird. Wer auf die detailliert gestalteten Seiten blickt, auf denen der Erfolg des Jahres 2025 in Carnousite dargestellt wird, erkennt, dass Boath und Docherty viel am Gelingen des BioBlitz liegt. „Unsere Mitglieder und lokalen Golfer wissen ja alle, was wir hier so beim Thema Biodiversität machen“, erklärt Boath. Entlang der insgesamt drei Golfplätze gibt es eine Vielzahl verschiedener Lebensräume, die das Greenkeeping-Team schützt und entwickelt.
Der Bio-Blitz ist für sie die Gelegenheit alle Nicht-Golfer darauf aufmerksam zu machen, was die Golfanlage für die Artenvielfalt leistet: „Wir interagieren mit Menschen, die hier noch nie waren, es ist eine völlig neue Gruppe von Menschen, die wir hier mit dem Golfsport bekannt machen und die mit dem BioBlitz erkennen, was wir hier machen.“
Tipps zum BioBlitz
- Die Naturschutz-Experten sollten im Januar und Februar angesprochen werden, damit sie sich den Termin freihalten können.
- Integriere lokale Gruppierungen und verschiedene Altersklassen: Das können zum Beispiel Lehrer und Schüler, Kindergartengruppen, Naturschutzverbände oder auch andere Sportvereine sein.
- Beachte bei der Terminwahl Ferienzeiten. Dann sind viele Kinder und ihre Eltern verreist.
- Achte darauf, dass der BioBlitz-Tag bereits frühzeitig in den Jahreskalender des Clubs integriert ist.
- Die Kommunikation des Termins sollte nicht zu kurzfristig beginnen. Achte darauf immer wieder auf den Termin hinzuweisen, egal ob durch Social Media, Aushänge oder direkte Ansprache.
- Während des BioBlitzes kann eine App zur Bestimmung von Pflanzen und Tieren herangezogen werden. Kate Torgersen empfiehlt zum Beispiel iNaturalist.
- Im Anschluss an den BioBlitz sollte unbedingt über die Erfolge der Aktion berichtet werden. Sei es, dass im Rahmen einer weiteren Veranstaltung für die Teilnehmer, die ermittelten Daten dargelegt werden oder dass ein Report veröffentlicht wird.








