Vision 2050: Die Zukunft des Golfsports ist positiv
2050 ist das Jahr, in dem ich mein eigenes Jubiläum feiern werde: 60 Jahre Golferin. Mit dann 84 Jahren stelle ich fest: Die Golfplätze sind kürzer geworden, der Längenwahn der Jahrtausendwende mit seinem überbordenden Ressourcenverbrauch hat längst ein Ende genommen. Leichter ist das Spiel allerdings nicht geworden. Die fehlende Länge gleichen die Golfplatz-Architekten jetzt durch knifflige Grüns aus.
2050 ist Jahr, in dem Golf in vielen Bereichen der Erde als Outdoorsport gefeiert wird. Der Sport hat sich komplett gewandelt, angepasst an den Klimawandel. Rückblickend zeigt sich: Der Beginn dieser Transformation war schwierig. Auch der Golfer ändert sich eben nicht gerne.
Der Golfsport ist ein Chamäleon
Aber im Jahr 2050 erkennen wir: Der Golfsport ist ein Chamäleon. Er ist anpassungsfähig. Seine größte Schwäche, dem Klima und der Natur vollends ausgeliefert zu sein, ist gleichzeitig seine größte Stärke: Für den Golfsport hat es schon zu Queen Marys Zeiten in Schottland nicht viel mehr gebraucht als sandigen Boden, Gras, Wind und Sonne und Regen. Das klingt rudimentär, wenn wir darüber nachdenken, wie viel technischen Aufwand, wie viel Investitionen, wie viel Baumaterial und Wasser wir im Jahr 2000 für neue Golfplätze aufgewandt haben. 2050 wissen wir – kleinere Flächen, ressourcenschonender Bau und Pflege, die Umstellung des Wassermanagements haben den Sport wieder wirtschaftlich gemacht und obendrein für Akzeptanz in der Öffentlichkeit gesorgt. Manchmal ist weniger eben mehr.
All‘ dies sind positive Annahmen für den Golfsport 2050. Jenem Jahr, in dem die Europäische Union und die USA klimaneutral sein wollen. Beim Blick auf die täglichen Meldungen von Dürren oder Starkregenfällen, Brandereignissen oder unerträglicher Hitze fällt es dem einen oder anderen vielleicht schwer, an solch‘ positive Visionen zu glauben.
Raus aus dem Reaktionsmodus
Wer die aktuellen Diskussionen um die Herausforderungen im Golfsport verfolgt, wird mit akuten Krisen beim Betrieb einer Golfanlage konfrontiert: Weniger Wasser, keine Pestizide mehr, Kritik am Landverbrauch, dazu Überschwemmungen, Brände, ausbleibende Touristen. Die verantwortlichen Akteure, egal ob im Verband oder im Club, befinden sich angesichts dieser Schwierigkeiten häufig im permanenten Reaktionsmodus. Reflexion wird dann schwierig. Für die braucht es Zeit.
Vision 2050 verstehen wir als Aufforderung an die Golfbranche in die Zukunft des Golfsports zu blicken; ein langfristiges Bild zu entwickeln von einer Sportart, die aus ihrer langen Geschichte gelernt hat, sich auf ihre Stärken besinnt, neue Technologien und wissenschaftliche Ergebnisse verinnerlicht. Das reicht übrigens weit hinaus, über die Ankündigung, 2050 klimaneutral zu sein – egal, ob als Club, Verband oder Event. Was weit mehr zählt, als diese Ankündigung, sind langfristige Strategien.
Der Klimawandel wird bis zum Jahr 2100 bei einer Erderwärmung von zwei Grad erhebliche Herausforderungen für den Golfsport mit sich bringen, von denen so mancher Hotspot des Golfsports wie Kalifornien, Floridas Küsten, Andalusien oder Schottland bereits jetzt heftige Auswirkungen spürt. In anderen Ländern wie Deutschland, der Schweiz oder auch Österreich ist der Klimawandel mit seinen Konsequenzen den Golfern noch nicht so nah gerückt. Das verleitet den einen oder anderen Hobbygolfer, Clubverantwortlichen oder Funktionär dazu, das Nachdenken über Veränderungen auf die lange Bank zu schieben.
Der Status quo ist nicht zu halten
Ein Blick auf überschwemmte Golfplätze in Palm Springs oder Florida, abgebrannte Clubhäuser in Kalifornien und Rauchschwaden über den Golfplätzen Athens oder Teneriffas macht klar, dass der Status quo nicht mehr zu halten ist. Es ist an der Zeit, über Anpassung nachzudenken, über neue Technologien, andere Golfplatz-Architektur, die Zukunft des Golfsports eben.
Vision 2050 soll Denkanstöße liefern von Golfspezialisten, Forschern, Industrielenkern und Spielern, die an die Zukunft eines veränderten Golfsports in einer veränderten Welt glauben. Einmal im Monat wollen wir mit Menschen sprechen, deren Einsicht und Wissen dabei helfen kann, den Golfsport weiterzuentwickeln.
Das Wort Weiterentwicklung bringt dabei die wesentliche Botschaft mit: Ein klimafreundlicher Golfsport kann ein besserer Golfsport sein. Vision 2050 ist für uns eine positive Vision.