Winterdürre auf Plätzen in New Jersey und New York
In New Jersey redet man dieser Tage nicht über Schneestürme oder eisige Kälte sondern über Wasser. Rot leuchtet der Pfeil auf dem staatlichen Dürremonitor. Seit Mitte November gilt in den Bundesstaaten New York und New Jersey eine Dürrewarnung. Der Oktober war der trockenste in der Geschichte seit Beginn der Aufzeichnungen. Während für New York allerdings nur Warnstufe zwei ausgerufen wurde, ist New Jersey mit einigen Regionen in Stufe 3 gerutscht. Noch geht es auch hier vorrangig um die eigenständige Einschränkung von Bürgern und Unternehmen. Erst in Stufe 4 kappen die Behörden dann wirklich sukzessive das Wasser.
Für die Greenkeeper in der Region aber ist der tägliche Blick auf den Dürremonitor Standard geworden. „Seit Ende Oktober haben wir eigentlich mit extremer Dürre zu tun“, stellt Doug Warner fest, Superintendent im East Hampton Golf Club. Der erfahrene Superintendent, der vorher im Maidstone GC auf Long Island für den Platz verantwortlich war, kann sich an Zustände wie in diesem Jahr nicht erinnern. Normalerweise ist der Wasserverbrauch im Winter kein Problem. Schließlich sinken die Temperaturen, das Gras braucht keine Beregnung. Bevor es friert, wird die Beregnungsanlage ohnehin für den Winter präpariert. „Das ist mit Abstand die größte Wassermenge, die ich im Verlauf meiner Karriere jemals so spät im Jahr gebraucht habe“, lautet Warners Resümee.
Seine Kollegin Jennifer Morris, Superintendent im Westlake Golf und Country Club, ebenfalls schon fast 20 Jahre in der Golf Course Superintendent Association of America, sieht das genauso. Dabei ist die Ausgangslage auf den beiden Golfanlagen durchaus unterschiedlich: Morris kann auf Speicherteiche und eine Genehmigung für die Entnahme von Grundwasser zurückgreifen. Der East Hampton Golf Club bezieht, so wie in der Region durchaus nicht ungewöhnlich, städtisches Leitungswasser, das der Club bezahlt.
Design und Boden machen großen Unterschied
Allerdings ist die Herangehensweise beim Thema Beregnung bei den Anlagen von Grund auf unterschiedlich. Der East Hampton Golf Club wurde – auch aufgrund des sandigen Untergrunds – von Beginn an als klassischer Platz geplant, der auf vergleichsweise harte Fairways und wenig Beregnung setzt. „Die Mitglieder hier finden dieses eher klassische Design gut, sie haben kein Problem damit, wenn die Fairways nicht wirklich grün sind, sondern eher bräunlich,“ stellt Warner erleichtert fest.
Anders im Westlake Golf und Country Club, ein klassischer Parkland Kurs innerhalb einer sogenannten Golf-Community, wo von Grund auf mehr beregnet wird. „Die Käufer der Häuser haben hier auch in der Erwartung gekauft, dass sie auf grüne Roughs und einen grünen Golfplatz blicken“, weiß Morris. Damit einher gehe eben oft auch die Erwartung, dass selbst Roughflächen neben den Fairways gewässert werden. Sie selbst versucht nun, sowohl den Wasserverbrauch zu reduzieren und gleichzeitig den Erwartungen der Mitglieder und Bewohner gerecht zu werden.
Reduzierung von Flächen
Mit dem Wassersparen haben beide Superintendents ohnehin nicht erst mit Beginn der Trockenphase in diesem Jahr begonnen. Von 2022 auf 2023 haben wir den Wasserverbrauch bereits um 6 Millionen Gallonen gesenkt, erklärt Warner zufrieden. „Viele beregnete Flächen, die überflüssig waren, wurden aus der Beregnung genommen“. 2023 lag der jährliche Wasserverbrauch deutlich unter 100.000 Kubikmetern.
Warner ist ein Fan „minimalistischer Bewässerung“ unter amerikanischen Vorgaben, hat im Detail die Beregnung von Tees und Grüns optimiert und das System mit seinem Beregnungstechniker verfeinert. Top-Qualität wird in dem Privatclub durchaus erwartet, allerdings nicht über grüne Farbe definiert.
„Es ist wirklich wichtig, dass wir die Golfer mit dem Thema bekannt machen und sie unterrichten“, findet Jennifer Morris, die wohl weiß, dass Qualität gerade beim Normalgolfer häufig mit dem Farbton Dunkelgrün gleichgesetzt wird. Schließlich sei vielen der Golfer nicht klar, welche Auswirkungen die Trockenheit auf den Golfplatz habe. „Wir sehen seit Jahren, dass sich das Wetter verändert und versuchen uns anzupassen.“
Wasserverbrauch wird zum Imageproblem
Schließlich besteht auch in New York und in New Jersey immer die Gefahr, dass gerade die Golfplätze und ihre Bewässerung ins Licht der Öffentlichkeit geraten, wenn es um zu hohen Wasserverbrauch geht. „Wir versuchen die Industrie hier auf positive Weise zu repräsentieren“, lautet Morris Bilanz für den Westlake Golf und Country Club. Die Tatsache, dass der Club in ein komplett neues Beregnungssystem investiert hat, war hilfreich. Trotzdem klingt sie ein wenig skeptisch, wenn es um die Zukunft geht.
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News & Trends rund um das Thema Nachhaltigkeit im Golfsport
Aufgrund der enormen Dichte an Golfanlagen auf New Jersey geraten die Betreiber der Plätze immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Bedminster Golf Club, einer der Trump-Golfplätze, musste deshalb 2020 bei einer öffentlichen Anhörung erläutern, warum er weiterhin rund 240.000 m³ Kubikmeter Wasser pro Jahr verbrauchen wolle, übrigens mehr als dreimal so viel als die Menge, die etwa im East Hampton Golf Club gebraucht wird.
Elliot Dowling, Regional Director der East Region der USGA, weiß wie unterschiedlich die Golfszene in der Region aufgestellt ist: Von Brunnenwasser, über Grundwasser bis zu Trinkwasser werden nach seinen Aussagen unterschiedliche Wasserquellen benutzt. Selbstversorgung beim Thema Wasser sei inzwischen ein großes Thema. „Die meisten Plätze haben zumindest unter normalen Bedingungen genügend Wasser in Teichen oder aus Quellen. Die Plätze in der Region erkennen die Bedeutung des Themas Selbstversorgung und sind dabei, zusätzliche Quellen zu finden oder ihre Speicherteiche auszuweiten.“
Zum Glück ist Winter
Jetzt kommt der Golfindustrie erst einmal der Winter zu Hilfe. Die Beregnungsanlagen werden ohnehin abgestellt, Golfer sind nur noch selten auf den Plätzen. Zumindest in New York ist bereits Schnee gefallen. Die Hoffnung ist groß, dass auch der Wassernotstand verschwindet.
Gleichzeitig aber herrscht Gewissheit, dass das Thema Wassermanagement selbst dieser Region im Nordosten der USA erhalten bleibt. Längst gibt es staatliche Water Conservation Guidelines for Golf Courses. Das Thema Dürre, so die Erkenntnis, ist nicht automatisch ein Sommer-Thema oder eines, das Staaten wie Arizona, Nevada, Kalifornien der New Mexico vorbehalten ist. Zeit sich an andere Farben zu gewöhnen. Dunkelgrün ist definitiv out.