An der Basis: Greenkeeping mit Blick für Details
Eigentlich trennen die Beiden Welten. Der eine steht im oberbayerischen Bad Tölz vor seiner Gerätehalle neben den Fairwaymähern und blickt ins Voralpenland. Der andere steht an der Abbruchkante neben dem 13. Grün und zeigt mit dem Arm auf das Festland jenseits der Flensburger Förde. „Da drüben ist Dänemark.“ Frank Hansen ist Head-Greenkeeper im Förde-Golf-Club Glücksburg. Sein Kollege Manfred Beer arbeitet auf der gleichen Position mehr als 1000 Kilometer entfernt im GC Isarwinkel.
Wer über engagiertes Greenkeeping unter nicht immer einfachen Vorgaben und über die Förderung des Umweltgedankens auf Golfanlagen spricht, ist bei den Herren an der richtigen Stelle. Seit 25 Jahren macht Beer diesen Job in Oberbayern, sein Kollege Hansen ist mit der Anlage in Schleswig-Holstein ähnlich verwachsen, inzwischen arbeitet schon sein Sohn mit im Greenkeeping-Team.
Engagement und Kreativität bei der Basisarbeit
So extrem die räumliche Distanz, so ähnlich sind sich die Voraussetzungen in vielerlei Hinsicht. Sowohl der Förde-Golf-Club Glücksburg als auch der GC Isarwinkel gehören zu den Vorreitern im Programm Golf & Natur des Deutschen Golf Verbandes, beide sind mehrfach mit Gold re-zertifiziert. In beiden Fällen trifft man aber auf Clubs, die finanziell nicht aus dem Vollen schöpfen und nicht zu den häufig genannten deutschen Vorzeigeanlagen zählen. Der GC Isarwinkel betreibt eine Neun-Loch-Anlage mit einem Sechs-Löcher-Kurzplatz, die im harten Wettbewerb mit diversen Anlagen im Münchener Süden steht. In Glücksburg, Deutschlands nördlichstem Golfclub, entstand die 18-Löcher-Anlage auf ehemaligem landwirtschaftlichen Gelände ohne Golfplatzdesigner mit einfachen Bauvorgaben ab 1972. Die Schwachstellen, die sich daraus ergaben, hat Hansen mit seinem Team in den Jahren danach dann selbst umgebaut.
„Selbst machen“ ist ohnehin die Losung auf beiden Anlagen. Beer sitzt in seiner Werkstatt – er ist eigentlich gelernter Mechaniker – und erzählt von der Kombination aus Platzpflege und seinen Projekten für mehr Artenvielfalt. „Eine qualitativ hochwertige Pflege der Fairways und Grüns ist für einen Greenkeeper Pflichtprogramm, die Kür betrifft alles, was darum herum gemacht wird.“
„Roughflächen ordentlich organisieren“
Die kleinen Dinge, die umsetzbar sind, die angepasst sind an die örtlichen Verhältnisse machen am Ende den Unterschied – auch ohne große finanzielle Mittel. In Isarwinkel hat sich Beer zum Beispiel für einen großen gemischten Heckensaum an einer Grundstücksgrenze entschieden, die kleinen Wiesenflächen an Böschungen pflegt er, kleine Orchideen am Fairwayrand sperrt er im Sommer ab, damit sie beim Mähen nicht herunterrasiert werden. „Man wächst ja mit der Anlage mit, dabei lernt man herauszufinden, was für das jeweilige Gelände passt.“ Entscheidend, so sein Rat an Kollegen, die gerade erst anfangen, sich mit dem Thema Biodiversität zu beschäftigen, sei es, eine langfristige Planung zu entwickeln und erst einmal die Flächen zu analysieren. „Grundsätzlich macht es Sinn, weniger zu machen, aber das dann ordentlich“, resümiert Manfred Beer, der neuen Kollegen in seiner Funktion als Vorsitzender beim Greenkeeper Verband Bayern auch empfiehlt, „zum Beispiel erst einmal die Roughflächen ordentlich zu organisieren.“
Streuobstwiesen haben sie im Norden wie im Süden angelegt, auch wenn das Zuschneiden der Bäume viel Arbeit bedeutet. Auch das Thema Wasser beschäftigt beide. Zum Glück sind beide Anlagen autark, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Während man im GC Isarwinkel einen großen Speicherteich hat, mit dem man auskommen muss, versorgt sich der Förde GC Glücksburg über eigene Brunnen. „Wir schöpfen das Volumen nicht aus“, sagt Hansen. Beer dagegen ist in den vergangenen Trockensommern durchaus an seine Grenzen gestoßen – „da waren Phasen dabei, wo es vielleicht noch für eine Woche gereicht hätte.“ Inzwischen hat er aus dem Clubetat ein Bodenfeuchtemessgerät angeschafft – „die Arbeitsweisen ändern sich, Daten spielen eine immer größere Rolle. Da muss man mitgehen.“