Imposant ist der erste Eindruck: Eine üppige rosafarbene Installation am Rande der Bahn 18 des Old Course fällt ins Auge, nachdem man durch eine Eichenallee gefahren ist. Dann sticht das große, preisgekrönte Clubhaus des The Scandinavian Golf Clubs hervor. Henning Larsen, Designer der Kopenhagener Oper, wollte die Brücke schlagen zwischen amerikanischer Golfplatz-Architektur und dänischer Natur.
Letztere ist geprägt von zwei Elementen: Reichlich Wald und reichlich Wasser, beides dominiert die zwei Golfplätze von The Scandinavian, die 2010 eröffnet wurden. Riesige Teiche, kleine Biotope, ab und an ein kleiner Bach. Man ahnt – das Thema Wassermanagement hat bei der Planung des Old und New Course, die etwa 20 Kilometer von der Innenstadt Kopenhagens entfernt liegen, von Beginn an eine große Rolle gespielt. Heute ist die High-End-Golfanlage, deren beide Plätze von verschiedenen Magazinen regelmäßig unter den besten 100 Golfplätzen Kontinental-Europas gelistet werden, ein Paradebeispiel für einen Selbstversorger beim Thema Beregnung.
Dabei hat die Frage der Knappheit von Wasser beim Bau der Golfplätze eigentlich keine Rolle gespielt. Als die drei Investoren Jesper Balser, Peter Bang und Torben Wind, Gründer der Softwarefirma Navision, rund 200 Hektar Fläche eines ehemaligen Militärgeländes in Farum gekauft hatten, wurde schnell klar, dass der schwere lehmige Boden nach Drainagen schrie. „Es ging eigentlich hauptsächlich darum, all‘ die Nässe wegzubekommen“, erklärt Martin Svarree Selck, Deputy Course Manager und für die Zertifizierung der Anlage bei GEO zuständig. Unzählige Kilometer Drainage führen das Wasser in die Teiche, die zu einem Teil auch für die Beregnung der Fairways genützt werden. Zudem wurde beim Bau durch das sogenannte Sandcapping, also den Einbau einer Sandschicht auf allen Fairways, eine bessere Drainage erreicht.
Inzwischen allerdings haben sich die Pflegevoraussetzungen geändert. „2008 war zum Beispiel eindeutig zu heiß“, erinnert sich Svarre Selck. „Generell erleben wir hier immer mehr heiße Phasen.“ Der sandige Boden benötigt nun aber ausreichend Beregnung, damit das Gras wächst. Die Wasserentnahme aus den Oberflächengewässern ist durch die Behörden limitiert.
Angesichts der beiden Golfplätze in einem klassisch amerikanischen Design der Golfplatz-Architektur-Firma Robert Trent Jones II liegt die Vermutung nahe, dass auch im Hochsommer tiefgrüne Fairways der Normalfall sind. Zumal die Mitgliedschaft des Golf-Clubs, dessen Beiträge die höchsten in Dänemark sind, durchaus als anspruchsvoll und weit gereist gilt. „Unsere Mitglieder wissen, dass wir den Golfclub abhängig vom Wetter pflegen. Bei Hitze und Trockenheit passt sich die Farbe an, dann sind die Plätze eher gelblich“, stellt CEO Christian Tage Nyvang Hansen fest. Für ihn ist die Herausforderung klar: Einerseits hat er mit dem The Scandinavian Golf Club ein amerikanisches Topprodukt an der Hand, bei dem die Klientel Qualität auf dem Niveau eines US-Spitzenplatzes erwartet, andererseits erlauben Dänemarks harte Regularien beim Verbrauch von Wasser sowie dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kein Platzmanagement wie es auf den meisten amerikanischen Golfplätzen Standard ist.
Hinzu kommt eine Öffentlichkeit, die Golf in Dänemark als naturnah erlebt, entsprechend wird gerade von Anlagen mit einem hohen Pflegebudget nachhaltiges Management erwartet. Und: Die Beiträge, die sich in Dänemark selbst von einer Top-Anlage erzielen lassen, sind in keinster Weise vergleichbar mit dem amerikanischen Markt. Die hohe Golf-Beteiligungsquote in Dänemark von über 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung liegt auch in der sehr moderaten Preisstruktur begründet. Kurzum: Das Management- und Greenkeeping-Umfeld ist ein komplett anderes als auf einer vergleichbaren Anlage in den USA .
Mit dem Neubau eines 55.000 Kubikmeter großen Speicherteiches am Rande des 14. Loches des New Courses hat man Abhilfe beim Wassernachschub geschaffen. Was auf den ersten Blick wie ein komplett natürliches Reservoir wirkt, ist genau genommen ein Back up für heiße und trockene Sommer, in das drainiertes Wasser von den Bahnen der Umgebung eingeführt wird. An dieser Stelle wirkte der lehmige Unterboden übrigens positiv – auf teure Abdichtfolien konnte man verzichten. Längst haben die Wasservögel auch hier das Reservoir als neuen Lebensraum erobert. „Wenn man hier frühmorgens oder abends vorbeikommt, ist der Ausblick fantastisch“, schwärmt Greenkeeper Svarre Selck.
Für das Thema Biodiversität spielen die zahlreichen Wasserhindernisse eine extrem grosse Rolle. Schon 2005, bevor der Bau der Plätze begann, die an eine Natura 2000 Zone reichen, wurde ein umfangreiches Artenmonitoring erstellt, das letztendlich auch die Planung der Wasserflächen und deren naturnahe Gestaltung beeinflusste. Dänemarks striktes Pflanzenschutzmittel-Gesetz regelt auch, dass Spritzmittel – wenn überhaupt – nur in einem Abstand von maximal zwei Meter Entfernung eingesetzt werden dürfen. Der prohphylaktische Einsatz von Pestiziden ist überhaupt nicht gestattet.
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Das Problem der Bekämpfung von Pilzkrankheiten wie dem Dollarspot macht deshalb auch vor dem Scandinavian Golf Club nicht halt. Mehr Starkregen, höhere Temperaturen und eine insgesamt feuchtere Luft bieten den Pilzen perfekte Lebensbedingungen. Für skandinavische Anlagen ist Dollarspot deshalb seit einigen Jahren eine zunehmende Herausforderung.
„Kommunikation spielt bei uns eine enorme Rolle“, erklärt CEO Hansen die Strategie bei der Außendarstellung. Für ihn besteht die Aufgabe darin, Mitgliedern und Gästen zu erklären, wie amerikanisches Golfplatzdesign, dänische Regularien und ein hoher Qualitätsanspruch zusammenfinden können, wenn obendrein noch der Klimawandel mit seinen unkalkulierbaren Wetter-Escapaden dazu kommt. Am Ende ist das beste Argument wahrscheinlich das Spielerlebnis: In der aktuellen Golf World-Rangliste der Top 100 Plätze in Europa ist der New Course des Scandinavian Golf Clubs auf Position 40 der am besten platzierte Platz des Landes. Der Old Course auf Rang 47 ist die Nummer zwei in Dänemark. Die Überzeugungskraft der Anlage scheint zu stimmen.









Foto: Anna Klopstock, Doktorandin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Fotos: Petra Himmel